Fordham - 2006 - 01

Fordham, D., A. Georges, B. Corey & B. W. Brook (2006): Feral pig predation threatens the local persistence of snake-necked indigenous harvest and turtles in northern Australia. – Biological Conservation 133(3): 379-388.

Die Bejagung durch Wildschweine gefährdet die lokale Persistenz der Schlangenhalsschildkrötenernte der Ureinwohner und die Schildkröten im Norden Australiens

DOI: 10.1016/j.biocon.2006.07.001 ➚

Die nördliche Schlangenhalsschildkröte (Chelodina rugosa) war traditionell ein saisonal wichtiger Proteinlieferant für die ursprünglichen Einwohner (Aborigines) des Arnhem Land, Nord-Australien. Die heutigen Techniken zur Schildkrötenernte unterscheiden sich nur wenig von der historischen Ernte vergangener Zeiten. Die Ernte beginnt am Ende der Trockenzeit, wenn auch die ephemeren Gewässer trocken fallen und die Schildkröten ihre Trockenruhe machen. Die Radiotelemetrie wurde benutzt, um die Überlebensraten von C. rugosa an einer traditionell genutzten Sammelstelle zu untersuchen und sie in Relation zur Ernte (durch Aborigines), zur Bejagung durch Wildschweine (Sus scrofa) und zu den assoziierten Umweltfaktoren zu setzen. Obwohl die Überlebensrate der Schildkröten positiv mit ihrer Körpergröße korreliert war, war das Überleben aller Größenklassen und Altersklassen durch die Bejagung durch Wildschweine stark eingeschränkt. Saisonale Unterschiede im Einsetzen, der Dauer und der Intensität von Regenfällen sowie die damit assoziierten Auswirkungen von periodischen Trockenphasen sind die wichtigsten Faktoren für das Überleben von C. rugosa, weil diese Unterschiede einen direkten Einfluss auf den Beginn, die Zeitdauer und die Intensität der Ernte durch die Aborigines und die Bejagung durch die Wildschweine haben. Die zeitweiligen Ernteraten für C. rugosa im Arnhem Land durch die Bevölkerung der Aborigines sind sehr gering geworden, weil eben der Bejagungsdruck durch die Wildschweine die Bestände sehr schnell dezimiert, kurz bevor die Ernte durch die Aborigines beginnt. Die Schildkrötenernte der Aborigines ist dabei reguliert durch den Zeitpunkt und die Häufigkeit von Zeremonien und einiger anderer kultureller Aktivitäten, die mit der Ernte einhergehen. Vor dem Eintreffen der Wildschweine sorgten die Regularien zur Ernte zu Zeiten, in denen ein prinzipielles Sammeln von Schildkröten möglich gewesen wäre, für eine Milderung des Jagddrucks, was zur lokalen Abundanz (Häufigkeit) und zur Erhaltung der C. rugosa Bestände beitrug. Im Gegensatz dazu ist die Bejagung durch die Schweine fortdauernd, so dass derzeit die Jahre mit hohen Überlebensraten der Schildkröten auf die wenigen Jahre mit sehr hohen und lang anhaltenden Regenfällen beschränkt sind.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ein schönes Beispiel dafür, in welche Zwickmühle eine Art im Überlebenskampf kommen kann. Denn die Jahre mit sehr kurzer Trockenzeit und sehr langen Überschwemmungsphasen dürften auch für die Schlupfraten der Gelege nicht ganz optimal sein, da bei dieser Spezies die optimale Schlupfrate bei einer Gelegeüberschwemmung von 6-7 Wochen liegt (siehe Fordham et al. (2006)).

Literatur

Fordham, D., A. Georges & B. Corey (2006): Compensation for inundation-induced embryonic diapause in a freshwater turtle: achieving predictability in the face of environmental stochasticity. – Functional Ecology 20(4): 670-677 oder Abstract-Archiv.