Hopkins, J. B., C. A. Frederick, D. Yorks, E. Pollock & M. W. H. Chatfield (2023): Advancing Forensic Chemical Analysis to Classify Wild and Captive Turtles. – Diversity 15(10): 1056.
Das Voranbringen der forensisch-chemischen Analyse zur Klassifizierung wilder und in Gefangenschaft gehaltener Schildkröten.
DOI: 10.3390/d15101056 ➚

Glyptemys insculpta,
Jungtier in Freilandanlage
© Hans-Jürgen Bidmon
Die Ernährung und die Umweltbedingungen, die auf Individuen einwirken, können sich individuell wie auch zwischen wildlebenden Populationen stark unterscheiden. Diese individuellen Unterschiede können anhand von chemischen Signaturen miteinander verglichen werden z.B. in tierischen Geweben und sie sind dazu geeignet Tiere bestimmten Gruppen zuzuordnen einschließlich jener, die in der Wildnis aufgewachsen sind, mit jenen die unter Gefangenschaftsbedingungen aufgezogen wurden. In dieser Studie verglichen wir die Verhältnisse für verschiedene Kombinationen von vier stabilen Isotopen sowie 15 Spurenelementen, die wir aus den Klauenspitzen von in Gefangenschaft gehalten Waldbachschildkröten (über die USA verteilt) und wildlebenden Individuen (Glyptemys insculpta aus dem Bundesstaat Maine, um ein Vorhersagemodell für deren Herkunft zu entwickeln. Das Ziel dieser Arbeit war es damit ein objektives, statistisch abgesichertes Werkzeug für die Gesetzeshüter zu etablieren, um Wilderer zu überführen. Wir fanden, dass die chemischen Signaturen von 14 (12 Spurenelemente und 2 stabile Isotopenverhältnisse) der insgesamt 19 analysierten sich zwischen wilden und in Gefangenschaft gehaltenen Waldbachschildkröten unterschieden und damit reflektieren sie die Unterschiede bei der Ernährung und den Umweltbedingungen. Wir fanden, dass unser Modell der Stabilen-Isotopen-Verhältnisse eine nahezu perfekte und akkurate Klassifizierung von wilden und in Gefangenschaft gehaltenen Waldbachschildkröten erlaubte und wenn wir dieses Ergebnis mit denen aus der Spurenelementanalyse kombinierten erreichte unser Modell eine 100 %ige Nachweisbarkeitsexaktheit, um damit statistisch signifikant die Herkunft von beschlagnahmten Waldbachschildkröten aus Maine zu bestätigen.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Diese Methode ist nicht nur vielversprechend für die exakte Identifizierung von Wildfängen versus Gefangenschaftsaufzuchten, sondern wie in der Diskussion der Arbeit dargelegt, lassen sich insbesondere über die Spurenelementverhältnisse auch Herkunftslokalitäten identifizieren, sofern man entsprechende Wasser bzw. Bodenproben zur Verfügung hat. Aber dafür gibt es schon sehr viele Datensammlungen in entsprechenden Archiven, die sicherlich gerade in Zusammenarbeit mit Geologen noch weiter ausgebaut werden können. Was ist nun mit statistisch abgesicherter Genauigkeit gemeint: Nun allein die Vergleiche der beiden stabilen Isotope Kohlenstoff und Stickstoff ergab eine 97 %ige Exaktheit bei der Klassifizierung Wildtier vs. Gefangenschaftshaltung und diese Exaktheit konnte eben unter der Berücksichtigung der Spurenelemente auf 100 % gesteigert werden. Damit ist die Methode fast zuverlässiger als eine molekulargenetische Verwandtschafts- bzw. Abstammungsanalyse. Ja und sie könnte vielleicht sogar dabei helfen, die Lebensräume und Herkunftsgebiete für seltene Spezies zu identifizieren, die bis heute fast nur aus dem Tierhandel bekannt sind. Zumindest sollte es möglich sein, damit mit einiger Zuverlässigkeit Vorhersagen über solche Lebensräume machen zu können (siehe dazu auch Cuora Parham et al., 2004).
Literatur
Parham, J. F., B. L. Stuart, R. Bour & U. Fritz (2004): Evolutionary distinctiveness of the extinct Yunnan box turtle (Cuora yunnanensis) revealed by DNA from an old museum specimen. – Proceedings of the Royal Society of London Series B – Biological Sciences 271(6): 391-394 oder Abstract-Archiv.
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Glyptemys insculpta – Waldbachschildkröte