Carstairs, S. J., C. J. Kyle & S. T. Vilaça (2020): High prevalence of subclinical frog virus 3 infection in freshwater turtles of Ontario, Canada. – Virology 543: 76-83.
Eine hohe Vorkommenshäufigkeit von klinisch unauffälligen Froschvirus 3-Infektionen bei den Süßwasserschildkröten in Ontario, Kanada.
DOI: 10.1016/j.virol.2020.01.016 ➚
Ranaviren werden oft für eine hohe Mortalitätsrate bei Schildkröten verantwortlich gemacht. In Kanada wurden die ersten beiden Fälle von Ranavirus bei Schildkröten in 2018 in Ontario entdeckt und obwohl man anschließend eine entsprechende Erhebung zur Erfassung der Prävalenz durchführte konnten keine weiteren positiv getesteten Fälle nachgewiesen werden. Um dieses Prävalenzniveau für Ranaviren bei Schildkröten in Ontario zu bestätigen verwendeten wir nun eine sensitivere Methode mit der auch geringe persistierende Infektionsspiegel innerhalb der Populationen erfasst werden können. Hier berichten wir also über die Ergebnisse die mit einer Kombination aus qPCR, PCR, Sanger-Sequenzierung und Genomsequenzierung bei Schildkrötenpopulation über ganz Ontario hinweg erarbeitet wurden und zwar an Schildkröten die insgesamt keine klinischen Anzeichen für eine Erkrankung erkennen ließen. Wir fanden dabei zwei positive Fälle mit einer hohen Virusbelastung (Anzahl) und 5 positive Fälle mit einer niedrigen Virusbelastung. Die histopathologische Untersuchung zeigte nur sehr subtile Veränderungen. Anhand der DNS-Sequenzen identifizierten wir zwei Froschvirus 3 (FV3)-Typen und die Genomsequenzierung identifizierte einen Ranavirus der dem Wildtyp von FV3 entspricht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass der Virus bei den Süßwasserschildkröten Ontarios vorkommt und dort nur mit subklinischen Infektionen einhergeht.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Die Studie wurde im Krankenhaus des Ontario Turtle Conservation Zentrums (Kawartha Turtle Trauma-Zentrum) durchgeführt, welches ca. 1.000 Schildkröten die aus ganz Ontario eingeliefert werden behandelt. Meist sind es verletzte Exemplare von Straßenunfällen, deshalb konnte hier auch von verletzten Schildkröten Gewebe für histopathologische Untersuchungen entnommen werden. Bei den untersuchten Spezies handelte es sich um Chrysemys picta, Chelydra serpentina, Graptemys geographica und Emydoidea blandingii. Auch wenn man bei solchen verletzten Tieren nicht leicht das Fehlen von klinischen Anzeichen einer Infektion sicher ausschließen kann so denke ich doch, dass diese Nachweise den Schluss zu lassen, dass Infektionen mit permanent vorhanden Ranaviren nie ganz auszuschließen sind. Interessant ist aber auch der Nachweis des Ranaviruswildtyps denn der könnte auch von den gefressenen Futtertieren stammen und für bestimmte Schildkröten noch gar nicht so pathogen sein. Ja und interessant wäre auch noch gewesen, wenn man dabei saisonale Unterschiede sehen würde, denn gerade im Frühjahr dürften sich viele Süßwasserschildkröten von Laich und Kaulquappen ernähren und eventuell Viren aufnehmen.
Galerien
Chelydra serpentina – Schnappschildkröte
Chrysemys picta – Zierschildkröte
Emydoidea blandingii – Amerikanische Sumpfschildkröte
Graptemys geographica – Landkarten-Höckerschildkröte