Rafferty, A. R. & R. D. Reina (2012): Arrested embryonic development: a review of strategies to delay hatching in egg-laying reptiles. – Proceedings of the Royal Society of London Series B – Biological Sciences 279(1737): 2299-2308.
Anhalten der Embryonalentwicklung: Eine Übersicht über die Strategien zur Schlupfverzögerung bei eierlegenden Reptilien.
Das Aussetzen der Embryonalentwicklung setzt voraus, dass es zu einer Herunterregulation oder gar zu einem völligen Aussetzen der Zellteilung und der damit verbundenen Stoffwechselaktivität kommt, wobei die zeitliche Unterbrechung der Embryonalentwicklung den Lebewesen eine gewisse anpassungsbedingte Flexibilität verleiht, die Dauer der Inkubationperiode zu variieren. Das zeitweise Unterbrechen der Embryonalentwicklung ist eine wichtige Reproduktionsstrategie bei eierlegenden Tieren, die keine elterliche Fürsorgeleistung nach der Eiablage aufbringen können. In dieser Übersichtsarbeit diskutieren wir jeden Typ an Embryonalentwicklungsunterbrechung, der von eierlegenden Reptilien genutzt wird. Die Umwelteinflüsse, die die Evolution einer Unterbrechung begünstigen, werden aufgezeigt, und wir liefern bislang nicht angesprochene umweltinduzierte, physiologische Prozesse, die dazu beitragen, dass ein Ei eine Entwicklungsunterbrechung realisieren kann. Forschungsgebiete für zukünftige Untersuchungen werden aufgezeigt, um besser zu verstehen, wie die Ökologie bestimmte Phänotypausprägungen bei sich entwickelnden Embryo bedingt. Wir stellen die Hypothese auf, dass ovipare Reptilienmütter in der Lage sind, den Embryo mit einem gewissen Maß an phänotypischer Anpassungspotenz in Abhängigkeit zu den lokalen Umweltbedingungen auszustatten, indem sie dem internen Eimilieu mütterliche Faktoren beigeben, die das Ausmaß der Sensitivität (Empfindlichkeit), mit der das Ei auf die Umweltbedingungen reagieren kann, noch nach der Ablage beeinflussen.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Eine interessante Arbeit, die die bislang wissenschaftlich adressierten Fakten gut und umfassend zusammenstellt und diskutiert.