Badziukiewicz, Jakub, Milena Bors, Rafał Maciaszek & Wiesław Świderek (2025): Turtles for Sale: Species Prevalence in the Pet Trade in Poland and Potential Introduction Risks. – Animals 15(18): 2711.
Schildkröten zum Verkauf: Verbreitung der Arten im Tierhandel in Polen und potenzielle Risiken einer Einschleppung.

Mauremys reevesii,
einjähriges Jungtier im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon
Die Beliebtheit exotischer Tiere, darunter auch Schildkröten, die als Haustiere gehalten werden, hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Das begrenzte Bewusstsein für die biologischen und ökologischen Anforderungen dieser Arten in Verbindung mit unzureichenden Vorschriften im Tierhandel hat dazu beigetragen, dass sie häufig in die Wildnis ausgesetzt werden. Infolgedessen hat sich das Risiko der Einführung nicht heimischer Schildkrötenarten erhöht. Zwar bilden nicht alle eingeführten Arten lebensfähige Populationen oder konkurrieren mit der heimischen Fauna, doch einige konkurrieren um Lebensraum und Nahrungsressourcen, übertragen Krankheitserreger und Parasiten oder stören das Funktionieren des Ökosystems. In dieser Studie wurden die Verfügbarkeit und Verbreitung problematischer Schildkrötenarten im polnischen Tierhandel untersucht. Die Daten wurden im Jahr 2024 aus drei Hauptvertriebskanälen gesammelt: Zoofachmessen, Zoohandlungen und Online-Plattformen, was zu 1.001 aufgezeichneten Beobachtungen führte. Insgesamt wurden 15 Süßwasser- und 11 Landschildkrötenarten identifiziert. Am häufigsten angeboten wurden Arten der Gattung Pseudemys (49,5 %) und Mauremys reevesii (13,84 %) – beides potenziell invasive Taxa, die bereits in natürlichen Lebensräumen mehrerer europäischer Länder nachgewiesen wurden. Darüber hinaus wurden Arten, deren Handel in Polen verboten ist, wie die Buchstabenschildkröte Trachemys scripta und die Falsche Höckerschildkröte Graptemys pseudogeographica, in Online-Angeboten gefunden, die insgesamt 3,03 % aller Beobachtungen ausmachten. Diese Ergebnisse verdeutlichen das erhebliche Risiko einer weiteren Einschleppung gebietsfremder Schildkröten in die natürlichen Lebensräume Polens, was eine ernsthafte Bedrohung für die Artenvielfalt darstellt, darunter auch für die vom Aussterben bedrohte einheimische Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis. Es sind dringend Aufklärungsmaßnahmen und zusätzliche gesetzliche Regelungen für den Handel mit Haustieren erforderlich, um die weitere Ausbreitung invasiver Schildkrötenarten in Polen und ganz Europa zu verhindern.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Diese Studie zeigt, dass der Handel mit Schildkröten, die ein invasives Potential aufweisen weiterhin auch in Europa fortschreitet. Was mir aber bei dieser Studie insbesondere aufgefallen ist die Feststellung der Autoren, dass in den Zoohandlungen häufig keine eindeutigen oder gar falsche Artbezeichnungen ausgewiesen werden. Eine Beobachtung die ich selbst sowohl in Italien wie auch in Deutschland gemacht habe, wobei häufig, obwohl die Aquarien recht häufig neben anderen Arten eine Überzahl an Missouri- und Mississippi-Höckerschildkröten enthalten, diese nicht genannt werden. Meist findet man in solchen gemischten Zoohandlungsbecken nur zwei Arten ausgewiesen nämlich Trachemys venusta und Sternotherus odoratus und manchmal noch Pseudemys concinna. Auf Nachfrage bekommt man dann häufig die Antwort, dass der oder die für Schildkröten zuständige Fachkraft gerade nicht anwesend sei.
Galerien
Emys orbicularis – Europäische Sumpfschildkröte
Graptemys pseudogeographica – Falsche Landkarten-Höckerschildkröte
Mauremys reevesii – Chinesische Dreikielschildkröte
Pseudemys concinna – Hieroglyphen-Schmuckschildkröte
Trachemys scripta elegans – Rotwangen-Schmuckschildkröte
Trachemys scripta scripta – Gelbwangen-Schmuckschildkröte
