Ägyptische Landschildkröte, Testudo kleinmanni, – © Basim Rabia

Fritz - 2005 - 02

Fritz, U., P. Siroky, H. Kami & M. Wink (2005): Environmentally caused dwarfism or a valid species - Is Testudo weissingeri Bour, 1996 a distinct evolutionary lineage? New evidence from mitochondrial and nuclear genomic markers. – Molecular Phylogenetics and Evolution 37(2): 389-401.

Durch die Umwelt induzierter Zwergenwuchs oder einen valide Spezies – Handelt es sich bei Testudo weissingeri Bour, 1996 um eine distinkte Evolutionslinie? Neue Erkenntnisse von mitochondrialen und nukläeren genomischen Markern

DOI: 10.1016/j.ympev.2005.03.007 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Wir untersuchten die evolutionären Verwandtschaftsbeziehungen der fünf traditionell anerkannten Landschildkröten der Gattung Testudo in der westpalearktischen Region (T. graeca, T. hermanni, T. horsfieldii, T. kleinmanni und T. marginata) sowie die der neu beschriebenen zwergwüchsigen Art T. weissingeri an hand von Sequenzdaten des mitochondrialen Cytochrome b-Gens und mit der Methode des nukleär-genomischen Fingerabdrucks mit ISSR. Testudo weissingeri unterscheidet sich von T. marginata hauptsächlich durch ihre geringere Größe und einige charakteristischen Unterschiede im Farbmuster. T. weissingeri lebt in den trockensten, kargsten und heißesten Teil des Verbreitungsgebiets von T. marginata. Beide Methoden lieferten Daten, die klar die phylogenetische Einzigartigkeit für die fünf traditionell anerkannten Arten der Gattung Testudo zeigten, dabei konnten auch einige unterartspezifische Unterschiede und sogar Unterschiede zwischen Lokalpopulationen gezeigt werden. Allerdings konnten keine Unterschiede zwischen T. marginata und T. weissingeri gezeigt werden. Wir schließen daraus, dass es sich bei T. weissingeri nicht um eine distinkte eigene evolutive Einheit handelt. Wir vermuten, dass ihre kleine Größe durch ihre Umweltbedingungen mit ihren begrenzten Ressourcen bedingt ist und sie ein Synoym zu T. marginata darstellt (Es sich also um die gleiche Art handelt). T. marginata und T. kleinmanni bilden eine Klade, was auch durch unsere mtDNS und nuclear-genomischen Daten belegt wird. Anhand unserer mtDNS-Daten bildet diese Klade das Schwestertaxon zu dem T. graeca-Komplex. Eine mögliche Schwestergruppen-Beziehung zwischen T. hermanni und (T. marginata + T. kleinmanni) + T. graeca) wird durch unsere mtDNS-Daten nur schwach bis mittelmäßig gestützt. T horsfieldii bildet ein eigenes Schwestertaxon zu einer Klade, die alle anderen Testudo-Arten beinhaltet.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Wer bei der nächsten Börse mehr für eine angebliche T. weissingeri bezahlt als für eine Testudo marginata, sollte zumindest für sich entscheiden, womit er für sich den höheren Preis rechtfertigen möchte, denn anhand dieser neuen Befunde hat er eben nichts anderes als eine wahrscheinlich etwas kleiner bleibende Testudo marginata erworben. Viel Spaß beim Verhandeln.

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