Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, Einjähriges Jungtier im Aquaterrarium – © Hans-Jürgen Bidmon

Bu - 2023 - 01

Bu, R., Z. Ye & H. Shi (2023): Habitat Selection and Home Range of Reeves' Turtle ( Mauremys reevesii) in Qichun County, Hubei Province, China. – Animals 13(9): 1514.

Habitatauswahl und genutzte Lebensraumgröße bei der Chinesischen Dreikielschildkröte (Mauremys reevesii) im Qichun County der Provinz Hubei, China.

DOI: 10.3390/ani13091514 ➚

Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Dreikielschildkröte,
Mauremys reevesii,
einjähriges Jungtier im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Habitatauswahl und genutzte Lebensraumgröße sind wichtige Faktoren, um die Lebensweise von Tierarten zu verstehen. Wir überwachten hier 23 adulte wildlebende Chinesische Dreikielschildkröten (Mauremys reevesii) von August 2021 bis August 2022 im Qichun County der Provinz Hubei in China um deren Habitatauswahl und Lebensraumgröße sowie die Charakteristiken der ausgewählten Habitate zu erfassen. Es wurden signifikante Unterschiede bei den aquatischen Lebensräumen im Vergleich zu zufällig gewählten Vergleichsregionen beobachtet, insbesondere in Bezug auf die Versteckmöglichkeiten (Z = -6,032, p < 0,001), die Höhe der Unterschlupfe (Z = -6,783, p < 0,001), der Wassertiefe (Z = -2,009, p = 0,045) und der Entfernung zum Ufer (Z = -4,288, p < 0,001). In Bezug auf die genutzten Landhabitate wurden signifikante Unterschiede in Bezug auf die Baumkronenbedeckung (Z = -2,100, p = 0,036), die Krautschichtbedeckung (Z = -2,347, p = 0,019), die Entfernung zu Feldrändern (Z = -2,724, p = 0,006), die Bedeckung mit abgestorbenen Gras (Z = -2,921, p = 0,003), sowie der Dicke der abgestorbenen Grasschicht (t = 3,735, df = 17, p = 0,002) im Vergleich zu den zufällig gewählten Vergleichsflächen festgestellt. Die mittlerer “Genutzte Lebensraumgröße” lag für diese Schildkrötenpopulation bei 14,34 ± 4,29 ha wobei die mittlere Hauptlebensraumgröße 2,91 ± 2,28 ha betrug und die durchschnittliche lineare Bewegungslebensraumgröße betrug 670,23 ± 119,62 m. Diese Studie liefert wertvolle Informationen für diese gefährdete Schildkrötenart, die die Grundlage für die Entwicklung von Erhaltungsplänen bilden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit beginnt mit einer ausführlichen Literaturübersicht zur Art wobei auch auf die terrestrische Habitatnutzung eingegangen wird. Interessant ist auch der Methodenteil für wissenschaftliche Laien, da er mit einer sehr guten Beschreibung der Landschaft und der Klimadaten beginnt, wobei hier nur die wesentlichen Punkte kurz erwähnt werden sollen mit einer Jahresmitteltemperatur von +16,8 °C bei sommerlichen Temperaturen von bis zu über +39 ⁰C und einem kalten Winter mit Temperaturen von bis zu -15,6 °C während der Wintermonate. Die Luftfeuchte schwankt von 77 % im August bis zu 82 % zu den anderen Jahreszeiten. Ebenso geht dort klar hervor was man als Auswahl definiert hatte. Der Ergebnisteil listet in ausführlichen Tabellen die Habitatnutzung für die Schildkröten auch bezogen auf das jeweilige Geschlecht, wobei sich hier zeigte das die Landhabitate doch weit mehr genutzt werden als allgemein bekannt. Bei den aquatischen Habitaten werden klar stehende Gewässer bevorzugt, in denen meist die Uferzonen den bevorzugten Aufenthaltsort repräsentieren, da sie wohl mehr Nahrung und Verstecke bieten. Bezüglich der geschlechtsspezifischen aquatischen Habitatbevorzugung gab es mit Ausnahme einer pH-Wertpräferenz keine Unterschiede. Bezüglich der Landhabitate zeichnete sich bezogen auf die Makrohabitate 10x10 m Flächen auch keine Auswahl ab, wenn man einmal davon absieht, dass von Menschen aktuell genutzte Bereiche möglichst gemieden werden. Allerdings bezogen auf die Mikrohabitataufenthaltsorte (1x1 m Flächen) gab es signifikant nachweisbare Auswahlkriterien, wobei Flächen mit geringer Baumkronenbedeckung sowie einer guten Laubschicht klar bevorzugt wurden. Insofern handelt es sich hierbei auch um hilfreiche Informationen für die Haltung, die eigentlich klarmachen, dass es eigentlich notwendig wäre die meisten Haltungsbedingungen, die sich viel zu sehr auf eine reine Wasserschildkröte fokussieren optimierungsbedürftig sein dürften.

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