Tropfenschildkröte, Clemmys guttata, – © Hans-Jürgen Bidmon

Roberts - 2023 - 02

Roberts, H. P., L. L. Willey, M. T. Jones, D. I. King, T. S. B. Akre, J. Kleopfer, D. J. Brown, S. W. Buchanan, H. C. Chandler, P. deMaynadier, M. Winters, L. Erb, K. D. Gipe, G. Johnson, K. Lauer, E. B. Liebgold, J. D. Mays, J. R. Meck, J. Megyesy, J. L. Mota, N. H. Nazdrowicz, K. J. Oxenrider, M. Parren, T. S. Ransom, L. Rohrbaugh, S. Smith, D. Yorks & B. Zarate (2023): Effects of landscape structure and land use on turtle communities across the eastern United States. – Biological Conservation 283: 110088.

Die Auswirkungen der Landschaftsstruktur und der Landnutzung auf die Schildkrötengemeinschaften der östlichen Vereinigten Staaten.

DOI: 10.1016/j.biocon.2023.110088 ➚

Tropfenschildkröte, Clemmys guttata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Tropfenschildkröte,
Clemmys guttata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Der Landschaftsformationskontext ist ein integraler Bestandteil der Populationsökologie, da er eine Reihe von Lebensparametern direkt beeinflusst, allerdings ist bislang nur wenig darüber bekannt, wie die Struktur der Landschaft sich auf viele der Taxa auswirkt. Wir sammelten Daten in 531 Feuchtgebieten innerhalb von 16 Bundesstaaten im Osten der USA, um zu untersuchen wie sich die Heterogenität der Landschaft und die anthropogene Landnutzung auf die relative Vorkommenshäufigkeit von Süßwasserschildkröten, einer der weltweit bedrohtesten Gruppe von Wirbeltierkladen, auswirkt. Im Besonderen zielten wir darauf ab zu verstehen, wie sich zwei Komponenten der Landschaftsstruktur – die Kompositionelle-Heterogenität (Feuchtgebietsdiversität oder Verschiedenheit) und die Konfigurale-Heterogenität (Feuchtgebietsansammlung bzw. Anordnung) – auf Schildkröten mit verschiedenen Lebensweisen auswirkt. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Feuchtgebietskonfiguration die Beziehung zwischen der relativen Abundanz (Vorkommenshäufigkeit) und der anthropogenen Landnutzung beeinflussen. Zum Beispiel war die Vorkommenshäufigkeit von der Tropfenschildkröte (Clemmys guttata) negativ assoziiert mit Heuwiesen und Weideflächen, wenn die Feuchtgebietsdichte gering war, aber diese Beziehung war nicht zu erkennen, wenn die zusammenhängende Feuchtegebietsdichte anstieg. Insbesondere, die Art und Weise wie die Feuchtgebietsaggregation auf modulierende Weise mit der Landnutzung in Beziehung stand erwiese sich als unterschiedlich für die verschiedenen Spezies. Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass einige anthropogen beeinflusste Landschaftstypen sich nicht allein strikt positiv oder negativ auf bestimmte Spezies auswirken, sondern dass deren Einflussnahme auf die jeweilige Spezies kontextabhängig ist. Die relative Abundanz zeigte auch generell eine Zunahme mit zunehmender Feuchtgebietsheterogenität was darauf verweist wie wichtig die Landschaftssupplementierung (Anreicherung durch Vielfältigkeit) sich auf die Schildkrötenvorkommen auswirkt. Wir berichten hier über eine ganze Reihe von Reaktionen der Schildkröten auf das Vorhandensein von Straßen, die nicht zu den gut etablierten Vorhersagen in Bezug auf die Körpergröße und die terrestrischen Aktivitätsmuster von Schildkröten passen, wobei auch positive Beziehungen für bestimmte Spezies zu beobachten waren. Insgesamt unterstützt unsere Studie die Verwendung von kontextbezogenen Untersuchungsansätzen, um Fragen zu einer landnutzungsbasierten Arterhaltung und Artmanagemententscheidungsfindung zu klären, anstatt dabei nur vorgefertigten Vorschriften zu folgen. Zudem zeigen wir, dass eine effektive Süßwasserschildkrötenerhaltung eine perspektivische Betrachtung und Analyse der Feuchtgebietssysteme auf Landschaftsebene erfordert.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun hier möchte ich gar nicht so sehr die Einzelheiten diskutieren, sondern nur darauf verweisen, dass man die Feststellungen der Autoren nur unterstützen kann! Denn die betroffenen Schildkrötenspezies müssen sich an ihre unterschiedlichsten Lebensräume auf unterschiedlichste Weise anpassen. Allein daraus lässt sich schon ableiten, dass wir die Vorgehensweisen zum Schutz und zur Erhaltung von Schildkrötenspezies nicht in einheitliche, überall in gleicher Weise anzuwendende Vorschriften pressen können. Ja, und wir sollten auch hieran wieder erkennen wie kontextabhängig solche Entscheidungen sein müssen, denn auch die lokalspezifischen Adaptationsprozesse der Lebewesen gestalten sich entsprechend dem lokalen Kontext (Bedingungen). Dort wo letzteres für die jeweilige Spezies nicht möglich ist kommt sie auch nicht vor. Siehe auch dazu Malonza et al. (2023) und Roe (2023) sowie die dortige Literatur und Kommentare.

Literatur

Malonza, P. K., D. K. Korir, J. O. Nyamache & S. N. Kyalo (2023): Learning from the Wild: Status of the Introduced Pancake Tortoise Malacochersus tornieri Population in Tsavo East National Park, Kenya. – Chelonian Conservation and Biology 22(1): 30-38 oder Abstract-Archiv.

Roe, J. H. (2023): Spatial Ecology, Movements, and Habitat Selection of Clemmys guttata in a Temporally Dynamic Wetland System in North Carolina, USA. – Herpetological Conservation and Biology 18(1): 140–154 oder Abstract-Archiv.

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