Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, ein Albino-Schlüpfling – © Justin R. Perrault

Pike - 2015 - 01

Pike, D. A., E. A. Roznik & I. Bell (2015): Nest inundation from sea-level rise threatens sea turtle population viability. – Royal Society Open Science 2(7): 150127.

Nestüberflutungen aufgrund des Meeresspiegelanstiegs gefährdet die Populationen von Meeresschildkröten in Bezug auf ihre Überlebensfähigkeit.

DOI: 10.1098/rsos.150127 ➚

Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, – © Hans-Jürgen Bidmon
Grüne Meeresschildkröte,
Chelonia mydas,
© Hans-Jürgen Bidmon

Ab und zu erfolgende Meeresspiegelanstiege die dazu führen, dass küstennahe Habitate von Seewasser häufiger überflutet werden führen dazu, dass die Lebenszyklen bestimmter terrestrisch lebender Tiere zerstört werden, und zwar lange bevor es zu einer permanenten Überflutung der betroffenen Lebensräume kommt. Meeresschildkröten sind von diesen niedrigliegenden strandnahen Küstenhabitaten weltweit dahingehend abhängig, da sie dort ihre Eier vergraben müssen, wo sie bis zum Schlupf durch Überschwemmungen gefährdet sind. Wir zeigen hier, dass Überflutungen mit Salzwasser die Überlebensrate von Suppenschildkrötengelegen (Chelonia mydas) direkt senken. Die getesteten Eier stammten von dem weltweit größten Niststrand für Suppenschildkröten auf der Insel Raine in Australien, deren Nistpopulation derzeit einen bislang unverstandenen Nistpopulationsrückgang erlebt. Eine Überflutung der Eier für 1-3 Stunden reduziert deren Überlebensfähigkeit um weniger als 10 %, allerdings wenn die Überflutung für 6 Stunden anhält, sinkt die Überlebensrate schon um ungefähr 30 %. Alle Entwicklungsstadien der Embryonen sind gegenüber Seewasser empfindlich und sterben bei Überflutung mit Salzwasser ab. Obwohl die Schlüpflinge die noch aus überfluteten Gelegen schlüpften normale physische Verhaltensweisen zeigten, könnte es sein, dass sie durch den Sauerstoffmangel während der Inkubation Folgeschäden entwickeln die ihre Physiologie und ihre Verhaltensweisen beeinträchtigen und sich negativ auf das Lernverhalten und deren räumliche Orientierungsfähigkeit auswirken. Die Überflutung mit Salzwasser kann den Schlupferfolg senken, aber sie erklärt allein noch nicht die konstant niedrigen Schlupfraten, die wir auf der Insel Raine beobachten. Allerdings werden die durch den Meeresspiegelanstieg häufiger auftretenden Niststrandüberflutungen dazu führen, dass es zu stärkeren zeitlichen und räumlichen Schwankungen bei der Schlupfrate für Meeresschildkröten kommt, die durch den Einfluss den Überflutungen mit Salzwasser auf die sich entwickelnden Embryonen zeitigen bedingt sind.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Siehe auch Mrosovsky (2008) und die dort im Kommentar erwähnte Literatur. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass wir auch hier ein Phänomen erleben, dass sich im Laufe der von Reptilien besiedelten Erdgeschichte schon etliche Male ereignet hat, sodass man fast schon davon ausgehen muss, dass sich entweder mit zunehmender Überflutungsrate diese Population aufgrund des ansteigenden Meeresspiegels neue Niststrände sucht oder dass diese Population tatsächlich erlischt während an anderer Stelle eine Population profitiert und proliferiert. Zumindest solange wir den Tieren genug Ausweichmöglichkeiten übrig lassen.

Literatur

Mrosovsky N. (2008): Against oversimplifying the issues on relocating turtle eggs. – Environmental Management 41(4): 465-467 oder Abstract-Archiv.

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