Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Široký - 2005 - 02

Široký, P., M. Kamler & D. Modry (2005): Prevalence of Hemolivia mauritanica (Apicomplexa: Adeleina: Haemogregarinidae) in natural populations of tortoises of the genus Testudo in the East Mediterranean region. – Folia Parasitologica 52(4): 359-61.

Vorkommenshäufigkeit von Hemolivia mauritanica (Apicomplexa: Adeleina: Haemogregarinidae) in natürlichen Landschildkrötenpopulationen der Gattung Testudo in der östlichen mediterranen Region.

DOI: 10.14411/fp.2005.049 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Hemolivia mauritanica (Sergent & Sergent, 1904) Infektionen wurden in 14 % (n=14) der Schildkröten (Testudo graeca Linnaeus, 1758) in Bulgarien und in 92 % (n=26) derer aus der Türkei nachgewiesen. Hemolivia mauritanica ähnliche Gametocyten wurden auch in 81 % (n=47) der wild lebenden Breitrandschildkröten, Testudo marginata Schoepff, 1792 aus Griechenland gefunden. Die Intensität der Verparasitierung (gleich Prozent der infizierten roten Blutzellen [Erythrozyten], ausgezählt an etwa 104 Zellen) lag zwischen 0,03-22,4 % bei T. graeca und 0,06-12,27 % der T. marginata. Andererseits waren alle Blutproben von Testudo hermanni, Gmelin, 1789, (40 aus Bulgarien, 38 aus Griechenland und 18 aus Kroatien) negativ.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit zeigt deutlich, wie weit verbreitet Haemogregarinen als Blutparasiten unter türkischen Testudo graeca bzw. griechischen Testudo marginata sind. H. mauritanica wird durch Zecken übertragen (siehe Širokýet al. 2004). Deshalb ist davon auszugehen, dass auch viele der Nachzuchten aus Zuchtfarmen schon infiziert sind, zum einen weil oft mit adulten Wildfängen gezüchtet wird und zum anderen weil die dortigen Zuchtfarmbetreiber einen Zeckenbefall genauso wenig vermeiden können, wie ein deutscher Hundezüchter – insbesondere schon deswegen, weil ich auf Bildern aus solchen Farmen noch nie eine Landschildkröte mit Zeckenhalsband gesehen habe. Das ist mit ein Grund, diese Schildkrötenspezies eigentlich nur noch als einheimische Nachzuchten zu erwerben. Sicher, mit einer Chance von 8 % auf eine parasitenfreie T. graeca bzw. einer 19 %igen Chance auf eine gesunde T. marginata bei einem Nachzuchtimport aus einer der dortigen Zuchtfarmen liegen die Chancen immer noch höher als beim Lottospielen. Aber wollen sie wirklich auf Tierbörsen oder im Zoogeschäft zum Glücksspieler werden? In diesem Sinne, muss ich ganz klar sagen, wäre die von der DGHT bzw. der AG Schildkröten geplante Abschaffung der CITES-Pflicht ein Schuss in den Ofen. Denn keiner, nicht einmal ein Veterinär und schon gar nicht der Kunde, hätte eine Chance zu erfahren, woher die angebotene Nachzucht stammt. Schwarze Schafe gibt es sowieso schon genug, ihnen ihre Machenschaften diesbezüglich noch zu erleichtern, wäre vor dem oben angeführten Hintergrund den Kunden und Mitgliedern gegenüber ein Bärendienst. Zudem sollte man sich wirklich einmal fragen: Brauchen wir bei all den Nachzuchten denn überhaupt noch das Risiko, uns Seuchen aus rein wirtschaftlichem Interesse auch mit solchen Arten einzuschleppen?

Literatur

Široký, P., M. Kamler, & D. Modry (2004): Long-term occurrence of Hemolivia cf. mauritanica (Apicomplexa: Adeleina: Haemogregarinidae) in captive Testudo marginata (Reptilia: Testudinidae): Evidence for cyclic merogony? – Journal of Parasitology 90(6): 1391-1393 oder Abstract-Archiv.

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