Mayor, P., R. Bodmer, K. Moya, S. Solis, M. Kirkland, P. Perez-Peña, T. Fang & M. Orta-Martínez (2024): Trends in Urban Wild Meat Trade of Chelonians (Turtles and Tortoises) in the Peruvian Amazon. – Animals 14(22): 3205.
Trends im städtischen Wildfleischhandel mit Schildkröten (Land- und Süßwasserschildkröten) im peruanischen Amazonasgebiet.
Für die ländliche und städtische Bevölkerung in den tropischen Regenwäldern sind Schildkröten eine wichtige Ernährungs- und Einkommensquelle, aber der städtische Handel kann zu einem Rückgang der Wildpopulationen führen. In dieser Studie werden der städtische Schildkrötenhandel und seine Trends analysiert, um die Auswirkungen auf freilebende Populationen im nördlichen peruanischen Amazonasgebiet besser zu verstehen. Wir untersuchten den städtischen Handel mit wilden Schildkröten, indem wir zwischen 2006 und 2018 526 Tage lang Beobachtungen und strukturierte Fragebögen mit den wichtigsten Schildkrötenhändlern auf den Frischfleischmärkten von Iquitos durchführten. Der Handel mit Schildkröten in dieser Zeit ging um -161,6 % zurück, von 22.694 Individuen im Jahr 2006/07 auf 8.657 Individuen im Jahr 2017/18. Chelonoidis denticulatus war die am häufigsten verkaufte Art (86,3 %), gefolgt von Podocnemis unifilis (13,6 %). Podocnemis expansa wurde nur im Jahr 2006/07 verkauft. Die Verkäufe von Flussschildkröten nahmen in der Trockenzeit zu, während die Verkäufe von Chelonoidis denticulatus zurückgingen. Schildkröten waren das teuerste Fleisch, das auf den städtischen Märkten verkauft wurde: Sie waren 49,7 % teurer als der am häufigsten konsumierte Fisch, Prochilodus nigricans (Grauer Barbensalmler), und 48,4 % teurer als Geflügel. Schildkröten machten nur 0,19 % (SD 0,23) des Pro-Kopf-Indexes des inländischen Fleisch- und Fischverbrauchs aus. Flussschildkröteneier werden von einer anderen Gruppe von Verkäufern verkauft, und 2017/18 wurden auf dem Markt von Belén in Iquitos 570.229 Eier gehandelt, was einer ungefähren Anzahl von 10.418 P. unifilis- und 1.178 P. expansa-Weibchen entspricht. Das große Ausmaß des Handels mit Flussschildkröteneiern zusammen mit dem Rückgang des Fleischhandels deutet auf eine Priorisierung des Eierverkaufs hin, was die Erhaltung der erwachsenen Tiere verbessern dürfte, da der Fleischverkauf für die Schildkrötenpopulationen schädlich sein kann.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Sicher zeigen diese Zahlen für die peruanische Amazonsregion eine zunehmende Verbesserung in Bezug auf die Ausbeutung der Schildkrötenbestände, aber die hohen Preise die die Händler für diese Schildkrötenprodukte erzielen können sprechen eigentlich für eine hohe Nachfrage bei den wohlhabenderen Bevölkerungsanteilen. Ebenso wie dies darauf schließen lässt, dass die Schildkrötenpopulationen abnehmen und deshalb ihr Fleisch zum Luxusprodukt wird. Zudem bleibt wohl unklar wie sich der immer noch hohe Verlust an Gelegen langfristig auf die betroffenen Podocnemisarten auswirken wird. Siehe dazu auch Chaves et al., (2020); D’Cuze et al. (2021) und Rivera et al., (2021).
Literatur
Chaves, W. A., D. Valle, A. S. Tavares, T. Q. Morcatty & D. S. Wilcove (2020): Impacts of rural to urban migration, urbanization, and generational change on consumption of wild animals in the Amazon. – Conservation Biology 35(4): 1186-1197 oder Abstract-Archiv.
D’Cruze, N., F. E. R. Galarza, O. Broche, H. R. E. Bizrie, S. Megson, A. Elwin, F. C. Machado, J. Norrey, E. Coulthard & D. Megsond (2021): Characterizing trade at the largest wildlife market of Amazonian Peru. – Global Ecology and Conservation 28: e01631 oder Abstract-Archiv.
Gamba, F. B., G. Berger Falcon, M. S. Simoncini, R. A. M. Balestra & A. Malvasio (2022): Priority areas and integrated actions for the conservation of Amazonian turtle populations historically over-exploited by humans. – Ethnobiology and Conservation 11: 1-19 oder Abstract-Archiv.