Neiffer, D. L., D. Lydick, K. Burks & D. Doherty (2005): Hematologic and plasma biochemical changes associated with fenbendazole administration in Hermann's tortoises (Testudo hermanni). – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 36(4): 661-672.
Hämatologische und plasmabiochemische Veränderungen nach Fenbendazolgabe bei der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni).
DOI: 10.1638/04003.1 ➚
Toxikosen, die mit einer antihelminthischen Behandlung (Entwurmung) mit Benzimidazol assoziiert waren, wurden aus diversen zoologischen Sammlungen mit zunehmender Häufigkeit berichtet. Klinische Anzeichen, klinischpathologische Abnormalitäten sowie äußere und histologisch zu befundende Läsionen resultieren hauptsächlich von einer Schädigung des Gastrointestinalsystems (Magen-Darmtrakt) und des Hämatopoetischen-Systems (Blutbildung). Eine ausgeprägte Leukopenie und speziell eine Granulozytopenie sind die am häufigsten festzustellenden schweren klinisch-pathologische Veränderungen nach Verabreichung von Benzimidazol. Der Tod wird durch eine um sich greifende Vermehrung und Ausbreitung von systemischen Bakterien und/oder von Pilzinfektionen bedingt, die sekundär zu einer deutlichen Immunsuppression auftreten. In dieser 125 Tage dauernden Studie wurden sechs männliche Landschildkröten (Testudo hermanni) für zweimal 5 Tage mit Fenbendazol (Panacur) behandelt, wobei die zweimaligen Gaben im Abstand von zwei Wochen zueinander mit einer Dosis von je 50 mg/kg erfolgten. In einer Serie von Blutproben wurden dann die hämatologischen und plasmabiochemischen Veränderungen vor, während und nach der Behandlung erfasst. Obwohl die Schildkröten augenscheinlich gesund erschienen, zeigte das Blutbild eine ausgeprägte Heteropenie einhergehend mit einer zeitweisen Hypoglykämie, Hyperurikämie, Hyperphosphatämie und einer gleichverteilten Hyperproteinämie/Hyperglobulinämie, die als Reaktionen auf die Fenbendazolgaben angesehen wurden. Veränderungen in etlichen anderen klinischpathologischen Parametern wurden ebenfalls festgestellt. Diese hämatologischen und biochemischen Veränderungen, die hier an äußerlich gesunden Tieren festgestellt werden konnten, sollten zumindest Berücksichtigung finden, wenn es darum geht, Schildkröten mit einer Vorerkrankung mit Fenbendazol zu entwurmen. Der hämatologische und plasmabiochemische Status sollte vor und während der Behandlung von Schildkröten/Reptilien bestimmt und überwacht werden. Ebenso sollte das Risiko des Versterbens an einer Nematodeninfektion in Relation zu den potentiellen metabolischen Veränderungen und einer sekundären Septikämie als Folge von Schädigungen bei der Blutbildung und des Gastrointestinalsystems durch Fenbendazol abgewogen werden.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Auch hier scheint es so, als sollte man sich den oft so sorglos propagierten Umgang mit Panacur, das ja angeblich nicht aufgenommen wird und deshalb nichts außer den Nematoden zusetzen soll, einmal überdenken. Auf alle Fälle sollte man aber immer, wenn man Schildkröten entwurmt, dies rechtzeitig vor der Einwinterung tun, damit die Tiere eben nicht mit einem geschädigten Blutbild und einer eventuell noch angegriffenen Darmschleimhaut in die Winterstarre gehen müssen, denn Letzteres könnte tödlich enden. Und immer dran denken: Geben sie insbesondere solche Informationen zum Wohle der Tiere weiter, notfalls auch an ihren Tierarzt, der das durchaus nicht als Bevormundung auffassen sollte, denn deshalb macht man sich die Mühe diese Infos zusammenzustellen!