Murali - 2023 - 01

Murali, G., T. Iwamura, S. Meiri & U.Roll (2023): Future temperature extremes threaten land vertebrates . – Nature 615(7952): 461-467.

Zukünftige Temperaturextreme gefährden Landwirbeltiere.

DOI: 10.1038/s41586-022-05606-z ➚

Die Häufigkeit, Dauer und Intensität von extremen Temperaturereignissen nimmt zu und wird bis zum Ende dieses Jahrhunderts weiter zunehmen. Obwohl diese schwerwiegenden Konsequenzen dieser Temperaturextreme für biologische Systeme offensichtlich sind, wissen wir bis heute nicht welche Spezies und welche Lokalitäten weltweit gesehen davon am stärksten betroffen sein werden. Hier liefern wir eine globale Erfassung der Landwirbeltiere die von zukünftigen Extremtemperaturereignissen besonders betroffen sein werden. Wir verwenden dazu die täglichen Maximaltemperaturdaten, die von 1950 bis 2099 zu beobachten waren bzw. zu beobachten sein werden um die zukünftige Häufigkeit, Dauer und Intensität von Extremtemperaturereignissen und deren Auswirkungen auf Landwirbeltiere zu quantifizieren. Unter dem Szenario einer hohen CO2-Emission [gemeinsamer Sozioökonomischer Verlauf (Shared Socioeconomic Pathway 5-8,5 (SSP5-8,5) der zu einer um 4,4 °C wärmeren Welt führt werden 41,0 % aller Landwirbeltiere (31,1 % Säugetiere, 25,8 % Vögel, 55,5 % Amphibien und 51,0 % der Reptilien) Extremtemperaturereignissen ausgesetzt sein und zwar solchen die die in ihrer Vergangenheit zurückliegenden übersteigen werden wovon auch mindestens die Hälfte ihrer Verbreitungsgebiete bis zum Jahr 2099 betroffen sein werden. Unter intermediär-hohen Klimaszenarien wie (SSP3-7,0; mit einer um 3,6 °C wärmeren Welt) oder (SSP2-4,5; mit einer um 2,7 °C wärmeren Welt) sagen die Abschätzungen voraus das 28,8 % bzw. 15,1 %, der Landwirbeltiere davon betroffen sein werden. Es bleibt aber wichtig zu sehen, dass zukünftige Szenarien mit niedrigerer CO2-Emission (SSP1-2,6) welches zu einer um 1,8 °C wärmeren Welt führen würde dazu beitragen könnte, dass die Gesamtexposition von Landwirbeltieren zu Extremtemperaturereignissen soweit ausbleiben würde, dass nur noch 6,1 % aller Landwirbeltierspezies betroffen wären und dass die Exposition zu solch hohen Extremtemperaturereignissen für viele Artengemeinschaften fast ganz verhindert werden könnten. Im Gegensatz zu den tropischen Lebensgemeinschaften werden die Tiergemeinschaften in den mittleren Breitengraden (Wüsten, Strauchland und Grasland/Steppen) von diesen Extremtemperaturereignissen am stärksten betroffen sein. Im Jahr 2099 würden unter dem Emissionsszenario SSP5-8,5 im Durchschnitt 3.773 Arten von Landwirbeltieren (11,2 %) Extremtemperaturereignissen ausgesetzt sein die länger als ein halbes Jahr andauern. Insgesamt werden diese zukünftigen Extremtemperaturereignisse dazu führen, dass viele Spezies konstant unter Temperaturstress leiden. Drastische Einschnitte bei der CO2-Emission sind dringend notwendig, um die Temperaturauswirkungen auf viele Spezies in Grenzen zu halten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit verdeutlicht eigentlich sehr anschaulich was nicht nur auf Flora und Fauna und damit auch auf Reptilien und Schildkröten zu kommt, sondern es wird auch Menschen betreffen. Ja und Letzteres nicht nur südlich der Sahara, denn wie bei https://taz.de/Klimawandel-im-Mittelmeerraum/!5929928/ ➚ beantragt dieses Jahr Spanien schon EU-Nothilfen gegen Dürre und Italien ernannte Nicola Dell’Acqua zum Sonderkommisar für den Kampf gegen Trockenheit und Dürre. Man könnte fast meinen Letzteres wäre ein Scherz, aber vielleicht haben ja die jungen Leute die heute hier aktionsstark demonstrieren doch Recht! Vielleicht sollte der europäische Gerichtshof mal darüber nachdenken ob man grundsätzlich nicht lieber Nichts-unternehmende Politiker verklagen sollte anstatt Demonstranten die fordern etwas gegen den Klimawandel zu tun. Siehe dazu auch: Biber et al., (2023) und Lovich et al., (2023).

Literatur

Biber, M. F., A. Voskamp & C. Hof (2023): Potential future climate change effects on global reptile distributions and diversity. – Global Ecology and Biogeography 32(4): 519-534 oder Abstract-Archiv.

Lovich, J. E., M. S. R. Puffer, K. L. Cummings, T. R. Arundel, M. S. Vamstad & K. D. Brundige (2023): High female desert tortoise mortality in the western Sonoran Desert during California’s epic 2012–2016 drought. – Endangered Species Research 50: 1-16 oder Abstract-Archiv.