Großkopf-Schlammschildkröte, Claudius angustatus, ein männlicher Wildfang – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)

Ceballos - 2014 - 01

Ceballos, C. P. & J. B. Iverson (2014): Patterns of sexual size dimorphism in Chelonia: revisiting Kinosternidae. – Biological Journal of the Linnean Society 111(4): 806-809

Muster der geschlechtsbedingten Größenunterschiede bei Schildkröten: Eine Rückschau auf die Kinosternidae.

DOI: 10.1111/bij.12273 ➚

Großkopf-Schlammschildkröte, Claudius angustatus, – © Robert Hentschel (www.chrysemys.com)
Großkopf-Schlammschildkröte,
Claudius angustatus,
ein männlicher Wildfang
© Robert Hentschel
(www.chrysemys.com)

Renschs Regel, beschreibt ein makroevolutionäres Muster, indem die geschlechtsbedingten Größenunterschiede (SSD) bei Arten mit von Männchen dominierten SSD mit der Körpergröße zunehmen und bei Arten mit von Weibchen dominierten SSD abnehmen. Dies wurde für viele Wirbeltierarten untersucht, denn es zeigt, ob die SSD durch die sexuelle Auswahl oder durch andere Mechanismen gesteuert wird (z.B. Fekundität oder natürliche Selektion). Die Beweislage bei Schildkröten lieferte gegensätzliche Befunde, die eventuell durch deren unterschiedliche Phylogenie bedingt sein könnten, die den Analysen zugrunde lag. Wir wiederholten die Untersuchungen zum SSD-Muster in Abhängigkeit zur Körpergröße bei den Kinosterniden, da deren neu aufgestellte und sehr gut aufgelöste Phylogenie klare Beweise für die ursprüngliche Monophylie der Familien der Staurotypidae und Kinosternidae liefert und sie in separate Familien unterteilt (zuvor wurden die Staurotypidae als Unterfamilie innerhalb der Kinosternidae angesehen), ebenso wurde die Gattung Cryptochelys für die monophyletische leucostomum Klade eingeführt. Im Gegensatz zu dem, was vorher behauptet wurde, fanden wir, dass die Kinosternidae so wie früher einmal anerkannt (z. B. zusammenfassend Staurotypus und Claudius) und die davon abgetrennten Kinosternidae beide dem vorhergesagten Muster der Rensch-Regel entsprechen. Unsere Analyse mit den publizierten Daten zu den Körpergrößen hatte keine Auswirkungen auf die Ergebnisse, was klar die Bedeutung der Phylogenie für makroevolutionäre Studien belegt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier haben wir einmal einen Fall, wo die korrekte phylogenetische Aufspaltung in zwei unterschiedliche Familien dazu führt, dass sich die Spezies innerhalb dieser Familien so verhalten wie es die Rensch-Regel besagt. Letzteres kann ein Beleg dafür sein, dass diese Separation der beiden Familien sinnvoll ist. Wen man aber nun schon solche phylogenetischen Daten wie in diesem Fall hat, könnte man die dann nicht auch dazu nutzen, um Charakteristika zu erarbeiten, die zeigen, wie weit sowohl morphologische als auch genetische Unterscheidungen reichen müssen, um zu sinnvollen Aufspaltungskriterien bis hin zur Art zu kommen?

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