Murray, R. A., N. O. Dronen & C. K. Blend (2004): Endohelminths from the black marsh turtle, Siebenrockiella crassicollis, confiscated by International authorities in Hong Kong, People's Republic of China. – Comparative Parasitology 71(2): 255-257.
Endohelminthen aus der Schwarzen Dickkopfschildkröte, Siebenrockiella crassicollis, die von den internationalen Behörden in Hongkong, der Volksrepublik China beschlagnahmt wurden.
DOI: 10.1654/4137 ➚
Neunzehn Schwarze Dickkopfschildkröten, Siebenrockiella crassicollis, wurden am 11. Dezember 2001 von den Behörden in Hongkong beschlagnahmt und anschließend auf Endohelminthen (parasitisch lebende Würmer der Eingeweide) untersucht. Dazu wurden die Tiere eingefroren oder eisgekühlt nach Texas zur Texas Cooperative Wildlife Collection der Texas A& ;M Universität, College Station, Texas, U.S.A. versandt. In 89 % der untersuchten Dickkopfschildkröten wurde eine Infektion mit Helminthen nachgewiesen, wobei jedes Tier durchschnittlich von 1,6 verschiedenen Parasitenarten infiziert war. Gefunden wurde eine bislang noch unidentifizierte, protocephalide Bandwurmart die 5 % der Tiere infizierte. Des Weiteren wurden zwei Nematodenarten (Rund- oder Spulwurm) nachgewiesen (Falcaustra duyagi, der in 74 % der Fälle und Serpinema octorugatum, der in 21 % der Fälle zu finden war). Ebenso wurden drei Arten von Digenea (Trematoden; Leberegel) gefunden, wobei je 11 % der Tiere von Diaschistorchis multitesticularis oder Stunkardia dilymphosa befallen waren und in 21 % der Fälle wurde Telorchis cyclemidis nachgewiesen. Auch eine Aspidogastreae (Multicotyle purvisi) war bei 26 % der Dickkopfschildkröten zu finden. In einer Schildkröte wurden in der Darmwand noch Eier einer Spirochidae lokalisiert.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Warum dieses Abstract? Oder anders ausgedrückt: Was würden Sie Ihrem Metzgermeister sagen, wenn er ihnen gratis soviel mehr, als Sie bestellt haben, liefern würde? Mir ist bewusst, dass der Informationsgehalt dieses Abstracts für die Mehrzahl der Leser gering ist, zumal es für diese Parasiten kaum deutsche Namen gibt, unter denen man sich etwas vorstellen könnte. Es zeigt aber eindrucksvoll, womit Sie zu rechnen haben, wenn Sie Importtiere unbekannter Herkunft erwerben. Dabei ist noch nicht mal klar, welches Medikament (Antihelminthikum) überhaupt eine wirkungsvolle Entwurmung garantiert. Deshalb, Quarantäne sollte oberstes Gebot sein und bleiben, ebenso wie eine entsprechend rasch durchzuführende parasitologische Untersuchung durch einen Spezialisten. Die Gefahr besteht nicht nur darin, dass sie sich ihren Bestand infizieren. Nein, bei der Freilandhaltung von infizierten Tieren können sie nie ausschließen, dass nicht auch in der einheimischen Fauna ein Insekt, eine Schnecke, eine Assel, ein Bachflohkrebs oder eine Wurmart vorkommt, die von den Parasitenlarven als Zwischenwirt genutzt werden kann und zu deren Verbreitung führt. Denn sollte ein solcher Fall eintreten, dann brauchen wir nicht mehr darüber zu diskutieren, ob die Rotwangenschildkröte die einheimische Sumpfschildkröte verdrängt (siehe Cadi & Joly (2004)), denn dann werden wohl irgendwann sowohl die Sumpfschildkröte wie auch die Rotwangenschildkröte mit zusätzlichen Parasiten infiziert sein. Schildkröten sieht man, und Verdrängungsprozesse zwischen Schildkrötenarten kann man beobachten, im Gegensatz dazu sieht man die Wirkung von eingeschleppten Parasiten kaum oder oft erst, wenn es zu spät ist, das sollten sie im Sinne einer verantwortungsvollen Tierhaltung und zum Schutz der einheimischen Fauna und Flora nie aus den Augen verlieren.
Literatur
Cadi, A. & P. Joly (2004): Impact of the introduction of the red-eared slider (Trachemys scripta elegans) on survival rates of the European pond turtle (Emys orbicularis). – Biodiversity and Conservation 13(13): 2511-2518 oder Abstract-Archiv.