Meck, J. R., M. T. Jones, L. L. Wiley & J. D. Mays (2020): Autecological study of Gulf Coast Box Turtles (Terrapene carolina major) in the Florida Panhandle, USA, reveals unique spatial and behavioral characteristics. – Herpetological Conservation and Biology 15(2): 293–305.
Eine autökologische Studie zur Golfküsten-Dosenschildkröte, (Terrapene carolina major) im Panhandle von Florida, USA die eine einzigartige Raumnutzungs- sowie Verhaltenscharakteristika aufzeigt.
DOI: None ➚
Bei Terrapene carolina major (Golfküsten Dosenschildkröte) handelt es sich um eine taxonomisch unklare Evolutionslinie aus dem Florida-Panhandle und den Küstenebenen des Golfs von Mexiko in den USA. Wie die anderen Dosenschildkrötenarten auch leidet sie unter den zunehmenden anthropogenen Einflüssen. Bis heute wurden aber keine eingehenderen vergleichend ökologischen Studien oder Verhaltensstudien zu dieser Linie der Dosenschildkröten publiziert. Wir führten hier einen Radiotelemetriestudie an 21 adulten T. c. major im Florida-Panhandle während 2016 und 2017 durch, um deren saisonal genutzten Lebensräume (Home ranges) zu ermitteln und um die Habitatnutzung und Auswahl sowie deren Verhalten zu erfassen. Wir errechneten eine Sommer-Home range-Größe anhand der Minimum-Konvex-Polygon Methode und nach einer fixierten Kerndichteabschätzung (KDE). Wir evaluierten die Habitatnutzung unter Einbezug des Geographischen-Informationssystems (GIS) um die Anteile der unterschiedlichen Habitattypen innerhalb eines 100 % MCPs (Aufenthaltsraum) für die einzelnen Individuen. Ebenso wurde die Habitauswahl anhand von generalisierten linearen Modellen ermittelt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Studien innerhalb der T. carolina-Linien zeigten hier die Weibchen signifikant größere Home ranges als die Männchen und die Männchen zeigten eine höhere Standorttreue in Bezug auf ihre Home range als die Weibchen. Die generalisierten, linearen Modelle zeigten, dass die Männchen bewaldete Feuchtgebiete und die Weibchen Nadelwaldhabitate signifikant häufiger nutzten als andere Habitate. Ungefähr 23 % der gesamten mittels der Radiotemetrieortung erfassten Aufenthaltsorte befanden sich für beide Geschlechter innerhalb von aquatischen Lebensräumen die insbesondere zu den Überschwemmungsflächen von Sümpfen gehörten, mit feuchten Hartholzwald und feuchten Koniferenwaldplantagen (Pinus spp.). Unsere Beobachtungen zeigen, dass T. c. major einzigartige Verhaltens- und ökologische Charakteristika aufweist. Da für diese Evolutionslinie die phylogenetischen Beziehungen sowie deren evolutionäre Stellung unklar sind empfehlen wir das T. c. major als ein distinktes Taxon innerhalb der T. carolina-Gruppe behandelt werden sollte insbesondere sollte dies für das Erhaltungsmanagement gelten.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Natürlich muss man den Autoren Recht geben, dass T. c. major als eine distinkte Evolutionsline gemanagt werden sollte, denn sie stellt laut den Befunden von Butler et al., (2011) eine Hybrid- oder Introgressionslinie aus der Vergangenheit dar. Allerdings könnten viele dieser beobachteten Eigenschaften auch rein durch die Umweltbedingungen im Untersuchungsgebiet bedingt sein. In den warmen Monaten Juli und August zeigen die T. carolina carolina in North Carolina ein ähnliches Verhalten zumindest was den Aufenthalt in Feuchtgebieten (Sümpfen, Uferbereiche von Bachläufen) etc. anbetrifft was ich selbst für einige Jahre beobachten konnte, da sie sich während dieser Zeit bevorzugt im feuchten Schlamm austrocknender Wasserstellen eingruben. Wie schon früher diskutiert sind auch Lokalpopulationen erhaltenswert und ich frage mich immer warum man gleich auf andere taxonomische Evolutionslinien verweisen oder solche postulieren muss, wenn man solche Befunde auch ohne große Mühe als lokale adaptive Umweltanpassung beschreiben könnte. Ehe man so etwas aufgrund dieser Charakteristika postuliert sollte man erst einmal entlang der Golfküste schauen ob es nicht auch Lokalpopulationen gibt die sich aufgrund unterschiedlicher lokaler Umweltbedingungen vielleicht ganz anders als jene im Panhandle von Florida verhalten.
Literatur
Butler, J. M, C. K. Dodd, M. Aresco & J. D. Austin (2011): Morphological and molecular evidence indicates that the Gulf Coast box turtle (Terrapene carolina major) is not a distinct evolutionary lineage in the Florida Panhandle. – Biological Journal of the Linnean Society 102(4): 889-901 oder Abstract-Archiv.