Breitrand-Spitzkopfschildkröte, Emydura macquarii, © Bruce C. Chessman
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Petrov - 2024 - 01

Petrov, Kristen, James U. Van Dyke, Arthur Georges, Claudia Keitel & Ricky-John Spencer (2024): Maternal diet influences fecundity in a freshwater turtle undergoing population decline. – Conservation Physiology 12(1): coae033.

Die mütterliche Ernährung beeinflusst die Fruchtbarkeit bei einer Süßwasserschildkröte die unter Populationsrückgängen leidet.

DOI: 10.1093/conphys/coae033 ➚

Breitrand-Spitzkopfschildkröte, Emydura macquarii, – © Bruce C. Chessman
Breitrand-Spitzkopfschildkröte,
Emydura macquarii,
© Bruce C. Chessman

Die Verfügbarkeit von Nahrung bestimmt die Menge an Energie, die Tiere erwerben und für die Fortpflanzung und andere notwendige Funktionen einsetzen können. Weibliche Tiere, deren Nahrungsangebot begrenzt ist, haben daher weniger Energie für die Fortpflanzung zur Verfügung. In diesem Fall können die Weibchen die Häufigkeit der Fortpflanzung oder die Anzahl oder Größe der Nachkommen pro Fortpflanzungszyklus reduzieren. Wir haben untersucht, wie die mütterliche Ernährung die Fortpflanzungsleistung erwachsener weiblicher Breitrandspitzkopfschildkröten (Emydura macquarii) aus vier Feuchtgebieten in Victoria beeinflusst. Zuvor hatten wir festgestellt, dass sich die Ernährung der Schildkröten hinsichtlich der Zusammensetzung von Pflanzen und Tieren zwischen den untersuchten Feuchtgebieten unterscheidet. In dieser Studie untersuchten wir, ob Unterschiede in der Zusammensetzung der Schildkrötennahrung (d. h. Pflanzen und Tiere) in diesen Feuchtgebieten mit Unterschieden in der Gelegemasse, der individuellen Eimasse, der Zusammensetzung der Eimasse und dem Schlupferfolg verbunden sind. Wir stellten fest, dass die Gesamtmasse des Geleges an jedem Standort mit der Körpergröße des Muttertieres zunahm. An Standorten, an denen es kaum Grünalgen gab und E. macquarii hauptsächlich tierische Nahrung nutzte, produzierten die Weibchen im Verhältnis zur Körpergröße kleinere Gelege als an Standorten, an denen es viele Algen gab und die Schildkröten eher Pflanzenfresser waren. Die Masse der einzelnen Eier, die Zusammensetzung der Eimasse und der Schlupferfolg unterschieden sich nicht zwischen den Feuchtgebieten. Die Isotopenanalyse ergab signifikante positive Beziehungen zwischen den Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen (δ13C, δ15N) der Eier und denen der Muttertiere, was darauf hindeutet, dass die Muttertiere ihren Eiern ähnliche Verhältnisse von Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen zuwiesen wie in ihren Geweben. Unsere Studie deutet darauf hin, dass an Standorten, an denen die Weibchen aufgrund des relativen Fehlens von Algen mehr Fleisch fressen, die Weibchen kleinere Gelege produzieren, dass aber andere Aspekte ihrer Fortpflanzung nicht signifikant beeinträchtigt werden. Die Verringerung der Gelegegröße, die mit Unterschieden in der Verfügbarkeit von Nahrungspflanzen und -tieren einhergeht, könnte langfristige Folgen für E. macquarii und andere Süßwasserschildkrötenarten haben, deren Populationen zurückgehen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Studie liefert eigentlich sehr gute Anhaltspunkte für die Haltung und Nachzucht dieser Spezies, da es ja so zu sein scheint, dass Algen einen wesentlichen Beitrag zur Ernährung und Fortpflanzungsleistung beitragen können. Aber in der Natur werden solche Unterschiede wohl immer mal vorkommen (dichte, beschattende Ufervegetation oder mineralarme Schwarzgewässerabschnitte mit weniger Algenbewuchs), sodass sich die Populationen wohl diesbezüglich unterscheiden. Allerdings macht die Studie damit aber zum zweiten indirekt auf einen anderen Umstand aufmerksam, der sich dann wohl auch bestandsbedrohend auswirken könnte, wenn z. B. invasive Tierarten wie Mollusken in die Biotope einwandern und den Algenbestand übermäßig reduzieren und zwar so, dass das mehr an tierischer Nahrung diesen pflanzlichen Verlust nicht ausgleichen kann oder, wenn durch die an die Gewässer angrenzende landwirtschaftliche Nutzung durch Herbizideinträge sich auch das Algenwachstum reduziert, sodass nicht nur die Gesundheit der Schildkröten direkt, sondern auch zusätzlich die Verschlechterung der Nahrungsressourcen zum Tragen kommt. Siehe dazu auch: Lindeman (2006a, b); Heritier et al., (2017); Hopkins et al.,(2023) und Le Gal et al. (2023) und die dortigen Kommentare.

Literatur

Héritier, L., A. L. Meistertzheim & O. Verneau (2017a): Oxidative stress biomarkers in the Mediterranean pond turtle (Mauremys leprosa) reveal contrasted aquatic environments in Southern France. – Chemosphere 183: 332-338 oder Abstract-Archiv.

Hopkins, J. B., C. A. Frederick, D. Yorks, E. Pollock & M. W. H. Chatfield (2023): Advancing Forensic Chemical Analysis to Classify Wild and Captive Turtles. – Diversity 15(10): 1056 oder Abstract-Archiv.

Le Gal, A.-S., P. Priol, J.-Y. Georges & O. Verneau (2023): Population structure and dynamics of the Mediterranean Pond Turtle Mauremys leprosa (Schweigger, 1812) in contrasted polluted aquatic environments. – Environmental Pollution 330: 121746 oder Abstract-Archiv.

Lindeman, P. V. (2006a): Diet of the Texas map turtle (Graptemys versa): Relationship to sexually dimorphic trophic morphology and changes over five decades as influenced by an invasive mollusk. – Chelonian Conservation and Biology 5(1): 25-31 oder Abstract-Archiv.

Lindeman, P. V. (2006b): Zebra and Quagga Mussels (Dreissena spp.) and other prey of a Lake Erie population of common map turtles (Emydidae: Graptemys geographica). – Copeia 2006(2): 268-273 oder Abstract-Archiv.

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