Kyaw, Ei Mon, Lisa Ong, Nay Htet Naing, Thet Myat Oo, Kyaw Htet Naing, La Minn Ko Ko, Thinn Su Tin, Ye Yint Htun & Xiao-Yong Chen (2024): Turtles and tortoises losing the race: Ecology and conservation of Testudines in Indawgyi Lake, Myanmar. – Integrative Conservation 3(1): 46-57.
Wasser- und Landschildkröten verlieren das Rennen: Ökologie und Erhaltung der Testudines im Indawgyi-See, Myanmar.
DOI: 10.1002/inc3.44 ➚

Amyda ornata phayrei,
© Ei Mon Kyaw
Testudines (Land- und Wasserschildkröten) zählen weltweit zu den am stärksten bedrohten Wirbeltieren, wobei Arten in Asien aufgrund von Ausbeutung, unreguliertem Handel, Lebensraumverlust und -zerstörung besonders gefährdet sind. Ziel dieser Studie war es, die Ökologie und den Erhaltungszustand von Land- und Wasserschildkröten im Indawgyi-Seebecken zu untersuchen. Wir führten Untersuchungen entlang von 47 Transekten mit einer Länge von jeweils 1–2 km in vier Erhebungszeiträumen durch (zurückgelegte Gesamtstrecke = 74,9 km). Zusätzlich stellten wir an drei verschiedenen Standorten vier Fallen auf, um während zwei dieser Erhebungszeiträume Schildkröten zu fangen. Darüber hinaus analysierten wir 14 Bodenproben, die an fünf Standorten entnommen wurden, um die Nistbedingungen von Weichschildkröten zu bestimmen. Schließlich identifizierten wir durch halbstrukturierte Interviews mit 146 lokalen Haushalten, darunter Fischer und Jäger, Naturschutzprobleme, um lokales ökologisches Wissen (LEK) über die Häufigkeit, Lebensräume und Fortpflanzungsökologie von Schildkröten sowie lokale Naturschutzperspektiven zu sammeln. Im Indawgyi-Seebecken wurden sieben Schildkrötenarten identifiziert. Nach unserem Kenntnisstand sind zwei dieser Arten, die Myanmar-Braunschildkröte (Cyclemys fusca) und die Oldham-Blattschildkröte (Cyclemys oldhamii), in diesem Gebiet noch nicht offiziell dokumentiert worden. Darüber hinaus ist eine Amyda sp. (gesammelt am 10. März 2019), bekannt unter dem volkstümlichen Namen „Late Par Tate“, bislang unbeschrieben und wahrscheinlich eine neu entdeckte Art. Unsere Ergebnisse zeigten, dass Störungen (SW = 1,0) und ein höherer Gehalt an organischem Material (SW = 0,52) die wichtigsten Faktoren sind, die den Unterschied in der Häufigkeit der Nestbeobachtungen erklären. In beweideten Gebieten gab es mehr Nester als an anderen Standorten, die stärker von menschlichen Störungen betroffen waren. Die lokale Bevölkerung identifizierte die Jagd (44 %), den Fischfang (28 %) und die Entwaldung (13 %) als die Hauptaktivitäten, die die Populationen von Wasserschildkröten und Landschildkröten bedrohen. Die meisten gejagten Schildkröten wurden entweder verzehrt (über 43 %) oder an Zwischenhändler verkauft, die sie manchmal an ausländische Händler weiterverkauften (weniger als 51 %). Alarmierend ist, dass 99 % der Befragten einen erheblichen Mangel an Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen seitens der Abteilung für Natur- und Wildtierschutz und der NGOs beklagten. Wir plädieren für verstärkte Schutzmaßnahmen, vor allem durch strengere Durchsetzung, Sensibilisierung und die Einrichtung von Schutzzonen mit eingeschränktem Zugang für Menschen, um die Erholung dieser Populationen zu erleichtern, insbesondere an den Nistplätzen.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Eine Arbeit die zum Glück noch das Vorhandensein dieser Schildkröten im Indawgyi-Becken nachweisen konnte, die aber wie so oft feststellet, dass die derzeitigen Schutzbemühungen kaum ausreichen, um weiter Populationseinbrüche wirksam und langfristig auszuschließen. Ja, und es scheint auch schwierig zu sein und vielleicht auch schwieriger geworden zu sein, selbst für NGO’s, sich effektiver einzubringen. Letztendlich ist es ja auch wieder die Politik, die dafür die entsprechenden Weichen stellen müsste und auch dürften die letzten Machtwechsel in Myanmar zu Verschiebungen geführt haben. Am Ende muss man fast froh sein, dass man nicht wie in anderen Landesregionen auch mit einer Zunahme an Beutegreifern zu kämpfen hat (siehe z. B. McDonough et al., 2022; Platt et al., 2022).
Literatur
McDonough, M. T., S. S. Ditchkoff, M. D. Smith & K. C. Vercauteren (2022): A review of the impacts of invasive wild pigs on native vertebrates. – Mammalian Biology 102(2): 279–290 oder Abstract-Archiv.
Platt, S. G., S. H. N. Aung, M. M. Soe, T. Lwin, K. Platt, A. D. Walde & T. R. Rainwater (2021): Predation on Translocated Burmese Star Tortoise (Geochelone platynota) by Asiatic Jackals (Canis aureus) and Wild Pigs (Sus scrofa) at a Wildlife Sanctuary in Myanmar. – Chelonian Conservation and Biology 20(1): 133-138 oder Abstract-Archiv.
Galerien
Amyda ornata phayrei – Westliche Knorpel-Weichschildkröte
