Tabascoschildkröte, Dermatemys mawii, – © Yanel Tovar de la Cruz

Gallardo-Alvárez - 2019 - 01

Gallardo-Alvárez, M. I., J. M. Lesher-Gordillo, S. Machkour-M’Rabet, C. E. Zenteno-Ruiz, L. D. Olivera-Gómez, M. d. R. Barragán-Vázquez, L. Ríos-Rodas, A. Valdés-Marín, H. G. Vázquez-López & S. L. Arriaga-Weiss (2019): Genetic diversity and population structure of founders from wildlife conservation management units and wild populations of critically endangered Dermatemys mawii. – Global Ecology and Conservation 19: e00616.

Die genetische Diversität und die Populationsstruktur bei den Gründerindividuen für die Wildtiererhaltungsmanagementeinheit und bei wildlebenden Populationen der hochgradig gefährdeten Dermatemys mawii.

DOI: 10.1016/j.gecco.2019.e00616 ➚

Tabascoschildkröte, Dermatemys mawii, – © Mariana Yanel Tovar de la Cruz
Tabascoschildkröte,
Dermatemys mawii,
© Mariana Yanel Tovar de la Cruz

Viele bedrohte Süßwasserschildkrötenspezies werden innerhalb von Erhaltungszuchtprogrammen in menschlicher Obhut geboren um sie später auszuwildern. Allerdings um die Zuchtprogramme zu verbessern ist es zunehmend notwendig die genetische Diversität der die Zucht begründenden adulten Individuen zu kennen, um genetische Probleme wie Inzucht, Fixierung von schlechten Allelen oder den Verlust bei der Diversität der Allele durch Genetische Drift zu vermeiden. In dieser Studie untersuchten wir die genetische Diversität der Gründerindividuen bei drei Wildtiermanagementeinheiten (UMA’s) die zum Ziel haben Dermatemys mawii im südöstlichen Mexiko zu züchten und zusätzlich von drei wildlebenden Populationen anhand von 10 Mikrosatelittenmarkern. Bei Dermatemys handelt es sich um eine stark bedrohte Art die im Wesentlichen durch die Landschaftsfragmentierung und den Verlust sowie die Zerstörung und Kontamination ihrer Habitate zusätzlich zur Bejagung zum menschlichen Verzehr gefährdet wird. Zusätzlich untersuchten wir auch die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den UMA’s wie auch die Beziehungen innerhalb der einzelnen Gruppen und wilden Populationen anhand des Bayesian-Analyseverfahrens (STRUCTURE software) und der Diskriminationsanalyse der Hauptkomponenten (principal component analysis; DAPC). Die genetische Diversität bei den wilden Populationen konnte als mittelmäßig eingestuft werden da sie niedriger war als bei den Tieren aus den UMA’s. Die genetische Diversität der wilden Populationen sowie die für die UMA’s diskutieren wir auf der Basis der Herkunft der Individuen und der Translokation der Tiere zwischen den UMA’s sowie der Habitatqualität und unter Berücksichtigung weiterer Faktoren. Die Genetische Strukturanalyse zeigte deutliche Unterschiede zwischen den UMA’s und den wildlebenden Populationen (Bayesian und DAPC Analysen) und die hierarchische Analyse der Struktur zwischen den UMA’s reflektierte die Herkunft und die Verwandtschaftsbeziehung zwischen den Schildkröten. Im Gegensatz dazu lieferte die geographische Lage der wilden Populationen als die beste Erklärung für deren hierarchische Struktur. Aufgrund unserer Ergebnisse geben wir einige Erhaltungs- und Managementempfehlungen für diese bedrohte Süßwasserschildkröte.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Arbeit zeigt sehr deutlich, dass die genetische Diversität bei den Exemplaren der Zuchtstationen höher ist als bei den wildlebenden Populationen. Letzteres erklärt sich durch die unterschiedliche Herkunft der Zuchttiere aus den verschiedenen Populationen während die wildlebenden Exemplare der individuenschwachen Wildpopulationen schon wesentlich höhere Verwandtschaftsgrade innerhalb einer jeden Population aufweisen, die sich aber auch zum Teil zwischen den Wildpopulationen zeigt, da die Art doch so mobil ist, dass es zumindest indem hier untersuchten Lebensraum auch zum Austausch zwischen den Populationen zu kommen scheint, der aber anscheinend aufgrund der niedrigen Individuenzahl doch nicht ausreicht um eine hohe genetische Diversität aufrecht zu erhalten, sodass sie von den Autoren nur als mittelmäßig eingestuft wird. Im Grunde genommen zeigt die Studie, dass das künstliche Zusammenbringen fremder Exemplare in UMA’s eine höhere genetische Diversität sichert, zumindest solange wie man sie dann auch künstlich überwacht und durch ein geeignetes Zuchtmanagement aufrechterhalten kann. Siehe dazu auch Bidmon, (2017); Gonzales-Porter et al., (2011); Rubio-Morales et al., (2020) und die dortigen Kommentare.

Literatur

Bidmon, H.-J. (2017): Sind phylogenetische Stammbäume nur ein Traum? – Schildkröten im Fokus 14(1): 14-27 ➚.

Gonzales-Porter, G. P., F. Hailer & J. E. Maldonado (2011): Patterns of genetic diversity in the critically endangered Central American river turtle: Human influence since the Mayan age? – Conservation Genetics 12(5): 1229-1242 oder Abstract-Archiv.

Rubio-Morales, B., F. Correa-Sanchez & E. Cid-Mendez (2020): Turtle and tortoise captive breeding as an aid to species conservation. – Reproduction in Domestic Animals 54(4): 111 oder Abstract-Archiv.

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