Halbinsel-Schmuckschildkröte, Pseudemys peninsularis, ein Exemplar der invasiven Art in Südkorea – © Ha-Cheol Sung

Cheon - 2023 - 01

Cheon, S-J., M. Rahman,J.-A. Lee,S.-M. Park,J.-H. Park,D.-H. Lee & H.-C. Sung (2023): Confirmation of the local establishment of alien invasive turtle, Pseudemys peninsularis, in South Korea, using eggshell DNA. – PLoS One 18(2): e0281808.

Die Bestätigung für die lokale Etablierung einer invasiven Schildkröte, Pseudemys peninsularis in Südkorea anhand der DNS an Eierschalen.

DOI: 10.1371/journal.pone.0281808 ➚

Halbinsel-Schmuckschildkröte, Pseudemys peninsularis, – © Ha-Cheol Sung
Halbinsel-Schmuckschildkröte,
Pseudemys peninsularis,
© Ha-Cheol Sung

Fremde invasive Spezies bedrohen Erhaltungsmaßnahmen weltweit. Der Heimtierhandel ist einer von vielen Wegen diese Situation zu verschärfen. Speziell Heimtierschildkröten wurden aufgrund ihrer langen Lebensdauer zunehmend in der Natur ausgesetzt und weil bestimmte Personen sie aus religiösen und traditionellen Glaubensregeln in die Freiheit entließen. Zudem werden auch lästig gewordene Schildkröten ausgesetzt. Informationen über eine erfolgreiche Ansiedlung sowie über die Ausbreitung dieser Invasoren in neue Habitate sind notwendig um solche die Ökosysteme störenden invasiven Arten zu identifizieren, aber die Nester solch fremder Schildkrötenarten waren in der Natur schon immer schwer auszumachen. Deshalb sollte nach Möglichkeiten gesucht werden die Nester solcher Arten anhand der Eier identifizieren können, da die adulten Schildkröten diese schnell verlassen. Wir dachten uns, dass die neuen DNS-Technologien diese Situation verbessern könnten. Wir untersuchten dazu Pseudemys peninsularis eine der am häufigsten gehandelten Süßwasserschildkröten für die schon allgemein bekannt ist, dass sie in Südkoreas Wildnis eine weite Verbreitung aufweist. Bis jetzt wurde sie aber noch nicht als eine die Ökosysteme störende Spezies gelistet, da es keine adäquaten Daten gibt, ob sie schon lokale, sich selbst reproduzierende Populationen etabliert hat. Wir führten dazu Erhebungen durch und fanden zwei Nester im Jeonpyeongje Nachbarschafts-Park in Maewol-dong, Seo-gu, Gwangju. Wir entwickelten eine Methode zur Extraktion der DNS die den Eierschalen anhaftet und wir konnten damit die Nester erfolgreich mittels einer phylogenetischen Analyse identifizieren und wir konnten diese Befunde auch anhand der Eicharakteristika und anhand von morphologischen Daten von Schlüpflingen aus künstlich inkubierten Eiern bestätigen. Dies ist damit die erste Initiative die erfolgreich DNS von Süßwasserschildkröteneierschalen extrahierte. Wir denken, dass diese Methode zukünftig Wissenschaftlern helfen wird die Etablierung fremder, invasiver Schildkröten nachzuweisen und entsprechende Kontroll- bzw. Managementmaßnahmen zu entwickeln. Zusätzlich beinhaltet unsere Arbeit noch vergleichende Beschreibungen sowie schematische Diagramme über die Eier von insgesamt acht Süßwasserschildkrötenarten einschließlich einer einheimischen Art und drei weiteren die Ökosyteme in Südkorea beeinträchtigenden Arten. Wir plädieren dafür, dass P. peninsularis zügig als eine die Ökosysteme gefährdende Spezies aufgrund ihrer weiten Verbreitung und der Etablierung lokaler Populationen, die potentiell negative Auswirkungen für die Ökosyteme haben eingestuft wird.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch hier wieder wie überall dasselbe Geschehen. Wenn man es etwas zynischer ausdrücken will zeigen sich hier die zukünftigen Evolutionsmöglichkeiten für bestimmte Evolutionslinien die anscheinend zukünftig mit dazu beitragen werden, die neueren Kapitel des Anthropozäns zu charakterisieren. Ja und man möchte fast sagen, dass es faszinierend ist, dass dazu auch wieder Schildkröten beitragen, denn letztendlich lassen diese invasiven Evolutionslinien das aktuell miterleben was die Wissenschaft in mühevoller Arbeit über die (invasive) Besiedlung der Galapagosinseln durch südamerikanische Landschildkröten rekonstruiert hat. Denn wenn auch Südostasien in Zukunft vielleicht noch dichter besiedelt sein wird als heute halte ich es für ausgeschlossen, dass man aufgrund der klimatischen Bedingungen die uns bekannten invasiven Schildkrötenarten wieder vollständig ausmerzen können wird. Da halte ich es eher für wahrscheinlich, dass auch durch zukünftige politische Unruhen und instabile Verhältnisse es solchen Arten langfristig eher leichter gemacht wird sich zu etablieren und sich weiter zu entwickeln. Es wird deshalb auch nicht die letzte Arbeit über invasive Arten sein! Da der Mensch als global verbreitete Spezies auch die Evolution der anderen existierenden Evolutionslinien beeinflusst, werden wohl zukünftig viel eher jene Evolutionslinien davon profitieren die dazu neigen auch globalverbreitete Metapopulationen zu bilden. Insofern muss man schon sagen, scheinen sie uns sehr ähnlich zu sein. Vielleicht sind sie es die man in 100 oder 300 Jahren als die „Modernen“ sich weltweit adaptierenden Arten gegenüber jenen beschreiben wird die warum auch immer ausgestorben sind. Erinnert uns dies nicht etwas an die Evolutionsgeschichte der Menschheit die uns seit Jahrzehnten fast mit monatlich erscheinenden wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgezeichnet wird?
Wie schon bei Shamblin et al. (2011) erwähnt vereist auch diese Arbeit daraufhin, dass man diese den Eierschalen anhaftende DNS auch für Abstammungs- und Herkunftsanalysen kann. Deshalb ist es kein Fehler die Eierschalen von streng geschützten Arten schnell zu trocknen und aufzubewahren, denn es ist sicher möglich die Eierschalen DNS sowohl der Mutter wie auch dem Schlüpfling zuzuordnen.
Siehe dazu auch Shamblin et al., (2011); Marchetti & Engstrom (2015); Dong et al., (2016); Zhang et al., (2020); Xiao et al., (2021) und die dortigen Anmerkungen.

Literatur

Dong, C. M., T. N. Engstrom & R. C. Thomson (2016): Origins of softshell turtles in Hawaii with implications for conservation. – Conservation Genetics 17(1): 207-220 oder Abstract-Archiv.

Marchetti, M. P. & T. Engstrom (2015): The conservation paradox of endangered and invasive species. – Conservation Biology 30(2): 434-437 oder Abstract-Archiv.

Shamblin, B. M., M. G Dodd, K. L. Williams, M. G. Frick, R. Bell & C. J. Nairn (2011): Loggerhead turtle eggshells as a source of maternal nuclear genomic DNA for population genetic studies. – Molecular Ecology Resources 11(1): 110-115 oder Abstract-Archiv.

Xiao, F., R. Bu, L. Lin, J. Mueti, J. Wang, Z. Ye & H. Shi (2021): A Survey of Freshwater Turtles in Diaoluoshan Nature Reserve with Conservation Implications for the Endangered Big-Headed Turtle. – Chelonian Conservation and Biology 20(1): 139-143 oder Abstract-Archiv.

Zhang, Y., T. Song, Q. Jin, Y. Huang, X. Tang, X. Sun, F. Liu, Z. Zhang & W. Bao (2020): Status of an alien turtle in city park waters and its potential threats to local biodiversity: the red-eared slider in Beijing. – Urban Ecosystems 23: 147–157 oder Abstract-Archiv.

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