Hinterindische Scharnierschildkröte, Cuora galbinifrons, – © Hans-Jürgen Bidmon

Stuart - 2007 - 01

Stuart, B. L. & J. F. Parham (2007): Recent hybrid origin of three rare Chinese turtles. – Conservation Genetics 8(1): 169-175.

Kürzliche Identifizierung dreier seltener chinesischer Sumpfschildkröten als Hybriden.

DOI: 10.1007/s10592-006-9159-0 ➚

Chinesische Dreistreifen-Scharnierschildkröte, Cuora trifasciata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Dreistreifen-
Scharnierschildkröte,
Cuora trifasciata luteocephala,
© Hans-Jürgen Bidmon

Drei seltene geoemydide Sumpfschildkröten, die aus dem chinesischen Tierhandel der frühen 1990iger Jahre bekannt geworden waren, Ocadia glyphistoma, O. philippeni, und Sacalia pseudocellata, stehen unter Verdacht Hybriden zu sein, weil sie nur von ihrer Originalbeschreibung her bekannt sind (also nie in der Natur gefunden wurden) und weil sie Morphologien zeigen, die zwischen jenen liegen, die von anderen besser erforschten Spezies bekannt sind. Wir klonierten die Allele von bi-parental vererbten nukleären Intronen von Proben dieser drei Spezies. Die zwei aneinander abgeglichenen elterlichen Allele von O. glyphistoma, O. philippeni, und S. pseudocellata haben 5-11,5 mal mehr heterozygote Positionen als 13 andere geoemydide Arten. Die phylogenetische Analyse zeigte, dass die zwei Allele aus jeder Schildkröte sehr stark paraphyletisch sind, aber korrekte Sequenzübereinstimmungen mit anderen Spezies zeigen, für welche die hypothetische Vermutung besteht, dass sie die Elternspezies für diese Hybriden darstellen. Wir schließen daraus, dass diese seltenen Schildkröten eher kürzlich entstandene Hybriden darstellen als valide Spezies. Insbesondere ist „O. glyphistoma“ ein Hybrid aus Mauremys sinensis und M. cf. annamensis, „O. philippeni“ ist ein Hybrid aus M. sinensis und Cuora trifasciata, und „S. pseudocellata“ ist ein Hybrid aus C. trifasciata und S. quadriocellata. Deshalb sollten die Ressourcen zum Erhaltungsmanagement eher zur Auffindung und zur Erhaltung der Populationen von anderen seltenen südostasiatischen Schildkröten verwendet werden, die wirklich distinkte evolutionäre Linien darstellen.

Hinterindische Scharnierschildkröte, Cuora galbinifrons, – © Hans-Jürgen Bidmon
Hinterindische Scharnierschildkröte,
Cuora galbinifrons,
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ja so kann es gehen, wenn man die neuen molekularbiologischen Techniken wirklich dazu einsetzt, die Herkunft und Abstammung von Tieren festzustellen. Sicher mag es für manche, die in diese Spezies aus welchen Gründen auch immer investiert hatten, bitter sein, jetzt zur Erkenntnis zu kommen, dass es Hybriden sind, aber das ist nur der anthropogen, geschäftliche Aspekt der Sache. Zum Glück scheren sich weder Natur noch Schildkröten um solche menschlichen Spielarten und Betrachtungsweisen. Durchaus positiv kann man aber die prinzipielle Potenz zur Hybridisierung und Bildung fertiler Hybride ansehen, denn diese Potenz könnte der entsprechenden Tiergruppe im Überlebenskampf und für ihren Fortbestand wesentliche Vorteile bringen. Da ich mich nicht wiederholen will, lesen Sie die Kommentare zu Lara-Ruiz et al. (2006) oder zu Hervet (2006)).

Literatur

Lara-Ruiz, P., G. G. Lopez, F. R. Santos & L. S. Soares (2006): Extensive hybridization in hawksbill turtles (Eretmochelys imbricata) nesting in Brazil revealed by mtDNA analyses. – Conservation Genetics 7(5): 773-781 oder Abstract-Archiv.

Hervet, S. (2006): The oldest European Ptychogasterid turtle (Testudinoidea) from the lowermost Eocene amber locality of Le Quesnoy (France, Ypresian, MP7). – Journal of Vertebrate Paleontology 26(4): 839-848 im Abstract-Archiv.

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