Djordjevic - 2011 - 01

Djordjevic, S., M. Djurakic, A. Golubović, R. Ajtic, L. Tomovic & X. Bonnet (2011): Sexual body size and body shape dimorphism of Testudo hermanni in central and eastern Serbia. – Amphibia-Reptilia 32(4): 445-458.

Geschlechtsbedingter Dimorphismus in Bezug auf die Körpergröße und die Körperform bei Testudo hermanni in Zentral- und Ostserbien.

DOI: 10.1163/156853811X598479 ➚

Griechische Landschildkröten (Testudo hermanni) sind im westlichen und südlichen Europa weit verbreitet. Die meisten Populationen im westlichen Teil des Verbreitungsgebiets, z. B. Spanien, Frankreich und Italien, sind stark reduziert und vergleichsweise gut untersucht. Im Gegensatz dazu ist die Art in den östlichen Verbreitungsgebieten des Balkans noch häufiger. Allerdings sind die wesentlichen biologischen Daten (z. B. Charakteristika zur Morphologie, zur Ökologie und zum Verhalten) für den Balkan nur sehr begrenzt verfügbar. Da Reptilien eine erhebliche Variabilität in Abhängigkeit zum geographischen Vorkommen aufweisen, was sich sowohl auf die Morphologie als auch auf deren Lebensweise bezieht, sind Datenerhebungen in weit voneinander entfernten Regionen wichtig. Wir präsentieren hier Daten von zwei Testudo hermanni Populationen aus Serbien, wobei sich unsere Untersuchungen auf den Geschlechtsdimorphismus und die generelle Körperform beziehen. Wir fanden, dass fast alle 43 analysierten, morphologischen Charakteristika signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigten und dass die geschlechtsbedingte Größe und die geschlechtsbedingten Formunterschiede nicht den in gleicher Weise (Gesetzmäßigkeit) ausgeprägt wurden. Insbesondere ist hervorzuheben, dass der geschlechtsbedingte Größenunterschied (Dimorphismus, SSD) wesentlich deutlicher ausgeprägt war, als die geschlechtsbedingten Dimorphismen bei der Körperform (SShD). Unsere Analysen lassen vermuten, dass die SShD wesentlich stabiler ist als die SSD und dass das Ausmaß dieser Fokussierung (z. B. Gesamtkörperproportionen versus morphologischer Details) einen Schlüsselfaktor darstellt, um diese Feststellung zu testen. Wenn man sich nur auf die allgemeinen Messungen bezieht, ergab sich die allgemein erwartete Konsistenz in Bezug auf die Körperform für beide Populationen, wenn allerdings mehr dir spezifischen morphologischen Attribute (Detailcharakteristika) in die Analysen einbezogen wurden, konnte substanzielle Unterschiede beobachtet werden. Diese Ergebnisse liefern grundlegende Daten, auf deren Basis Populationsvergleiche durchgeführt werden können, um geographische Unterschiede in Bezug auf den Geschlechtsdimorphismus zu erfassen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine sehr ausführliche Arbeit zur morphometrischen Charakterisierung von europäischen Landschildkröten, die nebenbei noch sehr gute ausführliche Klimadaten zu den Untersuchungsgebieten enthält. Zudem haben sich die Autoren, die Mühe gemacht, auch neue morphometrische Parameter einzuführen, die über die üblicherweise angegebenen hinausgehen. Insbesondere finde ich auch gut, dass sie als Beurteilungsfaktoren die Kurvatur (Wölbung) bestimmter Carapaxschilde mit vermessen haben, denn aus diesen Angaben lässt sich gut erkennen, dass auch in der Natur nicht alle Individuen bzw. die Individuen mancher Populationen glatt wachsen, also eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Wölbung (Pyramidenansatz???) zeigen. Sicher kann man sich hier fragen, ob dies daran liegt, dass es einfach natürlich ist oder daran, dass sich auch natürliche Lebensräume verändern und die Populationen auf diese Weise darauf reagieren. Zumindest wird hier die Möglichkeit aufgezeigt, wie man anhand solch genauer Vermessungen auch Veränderungen erfassen kann, die sich zukünftig noch ergeben können. So etwas erscheint durchaus sinnvoll, denn wie wir von den Arbeiten von Loehr et al. (2009) und Fernandez-Chacon et al. (2011) wissen, sind aufgrund des Klimawandels etliche Biotope durch zunehmende Aridifizierung (Austrocknung) bedroht, und vielleicht ist ja das Ausmaß einer Pyramidenbildung im natürlichen Habitat ein Bioindikator für dieses Phänomen (siehe auch Kommentar zu Ritz et al. 2012).

Literatur

Fernandez-Chacon, A., A. Bertolero, A. Amengual, G. Tavecchia, V. Homar, V. & D. Oro (2011): Spatial heterogeneity in the effects of climate change on the population dynamics of a Mediterranean tortoise. – Global Change Biology 17(10): 3075-3088 oder Abstract-Archiv.

Loehr, V. J. T., M. Hofmeyr & B. T. Henen (2009): Small and sensitive to drought: consequences of aridification to the conservation of Homopus signatus signatus. – African Journal of Herpetology 59(2): 116-125 oder Abstract-Archiv.

Ritz, J., M. Clauss, W. J. Streich & M. Hatt (2012): Variation in Growth and Potentially Associated Health Status in Hermann’s and Spur-Thighed Tortoise (Testudo hermanni and Testudo graeca). – Zoo Biology 31(6): 705-717 oder Abstract-Archiv.