Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Rinaldi - 2013 - 01

Rinaldi, S., M. Iannaccone, G. E. Magi, E. Costantini, A. Castagna, E. Sanna Passino, M. Maioli & V. Fontani (2013): Physical reparative treatment in reptiles. – BMC Veterinary Research 9: 39.

Physische Reparaturbehandlungen bei Reptilien.

DOI: 10.1186/1746-6148-9-39 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Das Gewebewachstum, welches nach einer Verletzung nötig ist, um eine komplette oder partielle Wundheilung bis zur Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands zu erreichen, für die verschiedenen Weich- bzw. Hartgewebe ist unterschiedlich und kann lange Zeit in Anspruch nehmen. Letzteres hängt auch von der jeweiligen Tierart, dem Habitat und von intrinsischen physiologischen Faktoren ab. Der Grund für diese Arbeit war der Versuch zu probieren, ob eine Gewebeoptimierungsbehandlung mit dem radioelektrischen asymmetrischen Fördergerät (REAC, radio electric asymmetric conveyer) bei diesen Tieren gute Resultate liefert, indem die Behandlung – also die Zeit bis zur Ausheilung – verkürzt wird. Diese Arbeit beschreibt vorläufige Ergebnisse zur Förderung der Gewebeheilung bei Reptilien. Fallvorstellung: Eine 5 Jahre alte männliche Testudo graeca (Leo), eine 5 Jahre alte männliche Trachemys scripta scripta (Mir) und eine 15 Jahre alte weibliche Testudo hermanni (Juta) wurden mit Weichgewebeverletzungen behandelt. Eine weitere 25 Jahre alte Trachemys scripta elegans (Ice), eine weibliche 2,5 Jahre alte Trachemys scripta scripta (Penelope) sowie eine 50 Jahre alte männliche Testudo graeca (Margherito), die Carapaxverletzungen aufwiesen, wurden ebenfalls mit der Methode behandelt. Nach Anfrischung der Wundränder und traditioneller Therapie behandelten wir Leo, Penelope und Margherito zusätzlich mit dem REAC Gerät anhand eines spezifischen Behandlungsprotokolls, welches als Gewebeoptimierung-Basic bezeichnet wird (TO-B). Auch Ice und Mir wurden nach Aufwundung mit dem RECA-Verfahren behandelt. Juta wurde nur mit dem REAC Verfahren versorgt. Eine komplette Wundheilung war bei Leo nach 17 Tagen, bei Penelope nach 7 Tagen, bei Mir nach 27 Tagen, bei Ice nach 78 Tagen und bei Margherito nach 14 Tagen festzustellen. Juta zeigte eine signifikante Gewebeaktivierung innerhalb von 2 Tagen und eine komplette Heilung nach 5 Tagen.
Schlussfolgerung: Unsere Befunde lassen vermuten, dass die Behandlung mit dem REAC TO-B Verfahren bei Leo Vorteile gegenüber den traditionellen Methoden zeigte, ebenso wie sich gute, die Heilung unterstützende Anzeichen bei den anderen Patienten erkennen ließen. Daher könnte das REAC Verfahren unter Anwendung des spezifischen TO-B Behandlungsprotokolls, die Geweberegeneration fördern, ohne dabei die Patienten zu stressen und eine Therapie zur Wundbehandlung bei Reptilien darstellen. Zusätzliche Studien sind notwendig, um diese Beobachtungen zu stützen.

Gelbwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta scripta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Gelbwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta scripta,
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ein schönes Beispiel dafür, wie man sehr wahrscheinlich Firmen gesponserte Auftragsforschung zum einen nach nicht wissenschaftlichen Kriterien, aber vielleicht praxisnahen Bedingungen durchführt, und dann auch noch die durchaus anzuzweifelnden Ergebnisse möglichst positiv beschreibt und publiziert. Aus meiner Sicht ist der letzte Satz dieses Abstracts wohl der einzig haltbare. Nichtsdestotrotz enthält die Arbeit schöne farbige Abbildungen zur Verdeutlichung der Anwendungen.

 

 

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