Hieroglyphen-Schmuckschildkröte, Pseudemys concinna, – © Hans-Jürgen Bidmon

Rivera - 2008 - 03

Rivera, G. (2008): Ecomorphological variation in shell shape of the freshwater turtle Pseudemys concinna inhabiting different aquatic flow regimes. – Integrative and Comparative Biology 48(6): 769-787.

Ökomorphologische Variationen in der Panzerform bei in Bereichen mit unterschiedlichen Strömungen siedelnden Wasserschildkröten Pseudemys concinna.

DOI: 10.1093/icb/icn088 ➚

Hieroglyphen-Schmuckschildkröte, Pseudemys concinna, – © Hans-Jürgen Bidmon
Hieroglyphen-Schmuckschildkröte,
Pseudemys concinna,
© Hans-Jürgen Bidmon

So genannte Synopsispopulationen (Groß- oder Sammelpopulationen) von Spezies, die eine Vielzahl unterschiedlicher Habitate besiedeln, zeigen häufig zueinander abweichende Morphologien, die mit den Unterschieden der ökologischen Parameter in den jeweiligen Lebensräumen korrelieren. Die Fließgeschwindigkeit von Wasser ist dabei innerhalb eines aquatischen Lebensraums ein wichtiges Umweltkriterium, welches nachweislich einen Einfluss auf die Morphologie vieler Taxa hat. Das Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, welche Beziehung es zwischen der Fließgeschwindigkeit und der Panzermorphologie bei männlichen und weiblichen Exemplaren der semiaquatisch lebenden Wasserschildkröte Pseudemys concinna gibt. Für beide Geschlechter zeigen sich signifikante Unterschiede bei der Carapax- und Plastronmorphologie, wenn man Exemplare aus Habitaten mit langsamer Fließgeschwindigkeit mit jenen aus Habitaten mit hoher Fließgeschwindigkeit vergleicht. Generell lässt sich feststellen, dass die deutlichste Auffälligkeit darin besteht, dass Schildkröten beiderlei Geschlechts aus Habitaten mit hoher Fließgeschwindigkeit stromlinenförmiger sind (ein kleines Höhe zu Längenverhältnis aufweisen) als die Panzer von Individuen aus lentischen Habitaten. In Bezug auf die einzelnen Panzerkomponenten (Carapax und Plastron), zeigt der Carapax die deutlicheren Unterschiede in Abhängigkeit zum Habitat, was zudem bei Männchen ausgeprägter ist. Diese Befunde stehen in Einklang mit einer Anpassung an die Fließgeschwindigkeit, und lassen vermuten, dass Variationen in der Form bei Weibchen konstanter sind. Ich liefere zusätzlich empirische Belege dafür, dass es einen adaptiven Vorteil für die beobachteten Formunterschiede gibt (z. B. eine Reduktion bei der Verdriftungsgefahr), und ich diskutiere die relative Rolle, die die genetische Divergenz und die phänotypische Plastizität in Bezug auf die Generierung dieser beobachteten Formunterschiede bei dieser Spezies spielen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit gibt einen schönen Einblick darüber, wie die Evolution und Selektion wirken und welche Rolle dabei den vom Menschen abstrakt definierten Kategorisierungsmodi Genotyp und Phänotyp zukommt. Siehe dazu auch Inhalt und Kommentare zu Lubcke & Wilson (2007); Rivera & Claude (2008).

Literatur

Lubcke, G. M. & D. S. Wilson (2007): Variation in shell morphology of the Western Pond Turtle (Actinemys marmorata Baird and Girard) from three aquatic habitats in northern California. – Journal of Herpetology 41(1): 107-114 oder Abstract-Archiv.

Rivera, G. & J. Claude (2008): Environmental media and shape asymmetry: a case study on turtle shells. – Biological Journal of the Linnean Society 94(3): 483-489 oder Abstract-Archiv.

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