Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon

Héritier - 2017 - 02

Heritier, L., A. L. Meistertzheim & O. Verneau (2017): Oxidative stress biomarkers in the Mediterranean pond turtle (Mauremys leprosa) reveal contrasted aquatic environments in Southern France. – Chemosphere 183: 332-338.

Biomarker für oxidativen Stress bei mediterranen Bachschildkröten (Mauremys leprosa) zeigen gegensätzliche Gewässerbedingungen im Süden Frankreichs.

DOI: 10.1016/j.chemosphere.2017.05.116 ➚

Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Bachschildkröte,
Mauremys leprosa,
© Hans-Jürgen Bidmon

Zunehmende anthropogene Aktivitäten wie z.B. landwirtschaftliche Bewirtschaftungspraktiken stellen die Hauptursache für eine Verschlechterung bei der Wasserqualität und für die Zerstörung von Gewässerökosystemen dar. Hohe Pestizidkonzentrationen können, wie dies experimentell nachgewiesen ist, Süßwasserorganismen schädigen. In Südfrankreich und speziell im Departement Pyrenees-Orientales kommt dies besonders zum Tragen, denn die dortige Landwirtschaft basiert auf dem Anbau von Obst und Wein und in diesen Gebiet wurden Glyphosate und AMPA in den Gewässern nachgewiesen. Deshalb untersuchten wir dort auch die Auswirkungen in den geschädigten Gewässern wobei wir die Physiologie bei einheimischen bedrohten Süßwasserspezies untersuchten und uns insbesondere auf die mediterrane Bachschildkröte, Mauremys leprosa, entlang der jeweiligen, betroffenen Flüsse wie auch auf die Unterschiede zwischen verschieden Flüssen konzentrierten. Wir maßen die Aktivitäten und die Genexpressionsmuster für zwei Enzyme die für die oxidative Entgiftung benötigt werden, wie das Enzym Katalase und Superoxiddismutase. Wir konnten signifikante Unterschiede für die Katalasegenexpression und Katalaseaktivität bei den Schildkröten im Fluss Fosseille nachweisen und zwar in Abhängigkeit von der Lokalität, wie z. B. oberhalb bzw. unterhalb einer Kläranlage. Da die Agrarflächen aber in fast gleicher Weise entlang des ganzen Flusses angelegt sind, sprechen die Daten dafür, dass die Landwirtschaft nicht länger als der alleinige Verursacher für diese Umweltbelastungen (Stress) der Schildkröten verantwortlich gemacht werden kann. Es zeigte sich, dass selbst das in der Kläranlage prozessierte Wasser noch zur Belastung und Abnahme bei der Wasserqualität beitrug und einen deutlichen negativen Einfluss auf die Biodiversität dieses Süßwassersystems hatte.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch diese Arbeit liefert klare Belege dafür, wie wir zur Belastung der Gewässer beitragen und zusätzlich wird hier klar gezeigt, dass selbst das aufbereitete Wasser aus den städtischen Kläranlagen Schadstoffe enthält, die die körpereigenen, enzymatischen Entgiftungssysteme der Schildkröten und anderer Tiere belasten. Solche Enzymaktivitäten und Hochregulationen sind für die betroffenen Organismen kostspielig, da sie zusätzliche Energie und Ressourcen verbrauchen. Bedenkt man dann in diesem Zusammenhang, dass diese Schadstoffe auch dazu beitragen, das Nahrungsangebot in diesen Flussläufen zu verringern (z. B. durch das Ausrotten von Amphibienpopulationen. Siehe Kommentar zu Héritier et al., 2017) muss man sich schon fragen wie weit wir das noch treiben wollen.

Literatur

Héritier, L., D. Duval, R. Galinier, A.-L.,Meistertzheim & O. Verneau (2017): Oxidative stress induced by glyphosate-based herbicide on freshwater turtles. – Environmental Toxicology and Chemistry 36(12): 3343-3350 oder Abstract-Archiv.

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