Köhlerschildkröte, Chelonoidis carbonaria, – © Hans-Jürgen Bidmon

Wang - 2011 - 02

Wang, E., C. I. Donatti, V. L. Ferreira, J. Raizer & J. Himmelstein (2011): Food Habits and Notes on the Biology of Chelonoidis carbonaria (Spix 1824) (Testudinidae, Chelonia) in the Southern Pantanal, Brazil. – South American Journal of Herpetology 6(1): 11-19.

Die genutzte Nahrung und Bemerkungen zur Biologie von Chelonoidis carbonaria (Spix 1824) (Testudinidae, Chelonia) im südlichen Pantanal, Brasiliens.

DOI: 10.2994/057.006.0102 ➚

Köhlerschildkröte, Chelonoidis carbonaria, – © Hans-Jürgen Bidmon
Köhlerschildkröte,
Chelonoidis carbonaria,
© Hans-Jürgen Bidmon

Hier präsentieren wir Daten zur Morphologie und den Lebensgewohnheiten von männlichen und weiblichen Chelonoidis carbonaria und liefern Angaben zu ihrer Ernährung anhand von Kotanalysen (n = 21). Die Untersuchungen wurden von Januar 2004 bis April 2007 im Gebiet der Fazenda Rio Negro, im Pantanal, Brasilien, in der Region von Nhecolândia durchgeführt. Die Landschildkröten des Pantanals waren im Durchschnitt schwerer als jene des Amazonas, was daher rühren könnte, dass sie im Pantanal keiner so großen Bejagung durch die lokale Bevölkerung ausgesetzt sind und hier das Nahrungsangebot größer ist. Für beide Geschlechter stellten Früchte die bei weitem häufigste Nahrung, was deren Bedeutung für die Ernährung von Köhlerschildkröten unterstreicht. Da 90 % der Samen in den Kotproben noch intakt waren und unter Berücksichtigung der Darmpassagezeiten für Samen im Darm und der täglich zurückgelegten Wegstrecken könnten diese Schildkröten eine wesentliche Rolle für die Samenverbreitung innerhalb des Pantanals spielen. Zum Beispiel fanden wir heraus, dass die Schildkröten innerhalb des Untersuchungsgebiets von großer Bedeutung für die Verbreitung und die Ansiedlung von Syagrus flexuosa, einer etwas ungewöhnlichen Palmenart, sind, da deren Samen normalerweise nicht in den Kotproben anderer Fruchtfresser (Frugivorer) vorkommen. Dabei hilft den Schildkröten, dass sie oft Früchte mit sehr großen Samen aufnehmen, die nur von wenigen anderen Fruchtfressern in dieser Größe mitgenutzt werden können, was die Bedeutung der Schildkröten als Samenverbreiter insbesondere in Regionen unterstreicht, in denen die Anzahl von Säugetieren eher als gering einzustufen ist oder wo letztere schon ausgestorben sind.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch diese Arbeit unterstreicht die Bedeutung von Früchten in der Nahrung so mancher Landschildkröte. Sicher gibt es da auch artspezifische oder gar populationsspezifische Unterschiede zu berücksichtigen, aber wie gesagt, bei entsprechender Temperatur nutzen Früchte wohl eher ,als das sie schaden. Ebenso interessant ist auch die doch recht häufige und geschlechtsspezifisch unterschiedliche Aufnahme von tierischer Kost, die zum Teil mehr als 30 % der in den Kotproben identifizierbaren Bestandteile ausmachen kann und von Pilzen, die anscheinend selektiv von den Männchen bevorzugt werden. Sicher ein Aspekt, der hier in der Köhlerschildkrötenhaltung bislang meist unberücksichtigt geblieben ist. Siehe dazu auch Strong & Fragoso (2006), Guzman & Stevenson (2008).

Literatur

Guzman, A. & P. R. Stevenson (2008): Seed dispersal, habitat selection and movement patterns in the Amazonian tortoise, Geochelone denticulata. – Amphibia-Reptilia 29(4): 463-472 oder Abstract-Archiv.

Strong, J. N. & J. M. V. Fragoso (2006): Seed Dispersal by Geochelone carbonaria and Geochelone denticulata in Northwestern Brazil. – Biotropica 38(5): 683-686 oder Abstract-Archiv.

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