Gelbliche Klappschildkröte, Kinosternon flavescens, Muttertier mit Jungtier – © John B. Iverson
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Iverson - 2024 - 03

Iverson, John B. & Daniel U. Greene (2024): The Phenology of Brumation Emergence in the Yellow Mud Turtle (Kinosternon flavescens) in Nebraska. – Chelonian Conservation and Biology 24(1): 28-45.

Die Phänologie des Erwachens aus der Winterruhe bei der Gelben Klappschildkröte (Kinosternon flavescens) in Nebraska.

DOI: 10.2744/CCB-1622 ➚

Gelbliche Klappschildkröte, Kinosternon flavescens, – © John B. Iverson
Gelbliche Klappschildkröte,
Kinosternon flavescens,
Muttertier mit Jungtier
© John B. Iverson

Das Aufwachen aus der Winterstarre im Frühjahr wurde bei mehreren Landschildkröten untersucht, insbesondere bei Dosenschildkröten (Terrapene spp.) und Landschildkröten (Gopherus spp.). Die meisten Untersuchungen umfassten jedoch kleine Stichproben (oftmals aus Gefangenschaft), schlossen Jungtiere aus, dauerten nur ein oder wenige Jahre und/oder verwendeten nur Schätzungen der Aufwachdaten. Wir haben die Daten zum Schlüpfen während der Winterruhe von 14.668 Gelben-Klappschildkröten (Kinosternon flavescens) quantifiziert, die zwischen 1983 und 2018 aus einer Population in den Sandhills von Nebraska gefangen wurden. Das durchschnittliche Erscheinungsdatum im Frühjahr über 9 Jahre lag für 1961 erwachsene (≥ 85 mm Panzerlänge) Männchen am 1. Mai und für 2.882 Weibchen am 5. Mai. Für 5.985 Jungtiere und 3.840 Schlüpflinge war es über 12 Jahre hinweg jeweils der 21. Mai. Diese Mittelwerte variierten jedoch um etwa drei Wochen zwischen den Jahren, und die Aufwachsaison für jede Kohorte war in der Regel etwa 40 Tage lang. Das durchschnittliche Erscheinungsdatum für erwachsene Männchen und Weibchen über die Jahre hinweg hing hauptsächlich von den Frühlingstemperaturen ab. Das vorhergesagte Erscheinen an der Oberfläche für die Erwachsenen begann, wenn die mittleren Mindest- und Höchsttemperaturen der letzten 2 Tage etwa -6,0 °C bzw. 7,0 °C erreichten. Die durchschnittlichen Daten für Jungtiere und Schlüpflinge korrelierten nicht mit den allgemeinen Mustern des Frühlingswetters; die Kombination aus warmen Temperaturen über mehrere Tage gepaart mit Regenfällen förderte jedoch das Auftauchen am deutlichsten. Das Erscheinungsdatum stand in umgekehrter Beziehung zur Körpergröße und zum Alter. Weibchen, die in einem entsprechenden Jahr des Aufwachens auch nisteten, hatten eine bessere Körperkondition, erschienen aber nicht früher als diejenigen, die dies nicht taten. Obwohl das Schlüpfen im Frühjahr von Temperatur und Feuchtigkeit beeinflusst wurde, variierte der genaue Zeitpunkt hauptsächlich je nach Individuum und Jahr.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Einmal mehr wieder eine der sonst meist seltenen Langzeitstudien zu diesem Thema. Die zudem auf ein in den Naturwissenschaften zunehmend wichtigen Aspekt verweisen, nämlich den der Individualität von Lebewesen. Ein Themenkomplex der der bisher so auf statistische Absicherung mit hohen Probandenzahlen, die sich für ein gut abgesichertes Ergebnis auch alle in etwa gleiche Eigenschaften zeigen sollten, widerspricht (siehe auch Williamson et al. 2024 und den dortigen Kommentar. Ein Thema, das gerade im Zeitalter der Künstlichen-Intelligenz einen wesentlichen Unterschied zwischen Lebewesen und artifiziellen KI-Systemen markiert (siehe dazu auch Ritter 2025), denn belebte Materie handelt ich möchte sagen in jedem Fall individuell bewusst und dieses bislang immer noch kaum zu definierende Bewusstsein fehlt der KI. Sie mag sich zwar Fähigkeit aneignen können, die wir mit erlernter Kognitionsfähigkeit beschreiben würden, die aber immer weit von dem abweichen wird, was wir als individuelles Bewusstsein beobachten und empfinden würden (siehe dazu auch Williamson et al. (2024); Loconsole et al. (2023) und die dortigen Kommentare sowie Reber et al. (2023).

Literatur

Loconsole, M., G. Stachner & E. Versace (2023): Crossmodal association between visual and acoustic cues in a tortoise (Testudo hermanni). – Biology Letters 19(7): 20230265 oder Abstract-Archiv.

Reber, A. S., F. Baluska & W. B. Miller (2023): The sentient cell. – Oxford University Press 1-249; DOI: 10.1093/oso/9780198873211.001.0001 ➚.

Ritter, P. (2025): Ich und mein Gehirn (Teil 2). – Gruner+Jahr Verlag, GeO 5(2925): 46-53.

Williamson, B. A., A. L. Lyons & L. M. Ferguson (2024): Conservation implications of habitat selection by nesting diamondback terrapins (Malaclemys terrapin) investigated via an automated radio telemetry system. – Animal Biotelemetry 12(35) oder Abstract-Archiv.

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