Messenger - 2014 - 01

Messenger, A. M., A. N. Barnes & G. C. Gray (2014): Reverse zoonotic disease transmission (zooanthroponosis): a systematic review of seldom-documented human biological threats to animals. – PLoS One 9(2): e89055.

Reverse zoonotische Krankheitsübertragung (Zooanthroponosis): Ein systematischer Überblick über die nur selten dokumentierten vom Menschen ausgehenden biologischen Gefährdungen für Tiere.

DOI: 10.1371/journal.pone.0089055 ➚

Hintergrund

Wissenschaftliche Untersuchungen über zoonotisch übertragbare Erkranken untersuchen häufig die Übertragung eines Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen. Allerdings steigt die Zahl der Berichte die andeuten, dass auch Menschen Krankheitserreger auf Tiere übertragen. Jüngste Beispiele beziehen sich auf die Übertragung von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus, Influenza A Virus (Grippevirus A), Cryptosporidium parvum und Ascaris lumbricoides. Das Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es einen fundierten Überblick über die dazu vorhandene Literatur zu geben, die sich auf „Reverse-Zoonosen“ bezieht, um aufzuzeigen, dass es auch in diesem Bereich mehr Forschungsarbeit geben sollte.

Methoden

Wir führten initial eine umfassende Literaturzusammenstellung mit 4.763 Arbeiten durch, von denen wir 4.704 ausschlossen, da sie die angelegten wissenschaftlichen Kriterien nicht voll erfüllten. Anschließend analysierten wir die verbliebenen 56 Artikel (aus 56 Ländern in einem Zeitraum von 30 Jahren), die nachweisbar die Übertragung von Krankheitserregern vom Menschen auf verschiedene Tiere beschreiben.

Ergebnisse

Von diesen Publikationen beschrieben 21 (38 %) bakterielle Krankheitserreger, 16 (29 %) virale, 12 (21 %) parasitische und 7 (13 %) Pilze oder multiple Krankheitserreger. Bei den betroffenen, infizierten Tieren handelte es sich um Wildtiere (n = 28, 50 %), Nutztiere (n = 24, 43 %), Begleithaustiere (Hunde, Katzen; n = 13, 23 %) und verschiedene andere Tiere (n = 2, 4 %). Diese publizierten Berichte über Reverse-Zoonosen stammten aus allen Kontinenten (mit Ausnahme der Antarktis, was nahelegt, dass diese Gefahr weltweit zum Tragen kommt).

Interpretation/Diskussion

Wir erleben heute eine zunehmende globale Industrialisierung der Tierproduktion, den schnellen weltweiten Transport von Menschen und Tieren, und dass sich die Lebensräume (Habitate) der Menschen zunehmend mit denen der Tiere überschneiden und sehr komplex gestalten, sodass die Zukunftsvorhersagen eigentlich für zunehmend mehr Möglichkeiten für das Auftreten von Reversen-Zoonosen sprechen. Wissenschaftliche Untersuchungen müssen auf diesem Gebiet intensiviert werden, um ein besseres Verständnis über diese zunehmenden Krankheitsgefahren zu erlangen. Als Ergebnis plädieren wir für einen multidisziplinären Ansatz unter dem Stichwort „Eine Gesundheit“, um diesen Problemen zu begegnen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Dieses Problem ist auch für die Schildkrötenhaltung nicht ganz unbedeutend wie so mancher meinen mag, denn z. B. Keratin – also hornzersetzende Pilze, die auf Schildkrötenpanzerläsionen nachgewiesen wurden – gehören zur gleichen Spezies wie bekannte Nagelpilze beim Menschen. Auch da ist theoretisch beides möglich, nämlich dass man sich selbst bei befallenen Schildkröten anstecken kann, wie auch umgekehrt, dass man seine Pfleglinge infiziert. Gleiches gilt auch für die Übertragung von Salmonellen und anderen Erregern. Wie oft so etwas wirklich passiert ist bislang eigentlich unbekannt, denn die oben in der Arbeit angeführten Prozent- und Fallzahlen beziehen sich auf veröffentlichte Fälle. Also solche, die untersucht und beschrieben wurden, wobei jedem klar sein sollte, dass das eigentlich nur in den wenigsten Fällen geschieht.