Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, ein adultes Exemplar – © Jianhua Zhao

Qiu - 2023 - 01

Qiu, Z., Q. Xu, D. Xie, J. Zhao, F. Y. Yamamoto, H. Xu & J. Zhao (2023): Effects of the Replacement of Dietary Fish Meal with Poultry By-Product Meal on Growth and Intestinal Health of Chinese Soft-Shelled Turtle (Pelodiscus sinensis). – Animals 13(5): 865.

Die Auswirkungen des Ersatzes der Fischmehldiät durch Nebenprodukte aus der Hühnerverarbeitung auf das Wachstum und die Gesundheit des Verdauungstrakts bei Chinesischen Weichschildkröten (Pelodiscus sinensis).

DOI: 10.3390/ani13050865 ➚

Chinesische Weichschildkröte, Pelodiscus sinensis, – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Chinesische Weichschildkröte,
Pelodiscus sinensis,
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)

Um zu untersuchen welche Auswirkungen die Nutzung von zu Mehl pulverisierten Nebenprodukte aus der Hähnchenverarbeitung (PBM), als Ersatz für die reguläre Fütterung mit Fischmehl auf das Wachstum und die Gesundheit des Verdauungstrakts bei Chinesischen Weichschildkröten (Pelodiscus sinensis) hat wurden vier experimentell einsetzbare Futtermischungen erstellt. Dabei wurde das Fischmehl mit 0 % PBM (Kontrollgruppe), 5 % PBM (PBM5), 10 % PBM (PBM10) oder 15 % PBM (PBM15) versetzt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe steigerte sich sowohl das Körperendgewicht, die Zuwachsrate und die spezifischen Zuwachsraten signifikant, allerdings verringerte sich bei der Gruppe mit PBM10-Diät die Nahrungsumwandlungsrate signifikant (p < 0,05). Bei der Gruppe mit PBM15-Diät nahm die Wassereinlagerung signifikant zu, wobei der Aschegehalt der Schildkröten signifikant abnahm (p < 0.05). Sowohl bei der Gruppe mit PBM5 wie auch bei der mit PBM15-Diät sank der Anteil an Gesamtkörperrohfett signifikant (p < 0,05). Der Glukosegehalt erhöhte sich signifikant nur bei der Gruppe mit PBM10-Diät (p < 0,05). Der Gehalt an Malonaldehyd in der Leber verringerte sich signifikant nur bei den Gruppen mit PBM5 und PBM10-Diät (p < 0,05). Die Glutamat-Oxalacetattransaminaseaktivität in der Leber sowie die Pepsinaktivität im Verdauungstrakt erhöhten sich signifikant bei der Gruppe mit PBM15-Diät (p < 0,05). Die Expression des Genes für Interleukin 10 (IL-10) im Darm war bei den Gruppen mit PBM10 und PBM15-Diät signifikant runterreguliert (p < 0,05), wohingegen die Expression der Gene für Interferon-γ (IFN-γ), Interleukin-8 (IL-8) im Darm und die Gene für Toll-like-Rezeptor 4 (TLR4) sowie Toll-like-Rezeptor 5 (TLR5) in der Leber bei der Gruppe mit PBM5-Diät signifikant hochreguliert waren (p < 0,05). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Hähnchenmehl als Proteinersatz für Fischmehl zur Fütterung von Schildkröten genutzt werden kann. Basierend auf einer Quadratischen-Regressionsanalyse der Daten sollte der optimale Anteil des Hähnchenmehls bei 7,39 % liegen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Studie wirft noch etliche Fragen auf, weil sich zwar Diätgruppen-spezifische Veränderungen zeigten, die sich aber in der Art wie sie hier gefunden wurden nicht so einfach erklären lassen, da sie zwischen den Gruppen sehr unterschiedlich ausfallen. Diesbezüglich wäre es wohl auch angeraten gewesen eine Analyse der verwendeten Einzelfuttermittel wie Hähnchenmehl bzw. Fischmehl der Untersuchung voranzustellen. Die Studie liefert zwar sehr gute Analysedaten für die so versorgten Schildkröten, aber einige der dabei auffälligen Schwankungen könnten auch auf Unterschieden bei den genutzten und gemischten Einzelfuttermitteln beruhen, denn Fischmehl bzw. Hähnchenmehl könnten sich ja auch von Charge zu Charge bezüglich ihrer Inhaltsstoffe etwas unterscheiden und somit zu den Schwankungen beitragen. Insbesondere da Signifikanzwerte von p < 0,05 ja gerade so an der Signifikanzgrenze angesiedelt sind. Allerdings sollten wir uns auch darüber im Klaren sein, dass die Chinesen solche Analysen überhaupt gezielt durchführen, um die Futtermittel für ihre kommerziellen Schildkrötenzuchten zu optimieren. Letzteres scheint ja gerade hier zu fehlen oder zumindest nur mal ebenso nebenbei zu passieren, denn es liegt auch hierzulande nicht nur am Fütterungsregime der Wasserschildkrötenhalter/innen, sondern auch an kommerziellen Futterzusammensetzungen die den unterschiedlichen Spezies nicht optimal angepasst sind um Entwicklungs- und Wachstumsstörungen zu vermeiden. Siehe dazu auch Rawski et al., (2018; 2016).

Literatur

Rawski, M., C. Mans, B. Kieronczyk, J. Dlugosz, S. Swiatkiewicz, A. Bark & D. Jozefiak (2018): Freshwater turtle nutrition - A review of scientific and practical knowledge. – Annals of Animal Science 18(1): 17-37 oder Abstract-Archiv.

Rawski, M., B. Kieronczyk, J. Dlugosz, S. Swiatkiewicz & D. Jozefiak (2016): Dietary Probiotics Affect Gastrointestinal Micro¬biota, Histological Structure and Shell Mineralization in Turtles. – PLoS One 11(2): e0147859 oder Abstract-Archiv.

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