Sassoon, S., Y. Suari & Y. Levy (2025): Eastern Mediterranean sea turtles in their epipelagic phase: First records of monthly growth rates and effects of a plastic pollutant. – Regional Studies in Marine Science 82: 104056.
Meeresschildkröten im östlichen Mittelmeer in ihrer epipelagischen Lebensphase: Erste Aufzeichnungen über monatliche Wachstumsraten und Auswirkungen eines Kunststoffschadstoffs.
DOI: 10.1016/j.rsma.2025.104056 ➚

Caretta caretta,
© Hans-Jürgen Bidmon
Die meisten Bemühungen zum Schutz der Meeresschildkröten konzentrieren sich weltweit auf die Niststrände. Nachdem die Jungtiere das Meer erreicht haben, wird der Überwachung, Forschung und Erhaltung jedoch keine große Priorität mehr eingeräumt, und über die nachfolgenden Lebensstadien, wenn die Schildkröten passiv in pelagischen Lebensräumen treiben, ist wenig bekannt. Wir untersuchen die Biologie und die Bedrohungen für die Teilpopulationen der Unechten Karettschildkröte (Caretta caretta) und der Grünen Meeresschildkröte (Chelonia mydas) im Mittelmeer anhand eines Datensatzes von verletzten Meeresschildkröten, die zwischen 1999 und 2020 zur Behandlung in das israelische Sea Turtle Rescue Center gebracht wurden. Anhand der Längenverteilung der minimalen gekrümmten Panzerlängen berechneten wir zum ersten Mal die monatspezifischen Wachstumsraten beider Schildkrötenarten. Unechte Karettschildkröten wuchsen in den ersten 19 Lebensmonaten mit einer Rate von 0,76 cm pro Monat und Grüne Meeresschildkröten in den ersten 11 Lebensmonaten mit einer Rate von 0,92 cm pro Monat. Wir fanden auch heraus, dass die Hauptursache für Verletzungen bei epipelagischen Schildkröten (<= 40 cm gekrümmte Panzerlänge) das Verheddern in Polypropylensäcken war. Der Anteil der epipelagischen Schildkröten, die im israelischen Meeresschildkröten-Rettungszentrum wegen dieser Verstrickungen behandelt wurden, stieg von 20 % der epipelagischen Fälle im Jahr 2008 auf 75 % im letzten Jahr dieser Studie (2020). Wir vermuten, dass diese Säcke von Tiertransportern stammen, und die Verhinderung dieser Art von Meeresverschmutzung ist für das Wohlergehen der Populationen von entscheidender Bedeutung und erfordert internationale Zusammenarbeit.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Hierbei handelt es wieder um eine der seltenen Langzeitbeobachtungen, die zum einen belegen, dass anscheinend die Nahrungsverfügbarkeit für diese Meeresschildkröten noch nicht zu sehr beeinträchtigt ist, da sie noch einen guten Zuwachs generieren können. Zudem zeigt die Studie aber auch, wie der Mensch, man muss hier fast schon sagen willentlich, zum Tod der Meeresschildkröten beiträgt. Denn die in der Publikation auch dargestellten Kunststoffsäcke werden üblicherweise zum Transport von Nahrungs- und Futtermitteln verwendet und hier stellt sich schon die Frage: Sparen sich die Schiffe und deren Reedereien, die Rinder in die arabischen Länder transportieren die Entsorgungskosten dadurch, dass die Futtermittelsäcke einfach über Bord gehen oder ist die deutliche Zunahme solcher Säcke im Mittelmeer eine Folge der zunehmenden Hilfsgüterlieferungen in die Konfliktgebiete mit ihren Flüchtlingslagern gepaart mit den auch zunehmenden strandnahen Kriegshandlungen im Nahen Osten? Zumindest fallen diese für Meerestiere tödlichen Kunststofffragmente in die durchaus besser vermeidbare Kategorie des Makroplastiks.
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Caretta caretta – Unechte Karettschildkröte





Chelonia mydas – Grüne Meeresschildkröte