Pracht-Erdschildkröte, Rhinoclemmys pulcherrima, – © Taggert G. Butterfield

Butterfield - 2021 - 02

Butterfield, T. G., A. Herrel, M. E. Olson, J. Contreras-Garduño & R. Macip-Ríos (2021): Morphology of the limb, shell and head explain the variation in performance and ecology across 14 turtle taxa (12 species). – Biological Journal of the Linnean Society 134(4): 879–891.

Die Morphologie der Beine, der Panzer und des Kopfes erklären die Unterschiede, die man in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit und Ökologie bei 14 Schildkrötentaxa (12 Arten) beobachten kann.

DOI: 10.1093/biolinnean/blab117 ➚

Pracht-Erdschildkröte, Rhinoclemmys pulcherrima, – © Taggert G. Butterfield
Pracht-Erdschildkröte,
Rhinoclemmys pulcherrima,
© Taggert G. Butterfield

Unter der Vorgabe, dass die Morphologie einen direkten Einfluss auf die Befähigung eines bestimmten Organismus hat sein jeweiliges Habitat und seine Nahrung optimal zu nutzen, so beeinflusst sie folglich auch dessen Fitness. Der Vergleich der Beziehung zwischen Morphologie und Leistungsfähigkeit sowie Ökologie ist eine Grundvoraussetzung, um zu verstehen wie sich Organismen weiterentwickeln (evolvieren), um eine Vielzahl an Lebensräumen zu besiedeln und sich an unterschiedliche Ernährungsweisen anzupassen. Allerdings gab es bislang kaum Freilandstudien, die sowohl die Eigenschaften der Beine, der Panzer- und der Kopfmorphologie simultan verglichen haben. Wir verglichen hier die Morphologie, die Leistungsfähigkeit und die Ökologie bei 14 Schildkrötentaxa (12 Arten) in Mexiko, mit unterschiedlicher Verbreitung und unterschiedlichen Affinitäten zu Wasser und Nahrung. Wir nahmen lineare Vermessungen an Beinen, Panzern und Köpfen vor. Wir bestimmten auch die maximale Schwimmgeschwindigkeit, die maximale Beißkraft und wir bestimmten wie oft sie sich an Land aufhielten. Ebenso nutzten wir die Bestimmung der stabilen Isotope zur Erfassung ihrer Ernährungsweise und Bestimmung ihrer trophischen Position. Wir verwendeten diese Daten um die folgenden drei Hypothesen zu testen: (1) Morphologie und Leistungsfähigkeit verändern sich gemeinsam; (2) Bein- und Panzerunterschiede, wie Fußlänge korrelieren mit der Schwimmgeschwindigkeit und dem Prozentsatz an Zeit der an Land verbracht wird und (3) Schädelunterschiede, wie dass die Kopfbreite mit der Beißkraft und den stabilen Isotopen (Ernährungsweise) korreliert sind. Wir fanden für alle drei Hypothesen unterstützende Daten und liefern die ersten Beweise dafür, dass die Morphologie, die körperliche Leistungsfähigkeit und Ökologie bei Schildkröten im Freiland beeinflusst.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun diese Studie liefert zwar gute Körpermaße und Ernährungsangaben für die 12 untersuchten Arten, liefert aber kaum wirklich neue Erkenntnisse. Positiv ist allerdings, dass sie zumindest versucht drei unterschiedliche Körperparameter in Einklang zu bringen und in Beziehung zur Ökologie oder besser Lebensraumnutzung zu stellen, anstatt nur Einzelbetrachtungen anzustellen. Allerdings wie der letzte Satz des Abstracts zeigt bleibt hier die Frage nach der treibenden oder selektionierenden Kraft oder die Beantwortung der Frage was kommt zuerst Ei oder Henne? Sicher befähigt eine bestimmte morphologische Lebensraumanpassung das Überleben unter bestimmten ökologischen Bedingungen, allerdings stellt sich die Frage ist es die Morphologie die sich die Umwelt zunutze macht oder ist es nicht eher so, dass die Umweltbedingungen einen bestimmten an sie angepasstem Morphotyp und Physiotyp herausselektioniert. Ich denke wir beobachten gerade letztere Interpretationsweise und zwar sowohl im Freiland wie auch bei artifizieller Gefangenschaftshaltung und Zucht, wo sich die Schildkröten sowohl morphologisch wie auch verhaltensmäßig den vorherrschenden Gegebenheiten anpassen und sich auch verändern. Ja und manchmal sehen wir so etwas nicht nur zwischen verschiedenen Taxa, sondern sogar je nach Geschlecht innerhalb eines Taxons (siehe z. B. Lindemann, 2006; Wolak et al., 2010; Snover et al., 2015).

Literatur

Lindeman, P. V. (2006a): Diet of the Texas map turtle (Graptemys versa): Relationship to sexually dimorphic trophic morphology and changes over five decades as influenced by an invasive mollusk. – Chelonian Conservation and Biology 5(1): 25-31 oder Abstract-Archiv.

Snover, M. L., M. J. Adams, D. Ashton, J. B. Bettaso & H. H. Welsh Jr. (2015): Evidence of counter-gradient growth in western pond turtles (Actinemys marmorata) across thermal gradients. – Freshwater Biology 60(9): 1944-1963 oder Abstract-Archiv.

Wolak, M. E., G. W. Gilchrist, V. A. Ruzicka, D. M. Nally & R. M. Chambers (2010): A Contemporary, Sex-Limited Change in Body Size of an Estuarine Turtle in Response to Commercial Fishing. – Conservation Biology 24(5): 1268-1277 oder Abstract-Archiv.

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