Shine - 2023 - 01

Shine, R., M. J. Whiting & C. Jolly (2023): When legislation to protect wildlife becomes a problem. – Nature 615(7952): 394.

Wenn die Legislative zum Schutz von Wildtieren zum Problem wird.

DOI: 10.1038/d41586-023-00767-x ➚

Die meisten derzeitigen, gesetzlichen Vorschriften zum Schutz von Wildtieren zielen darauf ab die Zerstörung der Lebensräume und die exzessive Entnahme der Ressourcen zu verbieten. Allerdings diese Schutzansätze berücksichtigen in keiner Weise die neu aufkommenden Gefahren, die durch den Klimawandel bedingt werden. Viele der heute noch vorhandenen Arten werden ausgestorben sein, lange bevor die angedachten Einschränkungen bei den klimawirksamen Gasemissionen realisiert sein werden. Nehmen wir als Beispiel ein alpines Wirbeltier dessen Habitat ganz einfach durch die globale Klimaerwärmung verschwindet oder bedrohte Frösche im Regenwald die durch invasive Pilze wie Chytridpilze befallen werden. Für solche Arten sind Gesetze, die den Handel oder die kommerzielle Lebensraumzerstörung verbieten bestenfalls nur von geringem Wert. Stattdessen bräuchten wir schnell greifende Maßnahmen die auf lokaler Ebene die fortschreitenden, zerstörerischen Prozesse reduzieren – Zum Beispiel – indem wir seltengewordenen heimischen Spezies helfen mit den neuen invasiven Gefahren zu co-existieren (siehe Ward-Fear et al. 2016). Dabei sind wissenschaftliche Forschungsarbeiten aber eine essenzielle Voraussetzung, um diese Gefahren zu managen. Bedingt durch die gesetzlichen Unterschutzstellungen dauert es aber unglücklicherweise oft Monate oder gar Jahre, selbst nach vorheriger Überprüfung durch Ethikkommissionen, um die für solche Forschungsarbeiten notwendigen Genehmigungen zu erhalten, da es sich dabei um eine ausufernde verbotsbasierte Bürokratie handelt. Wir unterbreiten deshalb den Vorschlag, dass solche Anträge, die in keiner Weise negative Auswirkungen in Bezug auf den Erhaltungsstatus einer Spezies haben einem schnellen Sonderbehandlungsverfahren zugeführt werden. Die Evaluation solcher Forschungsanträge für hochgradig mit einem Aussterberisiko belastete, gefährdete Arten würden allein dadurch sehr erleichtert, wenn man die zwecklosen bürokratischen Hürden, die selbst häufig genutzte, zahlreich vorhandene Spezies gelten aussetzen würde.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Was hier beklagt wird kann wirklich für zukunftsweisende Forschungsarbeiten hinderlich sein. Aber hier ist eigentlich nur ein Ausweg möglich, nämlich eine vertauensvolle Zusammenarbeit von Behördenmitarbeitenden und den Wissenschaftlern. Dabei sollte man durchaus den Behördenmitarbeitern eine Einweisung dahingehend zu kommen lassen, die sie dafür sensibilisiert sich den wissenschaftlichen Bedürfnissen anzunähern. Denn genauso wie sich die Lebewesen Plastizität zeigen müssen, um sich den Veränderungen anpassen zu können so müssen sich auch die Behördenmitarbeitenden diesen Herausforderungen in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft stellen. Aber auch in der Wissenschaft sollte man, um diese vertrauensvolle Zusammenarbeit zu gewährleisten dafür sorgen, dass solch fragwürdige Vorfälle wie z. B. der Vorfall der von Law (2019) erst wieder geschildert wurde klar auszuschließen sind.

Literatur

Law, Y.-H. (2019): New tarantula highlights illegal trade in spiders. Arachnologists named species based on poached specimens. – Science 363(6430): 914-915; DOI: 10.1126/science.363.6430.914 ➚.

Ward-Fear, G., D. J. Pearson, G. P. Brown, B. Rangers & R. Shine (2016): New tarantula highlights illegal trade in spiders. Arachnologists named species based on poached specimens. – Biology Letters 12(1): 20150863; DOI: 10.1098/rsbl.2015.0863 ➚.