Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, sitzt sonnend am Ufer – © Hans-Jürgen Bidmon

Zhang - 2020 - 01

Zhang, Y., T. Song, Q. Jin, Y. Huang, X. Tang, X. Sun, F. Liu, Z. Zhang & W. Bao (2020): Status of an alien turtle in city park waters and its potential threats to local biodiversity: the red-eared slider in Beijing. – Urban Ecosystems 23: 147–157.

Der Status fremder Wasserschildkröten in den Gewässern des Stadtparks und die potentiellen Gefahren die sich dadurch für die lokale Biodiversität abzeichnen: Die Rotwangen-Schmuckschildkröte in Peking.

DOI: 10.1007/s11252-019-00897-z ➚

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Invasive fremde Arten stellen eine ernstzunehmende Gefahr für die einheimische, natürliche Biodiversität dar ebenso gefährden sie die Ökosystemstruktur als Beutegreifer oder als Konkurrenten und diese Gefährdungen wirken sich insbesondere in China gravierend aus. Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans) wurden in Festland-China eingeführt um die Nachfrage auf den Nahrungsmärkten und in der traditionellen Medizin sowie beim Haustierhandel zu decken. Allerdings, gab es keine Freilanduntersuchungen zur Populationserfassung sowie Studien zu deren Verhalten und den ökologischen Auswirkungen dieser Importpraxis für Rotwangen-Schmuckschildkröten in den städtischen Gewässern innerhalb Nordchinas. Wir führten hier solche Untersuchungen in 33 städtischen Parkanlagen in Peking zwischen April bis November 2016 durch. Die fremden Schmuckschildkröten wurden 514-mal in 19 Parkanlagen nachgewiesen wobei 45 Individuen in 4 Parks eingefangen wurden um deren Nahrungszusammensetzung und den Reproduktionsstatus zu untersuchen. Die Befunde zeigten, dass die Rotwangen-Schmuckschildkröten 95 % der Schildkröten in den Parkanlagen stellten. Das Geschlechterverhältnis bei 1,0:3,5 und das Verhältnis von adulten Schildkröten zu Juvenilen lag bei 1,0:3,1. Anhand der Mageninhaltsanalysen ernährten sich die Schmuckschildkröten hauptsächlich karnivor: Die dominanten Beutetiere stellten in absteigender Reihenfolge Gastropoda (Schnecken), Osteichthyes (Fische), Crustacea (Krebstiere), Hexapoda (Insekten), Bivalvia (Muscheln), Reptilia (Reptilien) und Aves (Vögel). Die hohe Frequenz (83 %) an Eifollikeln und die Eileiterentwicklung bei den adulten Weibchen ließen auf eine hohe reproduktive Kapazität schließen die zudem noch durch einen Fall von sehr früher Geschlechtsreife untermauert wurde. Die bakteriologischen Untersuchungen ergaben, dass die Rate der Infektion mit Salmonellen bei 17,6 % lag. Diese Studie zeigt, dass Rotwangen-Schmuckschildkröten sehr erfolgreich die Gewässer der Pekinger Stadtparks besiedelt haben und dort die natürlich vorkommende aquatische Biodiversität gefährden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Etwas anderes hätte man auch kaum erwartet, wenn man einmal in Betracht zieht wie sich diese Art anderswo und noch weiter nördlich verbreitet hat. Die Frage die bleibt und die dazu gestellt werden muss ist die: Wer ist schuld daran? Wir wiederholen überall die gleichen Fehler, denn wir sind ja noch nicht einmal in der Lage selbst aus der jüngeren Geschichte zu lernen! Siehe auch Domg et al. (2016) und andere Kommentare.

Literatur

Dong, C. M., T. N. Engstrom & R. C. Thomson (2016): Origins of softshell turtles in Hawaii with implications for conservation. – Conservation Genetics 17(1): 207-220 oder Abstract-Archiv.

Marchetti, M. P. & T. Engstrom (2015): The conservation paradox of endangered and invasive species. – Conservation Biology 30(2): 434-437 oder Abstract-Archiv.

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