Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer

Hunter - 2008 - 01

Hunter, K. W. Jr., S. A. Dupré, T. Sharp, F. C. Sandmeier & C. R. Tracy (2008): Western blot can distinguish natural and acquired antibodies to Mycoplasma agassizii in the desert tortoise (Gopherus agassizii). – Journal of Microbiological Methods 75(3): 464-471.

Westernblots können die natürlichen von den durch Mycoplasma agassizii induzierten Antikörpern bei der Wüstenschildkröte (Gopherus agassizii) unterscheiden

DOI: 10.1016/j.mimet.2008.07.022 ➚

Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer
Kalifornische Gopherschildkröte,
Gopherus agassizii,
© H. Bradley Shaffer

Mycoplasma agassizii wurde als Ursache für die obere Atemwegserkranktng (URTD) bei der im Bestand gefährdeten Mojave-Population der Wüstenschildkröte (Gopherus agassizii) identifiziert und Anti-M.-agassizii-Antikörper wurden mit dem ELISA-Test in 15 % der Tiere innerhalb ihres Gesamtverbreitungsgebiets nachgewiesen. Hier zeigen wir, dass eine Gruppe von 16 aus Eiern aufgezogener Wüstenschildkröten, die nie mit M. agassizii in Berührung gekommen waren, im ELISA-Test einen Antikörpertiter gegen diesen Erreger aufwiesen, dessen Höhe mit den Titern überlappte, die bei einigen mit M.-agassizii-infizierten Schildkröten gemessen wurden. Diese natürlichen Antikörper der erbrüteten Schildkröten gehörten überwiegend zur IgM-Klasse. Western-Blots, die mit dem Plasma dieser nicht infizierten Schildkröten durchgeführt wurden, ergaben ein sehr charakteristisches Bandenmuster gegen M.-agassizii-Antigene. Im Anschluss wurde eine Gruppe 38 wild gefangener Wüstenschildkröten mit dem ELISA getestet und obwohl einige dieser Schildkröten signifikant höhere Antikörpertiter gegen M. agassizii zeigten als die nicht infizierten Schildkröten, gab es doch einen weiten Bereich an Titerüberlappung im unteren Titerbereich. Allerdings zeigte die Western-Blot-Analyse auch hier ein distinktes, charakteristisches Bandenmuster, das es erlaubte, eine Unterscheidung zwischen den Schildkröten zu treffen, die durch Infektion induzierte Antikörpertiter aufwiesen und jenen Tieren die nicht infiziert waren und natürliche Antikörpertiter zeigten, wobei die Unterscheidung unabhängig vom aktuellen ELISA-Titer war. Wir schließen aus diesen Daten, dass Wüstenschildkröten natürliche Antikörper gegen M. agassizii besitzen, die den zuverlässigen Nachweis des Infektionsstatus mit dem ELISA-Test beeinträchtigen. Allerdings ist die Western-Blot-Technik in der Lage, zwischen den natürlicherweise vorhandenen und den „erworbenen“ (wirklich durch eine Infektion induzierten) Antikörpermuster zu unterscheiden und kann somit dazu eingesetzt werden, die Diagnose einer tatsächlichen stattgefundenen Infektion mit M. agassizii bei der Wüstenschildkröte abzusichern.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine wirklich hilfreiche Studie, die klar belegt, dass der alleinige positive Befund im ELISA-Test keine wirkliche Aussage über eine tatsächlich erfolgte Infektion mit M. agassizii liefert. Dies könnte erklären, warum so manch positiv getestete Population keinen Populationsrückgang verzeichnet, während andere als positiv getestete Populationen erkranken und von der Krankheit dezimiert werden (siehe Mccoy et al. (2007); Karlin (2008)). Zudem gibt diese Arbeit Hoffnung, denn anscheinend gibt es Gopherschildkröten die die Information zur natürlichen Produktion eines bestimmten Antikörpertyps gegen M. agassizii schon vererben, so dass zwar deren Nachwuchs im ELISA-Test positiv reagiert, aber vielleicht schon vor einer Infektion geschützt ist, zumindest solange wie M. agassizii sich nicht so verändert hat, dass es auch für diese Individuen wieder infektiös geworden ist. Sicherlich ein interessantes Beispiel für die aktuell ablaufende Co-Evolution von Schildkröte und Krankheitserreger, deren Beobachtung sicher auch im Bezug auf die Grundlagenforschung interessante weiterführende Erkenntnisse im Bereich der Infektionsbiologie für Reptilien liefern könnte.

Literatur

Karlin, M. (2008): Distribution of Mycoplasma agassizi in a Gopher Tortoise population in south Florida. – Southeastern Naturalist 7(1): 145-158 oder Abstract-Archiv.

Mccoy, E. D., H. R. Mushinsky & J. Lindzey (2007): Conservation strategies and emergent diseases: The case of upper respiratory tract disease in the gopher tortoise. – Chelonian Conservation and Biology 6(2): 170-176 oder Abstract-Archiv.

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