Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, sitzt sonnend am Ufer – © Hans-Jürgen Bidmon

Ding - 2021 - 01

Ding, L., Z. B. Huang, Y. N. Lu, L. Y. Liang, N. Li, Z. X. Xu, J. L. Zhang, H. T. Shi & M. L. Hong (2021): Toxic effects of ammonia on intestinal health and microbiota in red-eared slider (Trachemys scripta elegans). – Chemosphere 280: 130630.

Die toxischen Auswirkungen von Ammoniak auf die Darmgesundheit und das Mikrobiom bei Rotwangen-Schmuckschildkröten (Trachemys scripta elegans).

DOI: 10.1016/j.chemosphere.2021.130630 ➚

Rotwangen-Schmuckschildkröte, Trachemys scripta elegans, – © Hans-Jürgen Bidmon
Rotwangen-Schmuckschildkröte,
Trachemys scripta elegans,
© Hans-Jürgen Bidmon

Ammoniak ist ein wichtiges Umweltgift und kann weitreichende Schädigungen in den Organen aquatischer Tiere verursachen wobei insbesondere Auswirkungen auf den Darm auftreten, da er großflächig mit der Außenwelt in Beziehung steht. Als wesentlicher Bestandteil aquatischer Ökosysteme könnten davon auch Schildkröten betroffen sein. Allerdings ist bislang nichts darüber bekannt ob Ammoniak den Darm von Schildkröten beeinträchtigt. Deshalb nutzten wir hier die weltweit verbreitete Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) um die Auswirkungen von Ammoniak auf deren Darmgesundheit und deren Mikrobiomzusammensetzung zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigten, dass Ammoniak signifikant die Struktur der Darmwand veränderte in dem er die Dicke der Darmwand reduzierte, die Länge der Dünndarmmikrovilli verkürzte, zur Ausdehnung der Lamina propria führte und zudem das Auftreten inflammatorischer Zellen bei Schildkröten die 1,418 mg Ammoniak pro Liter für 30 Tage ausgesetzt waren förderte. Zusätzlich fanden wir eine Abnahme bei der Genexpression für epitheliale Tight-Junction-Komponenten was anzeigt das Ammoniak selektiv die parazelluläre Durchlässigkeit des Darmepithels bedingt. Die gleichzeitige Hochregulation bestimmter Zytokine lässt vermuten, dass Ammoniak die Immunreaktionen und inflammatorische Darmreaktionen induziert. Des Weiteren veränderte Ammoniak die Zusammensetzung bei den dominanten Bakteriengruppen und reduzierte die Häufigkeit der nützlichen Darmbakterien. Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass Ammoniak die Darmgesundheit beeinträchtigt und die Zusammensetzung der normalen Darmflora bei T. s. elegans verändert. Diese Studie liefert daher neue Einblicke in Bezug auf die toxischen Auswirkungen von Ammoniak bei aquatischen Schildkröten und hilft vielleicht dabei die Rahmenbedingungen für eine effektive Erhaltung von Schildkröten zu unterstützen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine zwar in Bezug auf das Abstract sehr allgemein formulierte Studie, die uns aber doch wieder daran erinnert wie wichtig Gewässerhygiene sowohl im Freiland wie auch bei der artifiziellen Wasserschildkrötenhaltung für die Gesundheit der Tiere ist. Diesbezgl. verwundert es auch nicht, wenn so mancher enggepackte Schildkrötentransport im Tierhandel zu Schädigungen führen kann, die Langzeitauswirkungen zeitigen können die die Tiere nicht nur beeinträchtigen, sondern auch deren Überleben gefährden können. Diesbezüglich ist es schon erstaunlich wie viel Verschmutzung und Gewässerbelastung manche Schildkrötenarten tolerieren können (siehe Hofstra, 2015). Letzteres mag auch daran liegen das Ammoniak auch leicht flüchtig ist und selbst über die Atemluft (z. B. beim Sonnenbaden) abgeatmet werden kann.

Literatur

Hofstra, J. (2015): Moerasschildpadden op het Griekse eiland Lesbos. – Schildkröten im Fokus Online 2015 3: 1-9 oder Artikel-Archiv.

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