Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, sitzt sonnend am Ufer – © Hans-Jürgen Bidmon

Zhou - 2022 - 01

Zhou, L., L.-H. Zhao, H. Li, T. Wang, H. Shi & J. Wang (2022): Underwater vocalizations of Trachemys scripta elegans and their differences among sex-age groups. – Frontiers in Ecology and Evolution 10: 1022052.

Unterwasser Vokalisation bei Trachemys scripta elegans und die dabei festgestellten Unterschiede zwischen den Geschlechtern und Altersstadien.

DOI: 10.3389/fevo.2022.1022052 ➚

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Das Ziel dieser Studie war es herauszufinden ob es bei der Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) eine Vokalisation gibt und ob dabei Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den Altersstadien auftreten. Wir zeichneten dabei die Unterwasserlaute der Rotwangen-Schmuckschildkröten auf und konnten 12 Typen von Rufen identifizieren und zwar durch manuelle, visuelle sowie auditorische Auswertung der Schallaufzeichnungen. Die Übereinstimmungsanalyse zeigte, dass die manuelle Rufklassifikation allein schon sehr zuverlässig ist. Die Ruftypen wurden dann in Spektrogrammen wie auch in der Wellenform dargestellt. Insgesamt produzierten die Schildkröten weniger hochfrequente Lauttypen im Vergleich zu denen im niederfrequenten Bereich bei allen Aufzeichnungen. Die statistische Analyse ergab signifikante Unterschiede bezüglich der Frequenzen und der Dauer der Rufe der Rotwangen-Schmuckschildkröten zwischen den Geschlechtern und den Altersklassen. Männchen produzierten sehr häufig kurze Pulsrufe während adulte Weibchen einen hohen Anteil an hochfrequenteren Ruftypen erschallen ließen. Die Gruppe der subadulten Männchen produzierte hochfrequentere Typ A, B und C Rufe was mit dem Phänomen übereinstimmt, dass die Tonfrequenz häufig invers proportional zur Schildkrötenkörpergröße ist. Einige der ausgestoßenen Ruftypen der Rotwangen-Schmuckschildkröten lagen über dem bislang bekannten Hörfrequenzbereich für diese Art. Letzteres könnte entweder ein Nebenprodukt des Rufproduktionsmechanismus sein oder diese Frequenzen liegen außerhalb des bislang bekannten Hörbereichs und stellen eine adaptive Anpassung dar um den Interferenzbereich zu minimieren der bei der niederfrequenten Kommunikation als unspezifisches Rauschen häufig in natürlichen Gewässern während der Kommunikation auftritt. Die Auswirkungen in Bezug auf die mit den Vokalisationen assoziierten Verhaltensweisen und ob die Schildkröten diese sehr hohen Töne überhaupt hören können müssen in weiterführenden Studien genauer Untersucht werden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Wer hätte das gedacht, dass Trachemys scripta elegans als eine der wohl weltweit am meist untersuchten Schildkrötenarten nicht nur invasiv ist und vielerorts auch zur Ausbreitung von exotischen Krankheitserregern beiträgt, sondern auch zur Invasion mit einer artspezifischen Kommunikationsform ihren Beitrag leistet. Damit eröffnen sich für die Wissenschaft vielerorts sicher gute Möglichkeiten diese detaillierteren Nachfolgeuntersuchungen durchzuführen, denn diese werden sehr durch den fehlenden und noch nicht zu erwartenden Schutzstatus erleichtert. Zur weiteren Diskussion dieser Kommunikationsformen bei Schildkröten verweise ich an dieser Stelle erst einmal auf jene bei Jorgewich-Cohen et al. (2022).

Literatur

Jorgewich-Cohen, G., S. W. Townsend, L. R. Padovese, N. Klein, P. Praschag, C. R. Ferrara, S. Ettmar, S. Menezes, A. P. Varani, J. Serano & M. R. Sánchez-Villagra (2022): Common evolutionary origin of acoustic communication in choanate vertebrates. – Nature Communications 13(1): 6089 oder Abstract-Archiv.

Galerien