Lederschildkröte, Dermochelys coriacea, auf Grenada nistend – © Kate Charles, Ocean Spirits Inc.

Charles - 2023 - 01

Charles, K. E., C. E. Morrall, J. J. Edwards, K. D. Carter, J. A. Afema, B. P. Butler & D. P. Marancik (2023): Environmental and Nesting Variables Associated with Atlantic Leatherback Sea Turtle (Dermochelys coriacea) Embryonic and Hatching Success Rates in Grenada, West Indies. – Animals 13(4): 685.

Umweltbedingungen und Nistplatzunterschiede in Assoziation zur Embryoentwicklung und dem Schlupferfolg bei der atlantischen Lederrückenschildkröte (Dermochelys coriacea) auf Grenada, West Indies.

DOI: 10.3390/ani13040685 ➚

Lederschildkröte, Dermochelys coriacea, – © Jeanette Wyneken
Lederschildkröte,
Dermochelys coriacea,
© Jeanette Wyneken

Die jährliche Erfassung der Niststrände der Lederrückenschildkröten (Dermochelys coriacea) auf Grenada, West Indies identifizierte relativ niedrige Schlupfraten im Vergleich zu den weltweiten Trends. Diese Studie untersuchte den Einfluss von ausgewählten Umweltvariablen auf die Entwicklung der Lederrückenschildkrötenembryonen sowie deren Schlupferfolg entlang des Levera-Strands auf Grenada zwischen 2015 und 2019. Die mittlere Anzahl der jährlich angelegten Nester lag bei 667,6 ± 361,6 bei einer durchschnittlichen Gelegegröße von 80,7 ± 23,0 SD Eiern. Innerhalb der eröffneten Nester enthielten 35,6% ± 22,0 SD der Eier sich entwickelnde Embryonen und aus 30,6 % ± 22,6 SD der Eier entwickelten sich erfolgreich bis zum Schlupf. Die Anzahl der Eier pro Nest welches sich entwickelnde Embryonen enthielt und die auch schlüpften schwankte zwischen den Jahren. Die Rate sich erfolgreich entwickelnder Embryonen war abhängig vom jeweiligen Nistplatz und der Entwicklungserfolg sowie auch die Schlupfrate korrelierten positiv mit der Nesttiefe und sie zeigten eine negative Assoziation zum Prozentsatz der Eier die von Mikroben befallen waren und/oder verdickte Eidotter aufwiesen. Es ergaben sich keine Entwicklungsstörungen oder Schlupfausfälle in Abhängigkeit zum jeweiligen Monat innerhalb einer Nistsaison oder in Abhängigkeit zur Entfernung der Nester zur Hochwassermarke oder zur nächstgelegenen Vegetation und es ließ sich auch keine Abhängigkeit in Bezug auf die Carapaxlänge der Mütter erkennen. Die mittlere Nesttemperatur betrug 31,7 ⁰C ± 1,64 SD und das Temperaturmittel während des mittleren Drittels der Inkubationsdauer lässt vermuten, dass das Geschlechterverhältnis sehr stark in Richtung weiblicher Schlüpflinge verschoben ist. Die histopathologischen Befunde bei den abgestorbenen Schlüpflingen verwiesen unter anderem auf eine schwere, akute und multifokale heterophile Bronchopneumonie mit intraläsionalen Bakterienbefall bei 4/50 (8 %) Schlüpflingen. Die Daten aus dieser Studie dienen als Leitlinie für die Erhaltungsstrategie zur Identifizierung weiterer Risikofaktoren und zukünftiger Forschungsrichtungen, die notwendig sind um den Reproduktionserfolg der Lederrückenschildkröten auf Grenada und in der karibischen Region zu verbessern.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Studie zeigt eigentlich nur, dass Mikrobenbefall negativ mit der erfolgreichen Entwicklung der Embryonen einhergeht. Warum sich aber dennoch nur bei etwa 35 % überhaupt eine Embryoentwicklung erkennen lässt wirft eher die Frage auf, ob die Befruchtungsrate der Gelege so niedrig ist oder ob die mütterliche Versorgungsrate der Eier während der Eibildung entsprechende Defizite aufweist, die einen Entwicklungsstart unmöglich machen? Vielleicht würde auch hier der Verlust an multiplen Vaterschaften aufgrund eines schon seit längerer Zeit bestehenden Mangels an Männchen (siehe Hays et al. 2023) diese Ausfälle bei der Embryoentwicklung erklären.

Literatur

Hays, G. C., J. O. Laloë, P. L. M. Lee & G. Schofield (2023): Evidence of adult male scarcity associated with female-skewed offspring sex ratios in sea turtles. – Current Biology 33(1): R14-R15 oder Abstract-Archiv.

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