Mediterrane unechte Karettschildkröte, Caretta caretta, – © Dimitris Margaritoulis, Archelon

Bentley - 2020 - 01

Bentley, B. P., J. K. McGlashan, M. J. Bresette & J. Wyneken (2020): No evidence of selection against anomalous scute arrangements between juvenile and adult sea turtles in Florida. – Journal of Morphology 282(2): 173-184.

Keine Beweise für eine negative Selektion gegenüber abnormaler Schildanordnungen bei juvenilen und adulten Meeresschildkröten in Florida.

DOI: 10.1002/jmor.21294 ➚

Unechte Karettschildkröte, Caretta caretta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Unechte Karettschildkröte,
Caretta caretta,
© Hans-Jürgen Bidmon

Unterschiede bei der Anzahl und der Anordnung von Hornschilden werden häufig zur Identifizierung der Arten von hartgepanzerten Meeresschildkröten verwendet. Obwohl in der Natur die Anordnung der Schilde stark konserviert auftritt, werden abnormale Schilderarrangements in der Literatur seit über einem Jahrhundert immer wieder erwähnt wobei diese Anomalien oft mit suboptimalen Umweltbedingungen in den Nestern während der Entwicklung assoziiert werden. Lange aufrechterhaltene Annahmen lassen vermuten, dass abnormale Schildanordnungen ein Anzeichen für ursächliche physiologische und morphologische Anomalien darstellen welche sich langfristig negativ auf das Überlebenspotential dieser Individuen auswirken kann. Hier werteten wir eine über 25 Jahre angelegte Fotodatenbank für zwei Meeresschildkrötenspezies (Caretta caretta und Chelonia mydas) aus. Die Aufnahmen waren nach dem Zufallsprinzip und nicht selektiv an der Ostküste Floridas bei Schildkrötenbeobachtungen gemacht worden. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass C. mydas einen relativ hohen Anteil an variablen Carapaxschildanordnungen aufweist während C. caretta einen relativ hohen Anteil an Individuen mit Plastronschildanomalien aufweist. Wir liefern ebenso Nachweise dafür, dass zum einen die Formen und die Muster von Schildanomalien während der Wachstumsphasen erhalten bleiben und zum zweiten gibt es kaum Beweise dafür, dass die Selektion die Schildkröten mit Schildanomalien in den jeweiligen untersuchten Altersklassen benachteiligen würde. Zum dritten belegen die Befunde, dass die Häufigkeit mit der Schildanomalien auftreten zwischen 1994 und heute stabil gleich hoch geblieben ist. Diese Befunde lassen den Schluss zu, dass abnormale Schildanordnungen nicht mit nachteiligen Folgen in Bezug auf die auf die Überlebensfähigkeit assoziiert sind. Zumindest dann nicht, wenn die Schildkröten das Juvenilstadium erreicht haben. Zudem lässt sich feststellen, dass Schildanomalien relative häufig innerhalb der Populationen auftreten und deshalb wohl als normal anzusehen sind.

Grüne Meeresschildkröte, Chelonia mydas, – © Hans-Jürgen Bidmon
Grüne Meeresschildkröte,
Chelonia mydas,
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun zumindest lässt sich feststellen, dass Schildanomalien wohl kaum mit Überlebensnachteilen einhergehen und die gleichbleibende Häufigkeit über diesen Zeitraum könnte auch dafürsprechen, dass sie eventuell vererbbar sind. Letztendlich könnten aber auch epigenetische Faktoren während der Entwicklung dafür mitverantwortlich sein. Hier muss also die Zukunft zeigen welche Faktoren dafür ursächlich sein könnten. Siehe dazu auch Mautner et al., (2017).

Literatur

Mautner, A. K., A. E. Latimer U. Fritz & T. M. Scheyer (2017): An updated description of the osteology of the pancake tortoise Malacochersus tornieri (Testudines: Testudinidae) with special focus on intraspecific variation. – Journal of Morphology 278(3): 321-333 oder Abstract-Archiv.

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