Tropfenschildkröte, Clemmys guttata, – © Hans-Jürgen Bidmon

Ossiboff - 2015 - 02

Ossiboff, R. J., B. L. Raphael, A. D. Ammazzalorso, T. A. Seimon, A. L. Newton, T. Y. Chang, B. Zarate, A. L. Whitlock & D. McAloose (2015): Three novel herpesviruses of endangered clemmys and glyptemys turtles. – PLoS One 10(4): e0122901.

Drei neue Herpesviren von bedrohten Schildkröten der Gattung Clemmys und Glyptemys.

DOI: 10.1371/journal.pone.0122901 ➚

Waldbachschildkröte, Glyptemys insculpta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Waldbachschildkröte,
Glyptemys insculpta,
adultes Weibchen in Freilandanlage
© Hans-Jürgen Bidmon

Die weltweite Vielfalt der Reptilien unterliegt einem Gefährdungsrisiko, da es überall zu signifikanten Populationsrückgängen kommt und zwar auf breiter taxonomischer wie auch geographischer Ebene. Bedeutende Faktoren sind dabei der Habitatverlust, Umweltverschmutzung, das Ausbeuten der Bestände und infektiöse Erkrankungen. Um das Vorkommen und die Bedeutung von potentiellen Krankheitserrergern bei den Populationen der gefährdeten Moorschildkröten (Glyptemys muhlenbergii) wie auch bei den sympatrisch vorhandenen Waldbachschildkröten (G. insculpta) und den bedrohten Tropfenschildkröten (Clemmys guttata) in den nordöstlichen USA zu untersuchen wurden Kloakenabstriche und Choanenabstriche bei 230 Schildkröten in 9 Lokalitäten aus 5 Bundesstaaten gesammelt und auf Herpesviren mit der Polymerasekettenreaktion untersucht. Wir fanden eine hohe Vorkommensrate von Infektionen mit Herpesviren bei Moorschildkröten (51.5 %; 105/204) eine niedrigere Infektionsrate bei Waldbachschildkröten (5) und Tropfenschildkröten (1). Die Sequenzanalysen und die phylogenetischen Analysen zeigten drei bislang nicht charakterisierte Alphaherpesviren. Glyptemys-Herpesvirus 1 war der am häufigsten gefundene Herpesvirus und er wurde ausschließlich in Moorschildkröten nachgewiesen und zwar bei Tieren aus allen 5 Bundesstaaten. Glyptemys-Herpesvirus 2 kam nur in Waldbachschildkröten vor. Emydiden-Herpesvirus 2 wurde nur bei einer geringen Anzahl von Moorschildkröten und bei einer Tropfenschildkröte aus einem Bundesstaat charakterisiert.

Tropfenschildkröte, Clemmys guttata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Tropfenschildkröte,
Clemmys guttata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Basierend auf diesen Befunden scheint es eine weitverbreitete Infektion mit Glyptemys-Herpesvirus 1 in den untersuchten Populationen zu geben wohingegen Glyptemys-Herpesvirus 2 und Emydiden-Herpesvirus 2 nicht so häufig auftreten. Emydiden-Herpesvirus 2 war dabei der einzige der in mehr als einer Schildkrötenart nachgewiesen werden konnte. Herpesviren sind häufig assoziiert mit dem Auftreten subklinischer milde verlaufender Infektionen in den entsprechenden natürlichen Wirtstieren und auch bei unseren Probenentnahmen zeigte keine der Schildkröten Anzeichen für eine Erkrankung. Allerdings können Infektionen mit wirtstierspezifischen Viren bei Arten die dem Wirtstier phylogenetisch nahestehen zu gravierenden Krankheitsausbrüchen führen. Das pathogene Potential dieser Viren insbesondere des Emydiden-Herpesvirus 2 bei sympatrisch vorkommenden Schildkrötenspezies sollte weiterführend untersucht werden um besser zu verstehen wie die Beziehung dieser Viren und ihrer gefährdeten Wirtsorganismen genau aussieht und im weiteren verläuft.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Siehe Kommentar zu: Bicknese et al., (2010) .

Literatur

Bicknese, E. J., A. L. Childress & J. F. X. Wellehan (2010): A Novel Herpesvirus of the Proposed Genus Chelonivirus from an Asymptomatic Bowsprit Tortoise (Chersina angulata). – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 41(2): 353-358 oder Abstract-Archiv.

Galerien