Loehr, V. J. T., T. Stark, M. Weterings & H. Kuipers (2015): Overcoming low environmental temperatures in the primary feeding season: low-level activity and long basking in the tortoise Homopus signatus. – Amphibia-Reptilia 36(3): 207-214.
Die Überwindung niedriger Umgebungstemperaturen während der Haupternährungssaison: Niedrige Aktivitätsniveaus und langanhaltende Sonnenbäder bei der Landschildkröte Homopus signatus.
Landschildkröten, die in Regionen leben, in denen die Futterpflanzen im Winter wachsen, müssen mit relativ niedrigen Umgebungstemperaturen umgehen können, um ihre Ressourcen zu nutzen. Die Gesägte Flachschildkröte Homopus signatus lebt in ariden (trocknen) Regionen mit Winterregenfällen, wo sie im Winter und Frühjahr aktiv ist, zu einer Zeit in der die Umgebungstemperaturen ein ganzes Stück weit unter ihrer Präferenzkörpertemperatur liegen. Obwohl es sich bei H. signatus um eine bedrohte Spezies handelt, besitzen wir keine Informationen darüber, wie sie mit niedrigen Umgebungstemperaturen umgehen kann. Deshalb überwachten wir kontinuierlich das Verhalten von neun weiblichen H. signatus für 29 Tage im zeitigen Frühjahr. Insgesamt zeigte die Gruppe ein unimodales Aktivitätsmuster (anders als geschützt Ruhen) während des Tages. Allerdings waren die einzelnen Schildkröten nur ungefähr für 4,5 Stunden pro Tag aktiv und verbrachten 73 % ihrer Aktivitätszeit mit Sonnenbaden, bei dem sie sich geschützt unter Sträuchern aufhielten. Zusätzlich zeigten sie eine negative Beziehung zwischen dem Prozentsatz an Zeit, den sie aktiv in der Sonne verbrachten und der Umgebungstemperatur, was andeutet, dass H. signatus aktiv andere Verhaltensweisen als das Sonnenbaden nutzt, um Wärme aufzunehmen, wovon sie besonders an kalten Tagen profitieren. Die Schildkröten benötigten für alle anderen Verhaltensweisen, die vom Sonnenbaden abwichen, nur 1,2 Stunden pro Tag, wobei auf das aktive Fressen etwa 24 Minuten entfielen. Hier half ihnen wohl die reichlich vorhandene Futterpflanzenvielfalt im zeitigen Frühjahr. Wir machen die Vorhersage, dass eine reduzierte Verfügbarkeit an Futterpflanzen für H. signatus möglicherweise die Zeit, in der sie aktiv sein müssen, verlängert. Dies kann dazu beitragen, dass sie einem erhöhten Bejagungsdruck durch Beutegreifer ausgesetzt wären, oder dass sie ihre Sonnenbäder verkürzen müssen. Dies würde dazu führen, dass sich die Zeit zur Aufrechterhaltung einer angestrebten höheren Körpertemperatur verkürzt.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Eine sehr interessante Arbeit die andeutet, das Schildkröten aus solchen Zonen durchaus mit kühlen Umgebungstemperaturen umgehen können, solange sie genug Möglichkeiten zum Sonnenbaden haben (siehe dazu auch McMaster & Downs 2006). Die Verhaltensweisen zwischen Land- und Wasserschildkröten zeigen übrigens durchaus in Bezug zur Temperaturregulation gewisse universelle Gemeinsamkeiten (Van Houtan et al., 2015).
Literatur
McMaster, M. K. & C. T. Downs (2006): Do seasonal and behavioral differences in the use of refuges by the leopard tortoise (Geochelone pardalis) favor passive thermoregulation? – Herpetologica 62(1): 37-46 oder Abstract-Archiv.
Van Houtan, K. S., J. M. Halley & W. Marks (2015): Terrestrial basking sea turtles are responding to spatio-temporal sea surface temperature patterns. – Biology Letters 11(1): 20140744 oder Abstract-Archiv.