Madagassische Spinnenschildkröte, Pyxis arachnoides, – © Hans-Jürgen Bidmon
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Weldon - 2023 - 01

Weldon, P. V., T. A. Georoff, N. Hall, R. J. Ossiboff, A. L. Childress, J. F. X. Wellehan (2023): A novel herpesvirus from a wild-caught Madagascar spider tortoise shows evidence of host-viral coevolution with a duplication event in Durocryptodira. – Journal of Veterinary Diagnostic Investigation 35(5): 554-558.

Ein neuartiges Herpesvirus aus einer wild gefangenen madagassischen Spinnenschildkröte zeigt Hinweise auf eine Koevolution von Wirt und Virus mit einem Duplikationsereignis bei Durocryptodira.

DOI: 10.1177/10406387231186135 ➚

Madagassische Spinnenschildkröte, Pyxis arachnoides, – © Hans-Jürgen Bidmon
Madagassische Spinnenschildkröte,
Pyxis arachnoides,
© Hans-Jürgen Bidmon

Herpesviren können bedeutende Krankheitserreger für Reptilien sein. Bei einer männlichen Spinnenschildkröte (Pyxis arachnoides), die in freier Wildbahn gefangen und in menschlicher Obhut gehalten wurde, wurde bei einer routinemäßigen Gesundheitsuntersuchung vor dem Wechsel zu einer anderen zoologischen Einrichtung eine Infektion mit einem Herpesvirus festgestellt. Die Schildkröte wies keine klinischen Anzeichen für eine Krankheit auf. Rachenschleimhautabstriche, die bei einer körperlichen Untersuchung im Rahmen der Risikominderung für Infektionskrankheiten vor dem Transport entnommen wurden, wurden für einen Konsensus-Herpesvirus-PCR-Test und eine Sequenzierung eingereicht. Auf der Grundlage einer vergleichenden Sequenzanalyse wurde ein neues Herpesvirus identifiziert, das zur Unterfamilie der Alphaherpesvirinae gehört. Studien zur Phylogenie von Herpesviren bei Schildkrötenarten belegen, dass die Verzweigungsmuster der Schildkrötenherpesviren denen ihrer Wirte sehr ähnlich sind. Die Symmetrie dieser Muster deutet auf eine enge Kodivergenz der Schildkrötenherpesviren mit ihren Wirtsarten hin. Die Verbreitung dieser Viren sowohl bei Schildkröten als auch bei Emydiden deutet auf ein phylogenetisches Duplikationsereignis bei den Herpesviren nach der Wirtsdivergenz der Pleurodira und basal zur Divergenz der Americhelydia hin. Herpesvirusinfektionen verursachen nachweislich eine höhere Morbidität, wenn sie in abweichende Wirte eingeschleppt werden, und das Vorhandensein von Herpesviren muss bei der Verwaltung von Schildkrötensammlungen, insbesondere von Sammlungen, die verschiedene Arten der Testudines enthalten, unbedingt berücksichtigt werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Siehe dazu auch Bicknese et al. (2010) und den dortigen Kommentar.

Literatur

Bicknese, E. J., A. L. Childress & J. F. X. Wellehan (2010): A Novel Herpesvirus of the Proposed Genus Chelonivirus from an Asymptomatic Bowsprit Tortoise (Chersina angulata). – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 41(2): 353-358 oder Abstract-Archiv.

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