Iquitos-Fleischmarkt, Tierprodukte, – © Fernando Carniel Machado

Seminoff - 2025 - 01

Seminoff, J. A. (2025): The Global Turtle Crisis—A Wildlife Trafficking Challenge Like No Other. – Chelonian Conservation and Biology 23(2): 135-136.

Die globale Schildkrötenkrise – Eine Herausforderung für den Wildtierhandel wie keine andere.

DOI: 10.2744/1071-8443-23.2.1 ➚

Der Iquitos-Fleischmarkt in Peru, hier eine zerlegte Waldschildkröte, Chelonoidis denticulata. – © Fernando Carniel Machado
Der Iquitos-Fleischmarkt in Peru,
hier eine zerlegte Waldschildkröte,
Chelonoidis denticulata,
© Fernando Carniel Machado

Dieses Editorial zum Thema Schildkrötenhandel hat kein Abstract. Es fasst aber die Gründe des Autors und Editors der Zeitschrift Chelonian Conservation and Biology zusammen, die ihn bewegt haben einen Aufruf für eine solche Artikelserie zu initiieren. Ihm wurde bewusst, dass das derzeitige Ausmaß des Schildkrötenhandels sowie deren derzeitige Erhaltung in nichtnachhaltiger Weise beeinträchtigen. Er geht im Weiteren auf die zu diesem Thema zusammengestellten Artikel ein, die das Thema aus unterschiedlichen Aspekten betrachten. Europa selbst nimmt dabei insbesondere in Bezug auf die hier heimischen Arten eine vergleichsweise gegenüber den früheren Zeiten bessere Stellung ein, bei der auch das Thema der Nachzucht in Gefangenschaft eine bedeutendere Rolle zu spielen scheint.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Dennoch denke ich, dass auch wir in Europa noch deutlich konsequenter diesbezüglich werden müssen. Trotzdem oder gerade, weil die Politik und auch gewisse Mehrheiten in den westlichen Demokratien dieses Thema häufig zu sehr verallgemeinerten Verboten in Bezug auf die Exotenhaltung nutzen sollten wir aber auch nicht den Blick auf die Erhaltungsnachzucht ganz unter einen Krisenmodus einordnen. Wir erleben ja zunehmend, dass es neben den illegalen und (noch) legalen Handel weitaus gravierendere bestandsbedrohende Umweltszenarien gibt die häufig auch noch durch zunehmende Wirtschaftsinteressen verstärkt werden (siehe Bidmon, 2024a). Die hier das Wort „Challenge“ auch so verstehen sollten, dass eine Arterhaltung in menschlicher Obhut auch weiterhin gewährleistet bleiben sollte. Sicher ist es gerechtfertigt über nachhaltige energiesparende Arterhaltungsprojekte vor Ort in den natürlichen Lebensräumen von Arten oder in zumindest in klimatisch angepassten Zonen nachzudenken, denn langfristig werden wir durch Arterhaltungsprojekte in anderen Klimazonen durch zu viel Energieverbrauch insgesamt die durch den Klimawandel bedingten katastrophalen bestandsbedrohenden Aussterberisiken nur weiter beschleunigen (siehe dazu Urban, 2024; Murali et al., 2023). Ja und wenn sich das zynisch anhören mag wird die Geschichte unseren Nachkommen eventuell auch lehren, dass einige invasive Schildkrötenarten vielleicht Dank des sagen wir mal legalen Handels langfristig die Evolutionslinie der Chelonia global gesehen erhalten könnten (Bidmon, 2024b).

Literatur

Bidmon, H.-J. (2024): The turtle year 2024 and the outlook for 2025 oder Abstract-Archiv.

Bidmon, H.-J. (2024b): Commercially assisted migration – Invasive species and their future in a globalized world: A perspective – Artikel-Archiv.

Murali, G., T. Iwamura, S. Meiri & U.Roll (2023): Future temperature extremes threaten land vertebrates. – Nature 615(7952): 461-467 oder Abstract-Archiv.

Urban, M. C. (2024): Climate change extinctions. – Science 386(6726): 1123-1128 oder Abstract-Archiv.

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