Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer

Tracy - 2006 - 02

Tracy, C. R., L. C. Zimmerman, C. Tracy, K. D. Bradley & K. Castle (2006): Rates of food passage in the digestive tract of young desert tortoises: Effects of body size and diet quality. – Chelonian Conservation and Biology 5(2): 269-273.

Darmpassageraten im Verdauungstrakt von jungen Wüstenschildkröten: Einflüsse von Körpergröße und Nahrungsqualität.

DOI: 10.2744/1071-8443(2006)5[269:ROFPIT]2.0.CO;2 ➚

Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer
Kalifornische Gopherschildkröte,
Gopherus agassizii,
© H. Bradley Shaffer

Nahrungsqualität und die Körpergröße hatten einen Einfluss auf die Darmpassagezeit von zwei Diäten (Hoher und niedriger Faseranteil (Ballaststoffanteil) bei Schlüpflingen und juvenilen Wüstenschildkröten (Gopherus agassizii). Die mittleren Darmpassagezeiten der flüssigen Nahrungsfraktion jeder Nahrung waren signifikant kürzer als die der festen Bestandteile, und Schlüpflinge hatten kürzere Darmpassagezeiten als Juvenile. Veränderungen in den Habitaten, die dazu führen, dass den Schlüpflingen nicht mehr genug ballaststoffarme Nahrung zur Verfügung steht, haben wahrscheinlich einen sehr negativen Einfluss auf die Physiologie und die Verhaltensökologie von jungen Wüstenschildkröten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Diese Studie hat da sie mit einer Kunstfuttermischung und bei relativ hohen Umgebungstemperaturen ausgeführt wurde sicher ihre Limitierungen. Trotzdem möchte ich aber hervorheben, dass die Autoren klar und deutlich auf die Bedeutung einer ballaststoffärmeren Ernährung der Schlüpflinge verweisen. Schlüpflinge sind nun einmal aus energetischen Gründen (Beißkraft) nicht in der Lage, harte faserige Pflanzen abzuweiden. Sie fressen also an relativ zarten, möglichst ernährungsphysiologisch hochwertigen Kräutern, nach denen sie im Freiland suchen. Deshalb würde eine Abnahme bei diesen Nahrungskräutern auch zu verhaltensökologischen Veränderungen führen, da der Mangel längere Wanderungen zum Auffinden solcher Nahrung erzwingt. Da normalerweise auch der Verdauungstrakt der Nahrung angepasst ist – man denke nur daran, dass Schlüpflinge in den ersten Tagen bis Wochen nach Verlassen des Eies noch von Dotterreserven im Darm zehren (Dotterproteine + Fette), also Proteinverdauung noch vorrangig abläuft) – kann man sich schon fragen, ob es Sinn macht, faserreiches aufgeweichtes Heu zu verfüttern, das vom Faseranteil her eine Konsistenz hat, die sie nie im Freiland beißen könnten? (Siehe auch Oftedal et al. (2002).

Literatur

Oftedal, O., S. Hillard & D. J. Morafka et al. (2002): Selective spring foraging by juvenile desert tortoises (Gopherus agassizii) in the Mojave desert: Evidence of an nutritional strategy. – Chelonian Conservation and Biology 4(2): 341-352.

Galerien