Turner, J. T., A. L. Whittaker & D. Mclelland (2022): Behavioural Impact of Captive Management Changes in Three Species of Testudinidae. – Journal of Zoological and Botanical Gardens 3(4): 555-572.
Auswirkungen von Änderungen der Haltung in Gefangenschaft auf das Verhalten von drei Testudinidae-Arten.

Aldabrachelys gigantea,
© Hans-Jürgen Bidmon
Verhalten und Wohlergehen von Reptilien sind im Vergleich zu Säugetieren wenig erforscht. In dieser Studie wurden Verhaltensdaten von drei Schildkrötenarten (Astrochelys radiata, Stigmochelys pardalis, Aldabrachelys gigantea) vor und nach einer Umweltveränderung aufgezeichnet, von der man annahm, dass sie sich positiv auswirken würde. Die Umweltveränderungen waren für jede Population unterschiedlich, umfassten jedoch eine erhebliche Vergrößerung des Geheges, die Zugabe von Substratmaterial und eine Änderung der Handhabung. Zur Standardisierung der Datenerfassung wurde ein schildkrötenspezifisches Ethogramm erstellt. Zur Erfassung von Verhaltensdaten wurde eine fokale Verhaltensbeobachtung durchgeführt. Bei den Leopardenschildkröten (Stigmochelys pardalis) und den Aldabra-Schildkröten (Aldabrachelys gigantea) wurden nach den Umweltveränderungen Veränderungen in der Dauer der Interaktionen mit Mitbewohnern und Objekten beobachtet. Der Shannon-Weiner-Diversitätsindex wies nach den Veränderungen keinen signifikanten Anstieg auf, aber einen zahlenmäßigen Anstieg, der bei der Gruppe der Leopardschildkröten, die die größten Umweltveränderungen erfahren hatte, relativ größer war. Die Leopardschildkröten zeigten auch eine größere Anzahl von Verhaltensänderungen als die anderen Arten, und dies blieb über den gesamten Untersuchungszeitraum erhalten. Dazu gehörte jedoch ein Verhalten, das auf einen negativen Affekt hindeutet: Aggression. Wir können zwar nicht feststellen, dass sich das Wohlergehen der Tiere durch die Änderungen im Management verbessert hat, aber es gibt Hinweise darauf, dass die Verhaltensvielfalt zugenommen hat und positive soziale Verhaltensweisen gefördert wurden.

Stigmochelys pardalis,
© Hans-Jürgen Bidmon
Kommentar von H.-J. Bidmon
Die Arbeit beschreibt sehr schön die Gruppenzusammensetzung der einzelnen Spezies und zeigt einige farbige Abbildungen. Ebenso wird die Futterzusammenstellung kurz beschrieben. Allerdings haben die Haltungsveränderungen zwar Auswirkungen gehabt, die aber nur dort am deutlichsten auftraten, wo die nur aus Männchen bestehende Gruppe von Stigmochelis pardalis mit einer Zunahme beim aggressiven Verhalten reagierte, eine wohl häufiger bei etlichen Spezies zu beobachtende Verhaltensänderung bei vergrößerten Platzangebot. Zudem verweist die Studie auch auf die Etablierung einer Rangordnung bei Schildkröten. Insofern eine Studie, die auch hier bei Schildkrötenhaltern/innen dazu anregen sollte, die Verhaltensbeobachtung vielleicht etwas mehr zu motivieren, denn Ähnliches lässt sich sicher auch für die eigenen Haltungsbedingungen berichten oder gar beschreiben.
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Aldabrachelys gigantea – Aldabra-Riesenschildkröte







Astrochelys radiata – Strahlenschildkröte














Stigmochelys pardalis – Pantherschildkröte