Boehme - 2009 - 01

Boehme, H., A. Fruth & W. Rabsch (2009): Reptile-associated Salmonellosis in Infants in Germany. – Klinische Pädiatrie 221(2): 60-64.

Reptilienassoziierte Salmonellosis bei Kindern in Deutschland

DOI: 10.1055/s-0028-1112156 ➚

Salmonellosis ist eine bedeutende Infektionserkrankung für Kinder. Ein Anstieg der durch den Konsum von Fleisch und rohen Eiern verursachten Infektionen lässt sich im zweiten Lebensjahr beobachten. Die Übertragung von Reptilien auf Kinder stellt einen alternativen Infektionsweg dar. Salmonelleninfektionen gewinnen durch die steigende Anzahl an exotischen Haustieren in den Haushalten für Kinderärzte und Mikrobiologen zunehmend mehr an Bedeutung. Untersuchungen der Infektionswege in Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsbehörden einschließlich mikrobiologischer, serologischer und molekularbiologischer Tests sind in den Fällen einer atypischen Salmonellosis durchführbar. Während der letzten Jahre (2006-2008) gab es eine ansteigende Anzahl bei den Fällen mit einer durch Reptilien verursachten Salmonelleninfektion. Die meisten der 26 Patienten waren Kinder in einem Alter von unter einem Jahr. Dabei spielten auch die Salmonellenstämme und Unterarten II, IIIa, IIIb und IV eine sehr wichtige Rolle. Die U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC, Gesundheitsüberwachung und Vermeidung) haben Richtlinien für den hygienischen Umgang wie Desinfektion der Hände mit Seife etc. und zur Handhabung von Reptilien und deren Käfigen sowie über das Fernhalten von Reptilien von den Orten der Lebensmittelzubereitung veröffentlicht. Die CDC verweist auch darauf, dass Kinder unter 5 Jahren keine Reptilien als Haustiere haben sollten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ja liebe Leser, nun sind auch deutsche Kinderärzte mit dieser Publikation an die Öffentlichkeit gegangen und lassen wohl zukünftig solche Fälle nicht mehr in den Archiven für Krankenakten fern jeglicher Öffentlichkeit verstauben. Sicher, ich bin auch der Meinung, dass dieses Risiko kalkulierbar ist und so eventuell auch gar nicht zutrifft, sondern auch noch andere sachliche Gründe für diese von den Ärzten vorgestellte Bilanz der Fälle vorliegen mögen. Nur würde das zum Beispiel eine in Deutschland sehr weit verbreitete Tageszeitung auch so sehen? Wie real Gefährdungen für uns wirklich sind, wissen vielleicht einige Institute und Fachleute, aber die gefühlte und damit politisch relevante Gefährdung der Bevölkerung hängt fast ausschließlich von den Medien und ihrer Berichterstattung ab. Salmonelleninfektionen – wie auch von den Autoren selbst erwähnt – gehen nicht nur von Reptilien aus, aber reptilienassoziierte Infektionen stellen ein zusätzliches Risiko dar. Ich bin kein Prophet, aber ich meine, sowohl in Deutschland als auch in der EU werden jene Tierschützer, die schon seit langem gegen die Exotenhaltung plädieren, diese zunehmende Datenmenge nicht ungenutzt lassen, um ihre Ziele mit Nachdruck zu verfolgen. Dabei geht es nicht mehr um ein paar giftige oder anderweitig gefährliche Arten wie derzeit in Hessen. Hier sollte man rechtzeitig sachliche und stichhaltige Gegenargumente sammeln, denn die Zeit, zu der man diese Daten benötigen wird, wird schneller kommen, als sich so mancher träumen lassen mag. Ich möchte niemanden Vorschriften machen, aber wer sich dann in solchen Zeiten sein Hobby erhalten möchte, dem sollte eines klar sein, sie oder er wird auf einen starken Verband mit Interessensvertretungspotential angewiesen sein, der nach Möglichkeit gewappnet ist und nicht nur schlafend den Geschehnissen hinterher zu rennen versucht. Einzelne, wenn auch noch so gemütlich organisierte Ortsgruppierungen oder Stammtische sind dazu ganz sicher nicht in der Lage. Deshalb stützen Sie die oder den Verband/Verbände, die das könnten, sofern dort die richtigen Vertreter agieren. Sicher gibt es auch da Fehler wie in der jüngsten Vergangenheit des Öfteren zu sehen war, aber es wurden auch Regierungen gewählt, die sich im Nachhinein als nicht vorteilhaft erwiesen haben. (Denn genauso wie Leitungsgremien leiten müssen, müssen Regierungen regieren und nicht wie in der Vergangenheit häufig zu verfolgen war nur den Wirtschaftslobbyisten nach rennen. Wohin das geführt hat, erleben wir gerade oder meinen Sie, dass daran nicht auch ein gutes Stück des Ausverkaufs dessen, was man unter „Sozialer Marktwirtschaft“ zu verstehen gehabt hätte, mit schuldig ist). Nur sollte man nicht vergessen, dass man ja eventuell selbst mit entschieden hat, wer regiert. Ich kann nur warnen, den Gegnern das Feld dadurch zu räumen, dass man sich zum einen durch Zersplitterung selbst schwächt und zum anderen nicht aktiv darauf achtet, dass die oder der Verband/Verbände der/die wirklich gegen diese Entwicklung etwas entgegen zu setzen hätte, so geführt wird, dass er dem auch gerecht werden kann. Nutzen Sie die Chance. Oder finden sie sich damit ab, dass nichts ewig währt und man sich auch mal von geliebten Hobbys trennen muss. Wie sagte neulich ein Bekannter: Ich bin so alt, ich werd' noch davon kommen! Klar, ich frage mich nur, warum fahren solche Leute Hunderte von Kilometern, um sich z. B. Vorträge anzuhören, Tiere zu tauschen oder zu erwerben usw., wenn die wirklich alle so einfach darauf verzichten könnten. Na dann nur zu und vielleicht besser gleich, das spart Sprit und Energie und käme somit auch der Umwelt sofort zu Gute. Denken Sie mal darüber nach! Dass es dabei nicht nur um ein deutsches Problem geht, dazu siehe: Hidalgo-Vila et al. (2007, 2008a, 2008b); Candela et al. (2005).

Literatur

Candela, M. G., P. M. Atance, J. Seva, F. J. Pallares & L. L. Vizcaino (2005). Granulomatous hepatitis caused by Salmonella typhimurium in a spur-thighed tortoise (Testudo graeca). – Veterinary Record 157(8): 236-237 oder Abstract-Archiv.

Hidalgo-Vila, J., C. Diaz-Paniagua, C. de Frutos-Escobar, C. Jimenez-Martinez, N. Perez-Santigosa (2007): Salmonella in free living terrestrial and aquatic turtles. – Veterinary Microbiology 119(2-4): 311-315 oder Abstract-Archiv.

Hidalgo-Vila, J., C. Diaz-Paniagua, N. Perez-Santigosa, C. de Frutos-Escobar & A. Herrero-Herrero (2008a): Salmonella in free-living exotic and native turtles and in pet exotic turtles from SW Spain. – Research in Veterinary Science 85(3): 449-452 oder Abstract-Archiv.

Hidalgo-Vila, J., C. Díaz-Paniagua, A. Ribas, M. Florencio, N. Pérez-Santigosa & J. C. Casanova (2008b): Helminth communities of the exotic introduced turtle, Trachemys scripta elegans in southwestern Spain: Transmission from native turtles. – Research in Veterinary Science 86(3): 463-465 oder Abstract-Archiv.