Gewöhnliche Moschusschildkröte, Sternotherus odoratus, – © Hans-Jürgen Bidmon

Anthonysamy - 2015 - 01

Anthonysamy, W. J. B., M. J. Dreslik, D. Mauger & C. A. Phillips (2014): A Preliminary Assessment of Habitat Partitioning in a Freshwater Turtle Community at an Isolated Preserve. – Copeia 2014(2): 269-278.

Eine vorläufige Erhebung zur Habitataufteilung bei einer Wasserschildkrötengemeinschaft in einer isolierten Schutzregion.

DOI: 10.1643/CE-13-100 ➚

Tropfenschildkröte, Clemmys guttata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Tropfenschildkröte,
Clemmys guttata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Das Verständnis der artabhängigen Habitatbeziehungen ist wichtig, um Habitatmanagementziele effektiver zu implementieren, aber nur wenige Studien untersuchten die Habitatnutzung für verschiedene, gemeinsam vorkommende Schildkrötenarten. Wir untersuchten die Habitataufteilung zwischen fünf Arten von Wasserschildkröten in einem isolierten Schutzgebiet im nordöstlichen Illinois. Von Mai bis September 2006 führten wir eine Radiotelemetriestudie durch, um Unterschiede in der Makro- und Mikrohabitatnutzung, die ökologische Nischenbreite und die Überlappung der ökologischen Nischen von 50 einzelnen Schildkrötenindividuen aufzuzeigen, die den rar werdenden Arten, Emydoidea blandingii, Clemmys guttata und den häufigeren Spezies wie Chrysemys picta, Chelydra serpentina und Sternotherus odoratus angehörten. Sowohl für die Makro- als auch für die Mikrohabitatnutzung zeigte sich eine strenge Aufteilung zwischen C. guttata und den häufigeren Arten sowie eine auffällige Habitatüberlappung für E. blandingii und C. serpentina. Die Nutzung feuchter Dolomitprärie war wesentlich ausgeprägter bei C. guttata im Vergleich zu S. odoratus. Zusätzlich zeigte sich, dass die Besiedlung von Teichen bei allen häufigen Arten ausgeprägter war als bei C. guttata und E. blandingii. Die Arten zeigten auch eine strenge Mikrohabitataufteilung nach der Vegetationshöhe der Unterholzbedeckung, der Wassertiefe und nach der verfügbaren offenen Wasseroberfläche sowie in Bezug auf den Gebrauch von Feuchtgebieten mit bestimmten organischen Bodensubstraten. Das Muster für die Makro- und Mikrohabitataufteilung, die Nischenbreite und die Nischenüberlappung zeigte, dass E. blandingii und C. serpentina als Habitatgeneralisten einzustufen sind, während C. guttata ein Habitatspezialist ist. Wir fanden keine agonistischen Interaktionen zwischen den Arten, sodass die Habitataufteilung, die hier in unserer Studie vorgefunden wurde, sehr wahrscheinlich als Ergebnis artspezifischer Verhaltensweisen und durch artspezifische Bedürfnisse zustande kommt. Unsere Ergebnisse lassen auch vermuten, dass C. guttata die Art ist, die sehr stark von einer Habitatdegradation betroffen wird, und dass die Verschiedenheit in diesen Feuchtgebietscharakteristika notwendig ist, um die Besiedlung durch (diverse = Biodiversität) verschiedene Wsserschildkröten als Gemeinschaft aufrecht zu erhalten.

Chrysemys picta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Zierschildkröte, Chrysemys picta,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ich glaube besser als im letzten Satz kann man das, was Biodiversitätserhalt bedeutet, nicht zusammenfassen. Allerdings verweist das auch auf ein Problem, denn in vielen Untersuchungen zur Habitatqualität führt man solche Untersuchungen nur für eine, meist bedrohte Art durch und richtet danach das Habitatmanagement aus. Letzteres kann aber dann dazu führen, dass Managementmaßnahmen durchgeführt werden, die wiederum andere Arten einschränken oder gar gefährden, was letztendlich sogar zum Kippen der gesamten Gemeinschaft einschließlich der zu schützenden Art führen kann. So könnte zum Beispiel der Wegfall oder die starke Abnahme bei den anderen Arten dazu führen, dass sich z. B. Beutegreifer nun nur noch auf die verbliebene Art konzentrieren.

 

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