Georgia-Gopherschildkröte, Gopherus polyphemus, – © Brian Folt

Catano - 2015 - 01

Catano, C. & I. J. Stout (2015) Functional relationships reveal keystone effects of the gopher tortoise on vertebrate diversity in a longleaf pine savanna. – Biodiversity and Conservation 24(8): 1957-1974.

Funktionelle Beziehungen zeigen, dass Gopherschildkröten eine Schlüsselstellung für die Wirbeltierdiversität in der Langnadel-Kiefersavanne innehaben.

DOI: 10.1007/s10531-015-0920-x ➚

Georgia-Gopherschildkröte, Gopherus polyphemus, – © Tracey D. Tuberville
Georgia-Gopherschildkröte,
Gopherus polyphemus,
© Tracey D. Tuberville

Schlüsselarten sind bekannt als wesentliche Determinanten des Diversitätsmusters in vielen Ökosystemen. Ihre Auswirkungen auf die ökologischen Prozesse sind fundamental für das Verständnis der Dynamik von solchen Lebensgemeinschaften, wodurch sie zu interessanten Arten für die Arterhaltung und das Ökosystemmanagement werden. Allerdings gehen viele Studien von der Annahme aus, dass diese Schlüsselfaktoren konstant sind. Indem wir begannen funktionale Beziehungen zwischen Spezies zu entwickeln und deren Auswirkungen in einem variablen Kontext zu analysieren, waren wir in der Lage wirkungsvollere Erhaltungsstrategien zu entwickeln, um die Schlüsselfunktionen zu identifizieren. Die gefährdete Gopherschildkröte (Gopherus polyphemus) ist vermutlich eine solche Schlüsselart, die die Biodiversität in der bedrohten Langnadel-Kiefer-Savanne (Ökosystem) in den südöstlichen Küstenebenen der USA aufrecht erhält und fördert. Obwohl viele so genannte Kommensalen Gebrauch von Schildkrötenhöhlen machen, ist der Einfluss der Schildkröten auf deren offensichtliche Diversitätsmuster bislang unerforscht. Wir quantifizierten die funktionellen Zusammenhänge zwischen Schildkrötenhöhlendichte und der nicht-flugfähigen Wirbeltiervielfalt innerhalb der Langnadel-Kiefer-Savanne im zentralen Florida. Die Schildkrötenhöhlendichte wirkte sich positiv auf die Wirbeltierdiversität und deren Aufrechterhaltung aus, zeigte aber keine Auswirkungen auf die Anzahl der Arten. Diese Beziehung war sehr robust über mehrere Feuerregime (Waldbrandverläufe) und erwies sich als der Primärfaktor zur Erklärung der Biodiversität auf lokaler Ebene. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Gopherschildkröte eine Schlüsselstellung inne hat, indem sie als Ökosystemingenieur agiert. Deshalb werden die fortschreitenden Rückgänge bei den Gopherschildkrötenpopulationen innerhalb dieses Biodverstätshotspots auch negative Auswirkungen auf die Wirbeltierdiversität insgesamt nach sich ziehen. Deshalb ist gerade die Erhaltung der Gopherschildkröten wichtig, um die Diversität bei der Wirbeltierfauna und deren Funktion innerhalb des bedrohten Ökosystems der Langnadelkiefer-Savanne zu erhalten. Zudem zeigen wir, dass die Entwicklung eines funktionalen Verständnisses für die Schlüsselbeziehungen (nicht in Form einer binominalen Kategorisierung) wichtige Einsichten in die Prozessabläufe innerhalb von Lebensgemeinschaften liefert.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine sehr interessante Arbeit, die das bestätigt, was früher schon beobachtet wurde (Pike & Mitchell 2013, Kinlaw & Grasmueck 2012). Insgesamt ist es auch wieder eine gute Bestätigung für gewisse universelle Gesetzmäßigkeiten innerhalb biologischer Netzwerksysteme (siehe dazu auch Carrol 2016).

Literatur

Carroll, S. B. (2016): The Serengeti Rules: The quest to discover how life works and why it matters. – Princeton University Press, New Jersey, pp. 263.

Kinlaw, A. & M. Grasmueck (2012): Evidence for and geomorphologic consequences of a reptilian ecosystem engineer: The burrowing cascade initiated by the Gopher Tortoise. – Geomorphology 157-158: 108-121 oder Abstract-Archiv.

Pike, D. A. & J. C. Mitchell (2013): Burrow-dwelling ecosystem engineers provide thermal refugia throughout the landscape. – Animal Conservation 16(6): 694-703 oder Abstract-Archiv.

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