Pantherschildkröte, Stigmochelys pardalis, – © Andrea Webster

Abraham - 2024 - 01

Abraham, A. J., M. L. H. Louw, L. M. van Dijk & A. B. Webster (2024): Consumption of hyaena faeces and artificial mineral licks by leopard tortoises (Stigmochelys pardalis) in a low-nutrient environment. – African Journal of Ecology 62(3): e13308.

Der Verzehr von Hyänenkot und das Fressen von künstlichen Minerallecksteinen durch Pantherschildkröten (Stigmochelys pardalis) in einer nährstoffarmen Umgebung.

DOI: 10.1111/aje.13308 ➚

Pantherschildkröte, Stigmochelys pardalis, – © Hans-Jürgen Bidmon
Pantherschildkröte,
Stigmochelys pardalis,
© Hans-Jürgen Bidmon

Hyänenkot und Minerallecksteine stellen für Pantherschildkröten (Stigmochelys pardalis), die in einer nährstoffarmen Umgebung leben, hoch konzentrierte Nährstoffressourcen dar. Hier liefern wir direkte Beweise für den Verzehr von Hyänenkot und künstlichen Minerallecksteinen durch Pantherschildkröten in der Kalahari-Wüste. Die Schildkröten versammelten sich während der Regenzeit zwischen 10 Uhr morgens und 18 Uhr abends in Gruppen von 1 bis 5 Tieren an Hyänenlatrinen und Leckstellen. An letzteren wurden sowohl Salz- als auch Minerallecksteine zur Verfügung gestellt, wobei die Schildkröten das Salz bevorzugten. Wir vermuten, dass Kalzium-, Phosphor- und Natriumdefizite wahrscheinlich die Ursache für das Koprophagie- und Geophagie-Verhalten von Schildkröten in der Kalahari sind.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier haben die Autoren in der Kalahari (Tswalu Kalahari Reservat) 7.050 Stunden an Kameraaufzeichnungen ausgewertet, die belegen, dass die Pantherschildkröten dort gezielt die Kotplätze von Hyänen aufsuchen um ihr über Pflanzen abgedecktes Futterangebot mit Proteinen und Mineralien anzureichern. Ebenso wurde beobachtet, dass die Schildkröten auch die dort für andere Säugetiere eingerichteten Salz- und Mineralleckstellen nutzen, wobei diese künstlichen Mineralquellen die Mineralien in bis zu 1.000fach höherer Konzentration enthalten als die dort zur Verfügung stehende Vegetation. Außerdem verweisen die Autoren hier auf ein Ca:P-Verhältnis von 3,1-5,8 für Landschildkröten, was ja deutlich von dem häufig zitierten Verhältnis von 2:1 für diese Mineralien abweicht. Sie erwähnen ebenfalls, dass die Schildkröten, wie auf den Filmaufzeichnungen zu sehen ist, häufiger auch die Leckstellen, an denen nur Salz angeboten wird, auswählen. Ob dieses Verhalten nur auf die Pantherschildkröten in diesem Wüstenhabitat zutrifft, bleibt fraglich, denn grundsätzlich scheint diese Spezies sich ja an ein sehr breites Nahrungsspektrum anpassen zu können (McMaster & Downs, 2008). Siehe dazu auch Hazard et al., (2010); Gramanzini et al. (2013); Lapid et al. (2005); Sullivan & Cahill (2019) sowie das dazugehörige Video unter https://www.youtube-nocookie.com/embed/AxktyA1W6MQ?si=P-xoWYUPl8jJs_2a ➚.

Literatur

Hazard, L. C., D. R. Shemanski & K. A. Nagy (2010): Nutritional Quality of Natural Foods of Juvenile and Adult Desert Tortoises (Gopherus agassizii): Calcium, Phosphorus, and Magnesium Digestibility. – Journal of Herpetology 44(1): 135-147 oder Abstract-Archiv.

Gramanzini, M., N. Di Girolamo, S. Gargiulo, A. Greco, N. Cocchia, M. Delogu, I. Rosapane, R. Liuzzi, P. Selleri & A. Brunetti (2013): Assessment of dual-energy x-ray absorptiometry for use in evaluating the effects of dietary and environmental management on Hermann’s tortoises (Testudo hermanni). – American Journal of Veterinary Research 74(6): 918-924 oder Abstract-Archiv.

Lapid, R. H., I. Nir, & B. Robinzon (2005): Growth and body composition in captive Testudo graeca terrestris fed with a high-energy diet. – Applied Herpetology 2(2): 201-209 oder Abstract-Archiv.

McMaster, M. K. & C. T. Downs (2008): Digestive parameters and water turnover of the leopard tortoise. – Comparative Biochemistry and Physiology – Part A Molecular and Integrative Physiology 151(1): 114-125 oder Abstract-Archiv.

Sullivan, B. K. & T. M. Cahill (2019): Seasonal Timing of Consumption of Calcium-Rich Caliche in the Sonoran Desert Tortoise (Gopherus morafkai) in Central Arizona. – Chelonian Conservation and Biology 18(1): 98-101 oder Abstract-Archiv.

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