Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon

Altobelli - 2021 - 01

Altobelli, J. T., P. B. Laarman & J. A. Moore (2021): First Year Survival of Hatchling Eastern Box Turtles (Terrapene carolina carolina) at Their Northern Range Limit in Michigan's Lower Peninsula. – Journal of Herpetology 55(4): 432-441.

Das Überleben von Schlüpflingen der östlichen Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina) während des ersten Lebensjahres an der nördlichen Verbreitungsgebietsgrenze in Michigan’s Lower Peninsula.

DOI: 10.1670/19-129 ➚

Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Carolina-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina,
© Hans-Jürgen Bidmon

Während die Sterberate bei den adulten Schildkröten in Folge anthropogener Gefährdungen zunimmt, gibt es für das Überleben der jüngeren Altersklassen keine genauen Vorstellungen. Letzteres würde aber dabei helfen, die Populationsrückgänge abzumildern. Wir überwachten mit der Methode des Radiotracking Schlüpflinge der östlichen Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina) während ihres ersten Lebensjahres in einer Population in Michigan die am nördlichen Rand des Verbreitungsgebiets beheimatet ist. Wir überwachten 60 Schlüpflinge zwischen ihrem zweiten und 333 Lebenstag und führten eine Abschätzung der jährlichen Überlebensrate unter Verwendung bekannter Überlebensabschätzungsdaten durch. Von 2013 bis 2015 fielen 14 Schlüpflinge (23 %) Beutegreifern zum Opfer, 19 Schlüpflinge (32 %) verstarben durch Freilegung und zwei (3 %) wurden überfahren. Die Überlebensrate nahm während des ersten Lebensjahres ab, und zwar mit einer Überlebenswahrscheinlichkeit vom Verlassen des Nests im Herbst und bevor sie 50 % während der Überwinterung erreichte (Tag 50 = 0,503; SE = 0,067) anschließend sank sie erneut im Frühling bis sie mit 0 % Überleben nach 333 = 0,0 Tagen endete. Schlüpflinge, die im September das Nest verließen, überlebten bis zu 107 Tage länger als jene, die erst im Oktober das Nest verließen. Ebenso hatten größere Schlüpflinge eine signifikant höhere Überlebenswahrscheinlichkeit als kleinere Individuen. Keine der kleineren Schlüpflinge überlebte die Überwinterung, wohingegen größere Schlüpflinge mit 0,82 (+/- 0,095 SE) eine Überlebenswahrscheinlichkeit bis zu 228 Tagen nach dem Schlupf zeigten. Die Gefahren, denen Tiere an den Grenzen ihres Verbreitungsgebiets ausgesetzt sind, unterscheiden sich oft von jenen, denen die Populationen im Zentrum des Verbreitungsgebiets ausgesetzt sind. Daraus folgt, dass es weitere Studien zur Überlebenswahrscheinlichkeit geben sollte, die sich auf das gesamte Verbreitungsgebiet erstrecken, um zu schauen, ob sich die Überlebenswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit zu den jeweiligen Umweltbedingungen verändert.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher werfen die Autoren mit dem letzten Satz des Abstracts einen interessanten Punkt auf. Allerdings stellt sich bei dieser hier vorgestellten Arbeit auch die Frage, wie sich diese sehr nördliche Randpopulation bis dato erhalten hat? Sicher kann es sein, dass dort gar keine Jungtiere mehr adult werden und in die bestehende Population hineinwachsen, was ja bei vielen langlebigen Tieren häufig nicht gleich erkannt wird. Andererseits fragt man sich aber auch was sich für eine solche Population im Hinblick auf die sehr frühen Jugendstadien verändert hat, oder ob das Ergebnis dieser Studie nur ein auf das Zeitintervall bezogenes Einzelergebnis ist, denn bei langlebigen Tieren würde es wahrscheinlich auch nicht auffallen, wenn mal ein oder zwei Nachwuchsjahrgänge komplett ausfallen würden, zum Beispiel aufgrund ungewöhnlich harter Winter etc. Sicher sind die heutigen Radiotransmitter kleiner und leichter geworden als die der ersten Generation, aber trotzdem sollte man die Frage welche Überlebensnachteile durch das Tragen solcher Sender für die Tiere bestehen nicht unberücksichtigt lassen, denn sie sind raumfordernd und stellen eine zusätzliche Gewichtsbelastung dar, die nicht unterschätzt werden sollte. Im natürlichen „Überlebenskampf“ hat die Evolution schon des Öfteren gezeigt, dass selbst kleinste Energiebilanzunterschiede von nur 1-2 % zu speziellen Anpassungen geführt haben, um ein Überleben unter bestimmten Bedingungen zu ermöglichen. Denn es fällt schon auf, dass etliche solcher Studien mit dem Tod der untersuchten Individuen endeten, wenn es sich dabei um Schlüpflinge handelte. Siehe dazu auch Nicholson et al. (2020).

Literatur

Nicholson, B. J., D. P. Quinn & M. A. Rivadeneyra (2020): Post-Natal Movement, Habitat Use, and Hibernacula Selection of Eastern Box Turtles (Terrapene carolina carolina) in Southern New England. – Northeastern Naturalist 27(2): 358-380 oder Abstract-Archiv.

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