Abedin, Imon, Angkasa Putra, Hye-Eun Kang, Arunima Singh, Shailendra Singh, Won-Kyo Jung, Hyun-Woo Kim & Shantanu Kundu (2025): Lineages to landscapes: mitogenomic insights and climate refugia informing proactive conservation of the endangered Tricarinate Hill Turtle (Melanochelys tricarinata) in the Indian subcontinent. – Scientific Reports 15(1): 42751.
Von Abstammungslinien zu Landschaften: Mitogenomische Erkenntnisse und Klimarefugien als Grundlage für den proaktiven Schutz der vom Aussterben bedrohten Dreikiel-Erdschildkröte (Melanochelys tricarinata) auf dem indischen Subkontinent.
DOI: 10.1038/s41598-025-26890-5 ➚
Die Dreikiel-Erdschildkröte (Melanochelys tricarinata), die auf dem indischen Subkontinent endemisch ist, ist durch zu nehmenden anthropogenen Druck und eine starke Verschlechterung ihres Lebensraums erheblich bedroht. Um die Schutzbemühungen für diese gefährdete Art zu erleichtern, ist daher eine umfassende Bewertung ihrer Genomik und Ökologie unerlässlich. Die vorliegende Studie verfolgt zwei unabhängige Ansätze, indem sie das vollständige Mitogenom charakterisiert und die aktuelle und zukünftige Eignung des Lebensraums bewertet. Das Mitogenom (16.745 bp) umfasst 37 Gene, wobei die meisten proteinkodierenden Gene mit dem kanonischen ATG-Startcodon beginnen. Die Codon-Verwendungsanalyse ergab, dass Arginin, Leucin und Serin die am häufigsten verwendeten Aminosäuren sind. Die Kontrollregion enthält eine terminationsassoziierte Sequenz, vier konservierte Sequenzblöcke und zwei unterschiedliche Tandem-Repeat-Motive. Die phylogenetische Bewertung unter Verwendung sowohl der Bayes'schen Inferenz als auch der Maximum-Likelihood-Methode ordnete M. tricarinata durchweg einer eigenständigen Klade zu, die von anderen Geoemydidae getrennt ist. Die auf dem Mitogenom basierende TimeTree-Analyse ergab, dass sich M. tricarinata während des Oligozäns von seinen nächsten Verwandten abgespalten hat. Die vergleichenden Analysen partieller mitochondrialer Gene ergaben eine erhebliche Divergenz zwischen Melanochelys-Verwandten (3,71–5,20 % in cox1, 7,99–9,29 % in cytb), mit geringer Haplotyp-Diversität bei M. tricarinata und hoher Diversität bei M. trijuga. Das Ensemble-Modell identifizierte geeignete Lebensräume sowohl unter aktuellen als auch unter zukünftigen Klimaszenarien. Unter dem aktuellen Szenario wurden innerhalb des Trainingsbereichs etwa 374.657 km² idealer Lebensraum mit einer mittleren Korridor-Konnektivität von 0,377 abgegrenzt, die sich bei Beschränkung auf die bestehende Waldbedeckung auf 238.039 km2 und eine mittlere Konnektivität von 0,518 reduzierte. Darüber hinaus fallen nur 31.450 km2 des geeigneten Lebensraums für diese Art in Schutzgebiete, was nur 11,912 % der insgesamt identifizierten günstigen Fläche entspricht. Die Zukunftsprognosen deuten auf eine potenzielle Verringerung des geeigneten Lebensraums um bis zu 40 % aufgrund von Klimaveränderungen hin, begleitet von einer zunehmenden Fragmentierung, kleineren Flächengrößen und einem Rückgang der Konnektivität um über 80 % in allen Zukunftsszenarien. Somit liefert diese Studie umfassende Einblicke in die systematische Position, die Evolutionsgeschichte und die ökologischen Anforderungen von M. tricarinata und bietet eine wichtige wissenschaftliche Grundlage für wirksame Schutz- und Managementstrategien für diese gefährdete Art in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Hier zeigt sich in Bezug auf die Erhaltung ein Bild wie wir es von etlichen anderen Arten auch schon kennen. Dabei wird entscheidend sein ob die 11,912 % die unter Naturschutz stehen auch zu jenen gehören die vom Klimawandel noch nicht betroffen sein werden oder ob sie sich in der Region befinden von der erwartet wird, dass sie im Zuge der Erwärmung verloren ginge. Letzteres ließe sich weit weniger verhindern als die Eindämmung der Fragmentierung allerdings spricht ein prognostizierter 80 %-iger Rückgang bei der Konnektivität eher dafür, dass auch das Stoppen der Fragmentierung eher Wunschdenken ist.
